TIny Houses für Flüchtlinge in Dammfleth
In den Mini-Häusern wohnen in der Gemeinde Dammfleth geflüchtete Familien.
© Gemeinde Fammfleth

Wohnungen

Kommunen setzen auf Tinyhouses für Flüchtlinge

Wohnraum ist knapp. Eine 285-Einwohner-Gemeinde in Schleswig-Holstein hat für Flüchtlinge Tiny Houses aufgestellt, in denen jetzt Familien wohnen. Andere Kommunen ziehen nach. Der Bürgermeister stellt die Lösung vor.

Deutschlands Bürgermeister und die Verwaltungen suchen verzweifelt nach Wohnraum für Geflüchtete. Auch die kleine Gemeinde Dammfleth im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein hat alles versucht was möglich ist: "Wir haben auch in der Zeitung inseriert, ob jemand noch Räume zu vermieten hat", sagt Bürgermeister Delf Sievers. "Doch ohne Erfolg." Bald war klar: Selbst bauen dauert zu lange, Container sollten es auch nicht sein - die Kommune entschied sich daher  für Tiny-Houses. "Diese Minihäuser sind komplett eingerichtet und wurden innerhalb von sechs Wochen geliefert", berichtet Sievers im Gespräch mit KOMMUNAL. Sie sind 36 Quadratmeter groß und verfügen über eine Küche und ein Bad mit Dusche und WC und sind mit einer Elektroheizung ausgestattet. "Wir hatten auch Container als Alternative erwogen", sagt der Bürgermeister. "Doch optisch sind die Tiny Houses schöner."

Tiny-Houses für geflüchtete Familien

Seit 1. März wohnen nun vierköpfige Familien aus der Ukraine in den drei Mini-Häusern. Das Grundstück gehört dem Amt Wilstermarsch. Die Flüchtlingsunterkunft gegenüber ist bereits mit Flüchtlingen belegt. Von dort wurden Ver- und Entsorgungsleitungen gelegt. So verfügen die Tiny Houses über einen Wasser -, und Abwasseranschluss und einen Stromanschluss. Nicht gerade viel Platz für vier Personen, dafür  müssen sich die Unterkunft  nicht mit weiteren Menschen teilen. 80 Menschen muss das Amt Wilstermarsch bis Ende März aufnehmen. So sieht es der Verteilungsplan vor. "Wir waren bereits mit 28 Menschen im Verzug", sagt Bürgermeister Sievers, der auch Amtsvorsteher ist.

Was kostet ein solches Tiny-House?

Ein Mini-Haus kostet inklusive Anschluss rund 85.000 Euro. "Von Vorteil ist, dass dafür kein Fundament  notwendig ist, ein Tiny-House lässt sich im Gegensatz zu einem Wohncontainer später weiter vermarkten",  betont Sievers. Das Land Schleswig-Holstein fördert die Schaffung von Wohnraum für Flüchtlinge  mit höchstens 75 Prozent und maximal 100.000 Euro pro Gemeinde. In der Stadt Wilster wird die Anschaffung der Mini-Häuser sogar mit 90 Prozent vom Land gefordert, denn Wilster bekommt wegen der Finanzschwäche Sonderbedarfszuweisungen.

Für die Tiny Houses wird eine Sondernutzungsgebühr erhoben, keine Miete. Für die Häuser gibt es eine Bindungsfrist von nur vier Jahren. "Danach können wir schauen, ob wir sie noch brauchen", sagt der Leiter der Ordnungs- und Sozialamtes, Thorsten Franck. Die Mini- Häuser könnten dann für touristische Zwecke genutzt und verkauft werden.

Wie sind die rechtlichen Voraussetzungen, ein solches Tiny House aufzustellen? 

Nötig war lediglich ein vereinfachtes Baugenehmigungsverfahren. "Die Baugenehmigung gilt für drei Jahre, kann aber verlängert werden", erläutert Thorsten Franck. Er hatte die Idee, die Tiny Houses anzuschaffen. "Große Containerdörfer bergen immer ein großes Konfliktpotenzial", sagt er. "Die Tiny Houses hingegen wollen wir auf mehrere Standorte verteilen." In Dammfleth sind jetzt die drei Häuser aufgestellt, in der Gemeinde Brokdorf werden in den kommenden zwei Wochen die nächsten beiden Mini-Häuser angeliefert. Für die Stadt Wilster sind fünf Tiny Houses geplant, die Ausschreibung dafür läuft. "Die Flüchtlinge auf unterschiedliche Standorte zu verteilen, hat den Vorteil, dass wir so vor Ort ehrenamtliche Helfer haben", so Franck.

Seevetal bekommt Mini-Häuser

Auch andere Kommunen setzen auf die Mini-Häuser: In Seevetal im Landkreis Haarburg hatte der Rat der Gemeinde bereits im Oktober 2022 mit großer Mehrheit beschlossen, 20 mobile  „Tiny Houses“ anzuschaffen und für geflüchtete Familien aus der Ukraine zur Verfügung zu stellen. "Die Gemeinde will damit der Not begegnen, kaum zur Verfügung stehenden geeigneten Wohnraum teuer anmieten zu müssen oder auf hochpreisige Miet-Containeranlagen angewiesen zu sein", heißt es in einer Mitteilung der Kommune. "Die Häuser werden in Holzrahmenbauweise erstellt, haben eine Wohnfläche von rund 30 Quadratmetern und bieten Platz für vier bis sechs Personen. Der Vorteil gegenüber Containeranlagen ist, dass jedes einzelne Haus mobil ist und zu einem späteren Zeitpunkt auch an einem anderen Ort aufgebaut werden könnte."

Tiny-Houses in Fleestedt und in Maschen

Als Standorte habe man sich auf die ehemals durch den Landkreis Harburg für eine Asylbewerberunterkunft vorgesehene Fläche am Wiesengrund in Fleestedt geeinigt. Dort sollen zwölf Häuser errichtet werden, zusätzlich auf eine Fläche am Haulandsweg in Maschen, in der Nähe des Hochzeitswaldes. Dort sollen acht Häuser entstehen. Die Tinyhouses sollen in Fleestedt im  April, in Maschen im Mai bezugsfertig sein.