OBERLANDCard
Deutschlands erstes kommunales Bonusbezahlsystem
Das wachsende Onlinegeschäft macht es dem lokalen Einzelhandel nicht leicht - viele Händler können mit den Angeboten im Internet nicht mehr mithalten. Dies wirkt sich auch auf die Innenstädte aus, die dadurch veröden. Deutschlands erstes landkreisweites Bonusbezahlsystem im oberbayerische Landkreis Miesbach soll diesem Trend nun entgegenwirken. Dafür arbeitet die teilöffentliche Standortmarketing-Gesellschaft mit regionalen Partnern zusammen – mit lokalen Händlern, Gastronomiebetrieben und Produzenten. Umfassen wird das Bonusprogramm eine Bonusbezahlkarte, Gutscheine und Marketingangebote für teilnehmende Unternehmen. Arbeitgebern soll zudem eine besondere Rolle zuteilwerden, indem sie die regionale Wertschöpfung kostengünstig ankurbeln können. Starten soll das neue Bonusbezahlsystem im März 2021.
Das ist die Motivation hinter dem kommunalen Bonusbezahlsystem
Der digitale Wandel trifft regionale Unternehmen hart – das weiß auch Florian Brunner, Regionalmanager der teilöffentlichen Standortmarketing-Gesellschaft Landkreis Miesbach. Der Onlinehandel habe in den letzten 5 Jahren immerhin um 75 Prozent zugenommen.
„Das ist ein Umsatzpotenzial, was bei uns in der Region fehlt. Dadurch sind nicht nur lokale Händler gefährdet, sondern auch die Innenstädte. Wenn es die Händler nicht mehr gibt, dann sind die Innenstädte tot“, sagt Brunner.
Corona habe diesen Trend nochmal bestärkt. „Wir sehen daher einen großen Handlungsbedarf.“ Das kommunale Bonusbezahlsystem soll die regionale Wirtschaft stärken.
So funktioniert die Bonusbezahlkarte OBERLANDCard
Wichtigstes Mittel für das Bonusbezahlsystem bildet die Kundenkarte OBERLANDCard. „Damit erhalten Konsumentinnen und Konsumenten beim Einkauf einen Rabatt - aber keinen Sofortrabatt“, erklärt Regionalmanager Florian Brunner die Idee. Pro gezahlten Euro gibt es zwei Rabattpunkte. Ein Punkt hat den Wert von einem Cent. Bei einem Einkauf von zehn Euro - dafür gibt es 20 OBERLANDPunkte - kommt also ein Rabattwert von 20 Cent zusammen.
Kunden können diesen Rabatt ab 100 gesammelten OBERLANDPunkten später bei regionalen Unternehmen einlösen. „Das soll zum Einkauf im regionalen Handel und in der regionalen Gastronomie motivieren“, führt Regionalmanager Brunner aus.
Begleitet wird die OBERLANDCard von Gutscheinen – zum Beispiel als Geschenkidee. Die Gutscheine können in allen teilnehmenden Geschäften erworben und ausgegeben werden.
Regionale Unternehmen werden Teil eines Marketingnetzwerks
Damit die Teilnahme für regionale Unternehmen zusätzlich attraktiv ist, werden sie Teil einer regionalen Marketingstrategie, dass die Menschen zum Einkauf in der Region bewegt. Auf einer gemeinsamen Webseite zur OBERLANDCard können regionale Unternehmen für sich und ihre Aktionen werben. Überdies gibt es einen Newsletter, der Kunden wöchentlich über die aktuellen Angebote informiert.
Arbeitgebern bietet das Bonusbezahlsystem eine attraktive Alternative
Das Potenzial des kommunalen Bonusbezahlsystems liegt aber nicht nur in der Kundenbindung und im Marketing. „Es ist vor allem auch der Einbezug der regionalen Arbeitgeber“, erklärt Brunner. Dabei soll das Bonusprogramm von einer steuerfreien Sachzuwendung für Arbeitnehmer profitieren.
Arbeitgeber in Deutschland können ihren Angestellten einen steuerfreien Sachbezug von bis zu 44 Euro gewähren. Der Freibetrag bietet Arbeitgebern eine kostengünstige Möglichkeit der Gehaltserhöhung. Die Wirtschaft profitiert von der Kaufkraft. Viele Unternehmen nutzen diese Möglichkeit bereits für Tankgutscheine oder Gutschriften für große Onlinehändler.
„Wir bieten jetzt eine regionale Alternative an“, sagt Brunner. Die Rückmeldungen dazu seien bisher positiv. Viele Arbeitgeber hätten nach einer solchen Alternative gesucht. Ihnen bietet sich die Chance, sich so regional stärker zu positionieren und in den Arbeitsstandort zu investieren.
Zudem erreiche das Bonusbezahlsystem so auch Arbeitnehmer, die sich für den regionalen Handel bisher noch nicht so stark interessierten. Der Moment, in dem viele Arbeitnehmer für das Bonusbezahlsystem gewonnen werden, dürfte die Wertschöpfung in der Region ordentlich ankurbeln.
„Wenn man von 1.000 Arbeitnehmern spricht und der Arbeitgeber diese 44 Euro ansetzt, dann kämen wir auf einen Geldkreislauf von einer halben Millionen Euro pro Jahr“, rechnet Regionalmanager Brunner vor. Wichtiges Geld, das der regionalen Wirtschaft dabei hilft, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Coronakrise wirkt sich auf die regionale Wirtschaft aus
Gefragt zur aktuellen Wirtschaftslage in der Region, sagt Regionalmanager Brunner, dass die Branchen unterschiedlich stark von der Coronakrise betroffen sind. In Alpenlage ist der Landkreis Miesbach mit seinen Seen eher touristisch geprägt.
Während Beherbergungsangebote und Gastronomie noch von einem starken Sommer profitierten, könnte der erneute Lockdown die Gewinne nun zunichtemachen. - Diesen Sommer blieben wegen der Pandemie viele Urlauber in Deutschland.
Auch in Bezug auf die Händler ließe sich kein eindeutiges Urteil fällen. Manche Geschäfte seien stärker betroffen als andere. In Miesbach gäbe es viele Trachtengeschäfte. Da es weniger Veranstaltungen gibt, wird sich die Krise auf die Einnahmen dieser Geschäfte besonders negativ auswirken.
Doch der lokale Einzelhandel im ländlichen Raum profitiere auch davon, dass viele Leute nicht mehr in die nächstgrößeren Einkaufszentren – nach München oder nach Rosenheim – fahren. Fernab von den Menschenmassen der Großstadt ist es sicherer und die Menschen kaufen häufiger vor Ort ein.
Hier ergibt sich eine Chance für den lokalen Einzelhandel. Im nächsten Jahr könnte die OBERLANDCard diese für sich nutzen, den Trend aufgreifen und unterstützen.
Das Land Bayern fördert das kommunale Bonusbezahlsystem
Gefördert wird Deutschlands erstes landkreisweites Bonusbezahlsystem durch das Förderprogramm „Regionale Identität“ des bayerischen Finanzministeriums mit einer Summe von insgesamt 175.000 Euro. Begründet wird die Förderung unter anderem damit, dass mit der OBERLANDCard auch das Bewusstsein für die Region gestärkt werde.
Förderwürdig sind regionale Akteure von mindestens Landkreisgröße. Dabei sind Kooperationen mehrerer Gebietskörperschaften möglich. Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Webseite des Ministeriums.