Busfahrer in Kiel bekommen bis zu 1000 Euro im Jahr, wenn sie wenig krank sind
Busfahrer in Kiel bekommen bis zu 1000 Euro im Jahr, wenn sie wenig krank sind
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4x250 Euro für Busfahrer

Krankenstand: Kommune zahlt Prämie fürs NICHT krankwerden

Mit einem Bonusmodell versucht die Kieler Verkehrsgesellschaft, Mitarbeiter dazu zu bewegen, sich nicht krank zu melden. Bis zu 1000 Euro im Jahr sind möglich. Allein im letzten Quartal haben mehr als 60 Prozent der Mitarbeiter die Prämie kassiert. Wie das Modell funktioniert, wie es den Krankenstand gesenkt hat.

Mit Kohle gegen den Krankenstand - wer sich bei der Kieler Verkehrsgesellschaft möglichst wenig krank meldet, kann 1000 Euro extra verdienen. Mit diesem Modell will die KVG ihre Mitarbeiter dazu bewegen, sich gut zu überlegen, ob eine Krankschreibung wirklich nötig ist. Hintergrund ist der hohe Krankenstand im ersten Halbjahr diesen Jahres gewesen. Und so hat das öffentliche Unternehmen ein Provisionsmodell der besonderen Art eingeführt. 

Prämie gegen Krankenstand - so funktioniert das Modell 

Wer innerhalb eines Quartals keinen Tag krank ist, bekommt jeweils 250 Euro. Gibt es mal einen Krankheitstag, sinkt der Bonus. Bei zwei Krankentagen sinkt der Bonus auf 200 Euro, bei drei oder vier Tagen gibt es "nur" noch 125 Euro extra. Wer fünf Tage oder länger im Quartal ausfällt, geht leer aus. 

Aufs Jahr gerechnet summiert sich die Summe so für Menschen, die nicht krank werden, auf 1000 Euro.

Prämienmodell scheint zu funktionieren - KVG ist sehr zufrieden 

Immerhin mehr als 500 der gut 800 Mitarbeiter haben im letzten Quartal eine Sonderzahlung bekommen. Genau genommen waren es 62 Prozent aller Mitarbeiter, knapp die Hälfte der Mitarbeiter war in den letzten Monaten keinen einzigen Tag krank. 

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer jedenfalls ist mit den Erfolgen der Prämienzahlung hoch zufrieden. Er lobt den Bonus als "Positiven Anreiz". Allerdings will der Oberbürgermeister das Prämienmodell vorerst nicht auf die gesamte Verwaltung ausdehnen. Eine ähnliche Zahlung für städtische Mitarbeiter sei nicht geplant, so Kämpfer. 

Kritik kommt derweil von Gewerkschaften und aus dem Landtag. Der Kieler CDU-Landtagsabgeordnete Werner Kalinka kritisiert: "Wer krank ist, gehört nicht ans Steuer". Der Oberbürgermeister möge sich lieber darum kümmern, wie er eine bessere Verkehrspolitik macht. Da sei "viel Luft nach oben". 

Frank Hornschuh, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Kiel meint: "Eine solche Prämie kann dazu führen, dass Beschäftigte krank zur Arbeit kommen". 

Prämienmodelle gibt es auch bei anderen Verkehrsgesellschaften 

Hintergrund in Kiel war, dass es schon vor einem Jahr einen Brandbrief von Mitarbeitern an die Geschäftsführung der Kieler Verkehrsbetriebe gab. Darin klagten Busfahrer über hohe Belastungen durch Schichtdienst, Fahrkartenkontrollen und Staus auf den Straßen. Gleichzeitig stieg die Krankenquote deutlich.

Das Prämienmodell ist gerade im Bereich der Mobilitätsunternehmen nicht ganz neu. Bei der Hochbahn in Hamburg etwa gibt es knapp 700 Euro, wenn ein Busfahrer für sechs Monate nicht ausfällt.

Die rechtliche Situation - Gesundheitsprämien sind möglich 

Gesundheitsprämien müssen wie eine Sondervergütung im Vertrag geregelt werden.  Wichtig: Ziel einer solchen Gesundheitsprämie kann es allerdings nicht sein, Krankmeldungen per se zu verhindern. Im Mittelpunkt der Vereinbarung muss stehen, leichtfertige Krankmeldungen zu reduzieren. Denn es darf nicht passieren, dass sich Arbeitnehmer krank zur Arbeit schleppen. Nimmt das Überhand, sprechen Juristen von Präsentismus.