Verkauf trotz Lockdown - erste Händler setzen auf die Abholung auf Parkplätzen - unser Bild zeigt eine Drive-In Corona-Aktion auf einem Parkplatz in den USA
Verkauf trotz Lockdown - erste Händler setzen auf die Abholung auf Parkplätzen - unser Bild zeigt eine Drive-In Corona-Aktion auf einem Parkplatz in den USA
© imago

Knallhart-Lockdown

Wie sich Einzelhändler und Kommunen auf den Lockdown vorbereiten

Die Innenstädte waren schon vor dem Knallhart-Lockdown, der am Mittwoch beginnt, leer. Doch was jetzt passiert, ist für viele existenzgefährdend. Bis dahin jedoch haben viele Bürgermeister in Deutschland Angst vor einem "Black Friday" für zwei Tage. Was Städte fordern und wie der Einzelhandel reagiert.

Es war ein Lockdown mit Ansage - seit Wochen halten sich die Kunden durch die Pandemie und den "Lockdown-Light" mit dem Bummeln in den Einkaufsstraßen der Republik zurück. Von einem Rückgang um 20 Prozent beim Umsatz spricht der Handelsverband Deutschland für das dritte Adventswochenende im Vergleich zum gleichen Wochenende des Vorjahres. "Das Weihnachtsgeschäft ist für die meisten Innenstadthändler verloren", so HDE Geschäftsführer Stefan Genth. Er sieht bis zu 250.000 Stellen bedroht. Kommunen und die Immobilienwirtschaft fordern Hilfen. 

Bürgermeister appellieren bis zum Lockdown an den Einzelhandel

Als erstes gingen am Sonntag kurz nach Bekanntgabe des Lockdowns die Bürgermeister aus Uelzen und den Nachbargemeinden Aue, Bevensen-Ebstorf, Rosche, Suderburg und die Gemeinde Bienenbüttel an die Öffentlichkeit. Ihre Forderung an den Einzelhandel:  "Einzelhandel und Betriebe sollten die Öffnungszeiten bis einschließlich Dienstag, 24 Uhr, möglichst ausweiten, um die zu erwartenden Besucherströme zu entzerren", sagt Uelzens Bürgermeister Jürgen Markwardt.

Hintergrund: Nach dem Ladenschlussgesetz in Niedersachsen ist ähnlich wie in den meisten anderen Bundesländern theoretisch eine 24-Stunden-Öffnung möglich. Die Rathauschefs hoffen, dass insbesondere auch am Dienstag von der Möglichkeit Gebrauch gemacht wird, die Öffnungszeiten zu verlängern. In der Festlegung sind die Einzelhändler frei und könnten ihre Türen beispielsweise von 6 bis 24 Uhr öffnen. "Im Sinne des Infektionsschutzes können uns verlängerte Geschäftszeiten sehr helfen, um lange Schlangen zu vermeiden und die Frequenzen zu verteilen", so Merlin Franke, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Bienenbüttel. 

Die Region jedenfalls sei vorbereitet heißt es auch vom Stadtmarketing in Uelzen. Geschäfte könnten ihre Öffnungszeiten der Stadt und dem Landkreis mitteilen und man werde mithelfen, die Informationen möglichst schnell über seine Kanäle zu verbreiten. 

Aus der Politik kommen derweil Forderungen, die Innenstädte jetzt nicht noch für zwei Tage zu stürmen. Wirtschaftsminister Peter Altmmaier appellierte "Kaufen Sie nur das Nötigste ein". Ähnlich äussern sich andere Bundespolitiker. 

Kommunen fordern Hilfen für ihre Innenstädte 

Bereits angekündigt hat der Bund Hilfen für betroffene Händler. Jedoch gibt es bisher keine Details. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert zusätzliche Hilfen für den Handel. "Wenn dies nicht gelingt, werden wir unsere Innenstädte im kommenden Jahr nicht mehr wiedererkennen", sagt Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg.

Ähnliches befürchtet auch die Immobilienwirtschaft: Sie warnt vor einem Gesichtsverlust der deutschen Städte. Hilfsprogramme seien nötig. Sie fürchtet Firmen- und Arbeitsplatzverluste bei Mietern und Vermietern. 

So kreativ reagieren die Einzelhändler in den Kommunen 

Die Einzelhändler stehen ebenfalls häufig mit dem Rücken zur Wand. 55 Prozent der Innenstadthändler sehen lauf Umfrage aktuell ihre Existenz bedroht. Denn in vielen Branchen machen die Einnahmen zwischen Mitte Dezember und Anfang Januar bis zu 25 Prozent des Jahresumsatzes aus. So bleibt ihnen nur die Hoffnung, mit "To Go" Angeboten einen Teil des Umsatzes doch noch zu machen. So gibt es Händler, die eine telefonische Bestellhotline eingerichtet haben. Die Waren können dann auf dem Parkplatz abgeholt werden. So macht es etwa eine Kette für Babymarktprodukte. 

Auf kontaktlose Übergabe setzten auch viele andere Händler, weshalb der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel bereits Kommunen bittet, die kontaktlose Übergabe auch überall zu erlauben. Click and Collect nennt der Fachverband diese Form des Verkaufs - also online bestellen und dann kontaktlos auf Parkplätzen oder vor Geschäften abholen. 

Drive-In Geschäfte, wie man sie von Baumärkten kennt, sind ebenfalls eine Idee, auf die einzelne Händler setzen. 

Andere Händler setzen auf die sozialen Medien. So gibt es Händler, die vermehrt auf Beratungen über WhatsApp setzen, Internetshops oder der Verkauf per Facebook sind weitere Ideen, die immer mehr Händler und auch Solo-Selbstständige nutzen. So gibt es etwa kleine Galerien oder auch Maler, die statt einer Vernissage nun Bildergalerien über Instagram einstellen und so virtuelle Ausstellungen veranstalten.