Ganz schön schwierig sind die Aufgaben beim Outdoor Escape Game
© Eva Messner

Klimaschutz

Offenburg: Klimaschutz kreativ gestalten

Kreative Ideen bei der Klimaschutz- und Energiepolitik in Offenburg sorgen in der Bürgerschaft für Rückenwind. Gleichzeitig räumt die Stadt mit hartnäckigen Vorurteilen auf.

Die Stadt Offenbach setzt vorbildlich auf die Bereitschaft der Bürger, den Klimaschutz voranzutreiben: In den vergangenen zwei Jahren wurden in Offenburg mit 200.000 Euro energetische Sanierungen und die Investition in Photovoltaikanlagen gefördert. Einkommensschwache Haushalte erhielten einen kostenlosen Stromsparcheck. Mit gutem Erfolg. Etwa durch den Austausch von Kühlgeräten konnte die Stadt so 230 Tonnen CO2 einsparen. Besonders freut Bernadette Kurte, Klimaschutzmanagerin der Kommune, dass die Kommune in den vergangenen Jahren den Ausbau der Fernwärme maßgeblich vorantreiben konnte. Ein großer Teil stamme derzeit zwar noch aus gasbetriebenen BHKW, aber nach und nach soll auch hier auf erneuerbare Energien umgestellt werden.

Offenburg: innovativer Klimaschutz   

Erste innovative Kraft-Wärme-Kopplung-Projekte befänden sich  bereits in der konkreten Planungsphase, erläutert die Klimaschutzmanagerin. Der Vorteil von Fernwärme gegenüber Einzelheizungen läge dabei auf der Hand: Eigentümer und Eigentümerinnen von Gebäuden, die an Fernwärme angeschlossen sind, müssten sich keine Gedanken mehr darum machen, wie sie auf erneuerbare Energien umstellen. Schließlich sei es in dem Fall Sache des Energieversorgungsunternehmens, dieses Thema anzugehen.

Die größten CO2-Einsparmöglichkeiten sieht die Kommune allerdings in den Bereichen Gebäudesanierung und Verkehr. "Derzeit erarbeiten wir mit dem kommunalen Wärmeplan und dem Masterplan Verkehr OG 2035 spezifische Grundlagen, um Einsparpotentiale zu identifizieren, die wir bislang noch nicht gehoben haben. Dabei sind wir eine der ersten Kommunen, die den Masterplan Verkehr als Klimamobilitätsplan von der Landesregierung gefördert bekommen", erläutert Bernadette Kurte.

In der Innenstadt werden Fernwärmeleitungen verlegt

Vorbildliche Kommunale Energiepolitik

Im Dezember 2020 wurde Offenburg bereits zum zweiten Mal von der Bundesgeschäftsstelle European Energy Awards  eine vorbildliche kommunale Energiepolitik bescheinigt. Mit 75,3 Prozent der maximal erreichbaren Punktzahl durfte sich die Stadt in die Top 50 der teilnehmenden Kommunen einreihen. Den absoluten Topwert erreichte die Stadt bei der internen Organisation: Mit satten 89,7 Prozent bewertete die Bundesgeschäftsstelle diesen Bereich. Bernadette Kurte unterstreicht: "Selbst in den beiden eea-Maßnahmenbereichen, die am schlechtesten bewertet wurden - Kommunale Gebäude und Anlagen sowie Ver- und Entsorgung - liegt Offenburg noch immer über 66 Prozent der erreichbaren Punktzahl." Eine stetige Verbesserung bleibt trotz aller Lorbeeren das Ziel der Kommune, auch wenn die Klimaschutzmanagerin eine Bewertung von 100 Prozent für unerreichbar hält. "Nicht alles, was das Tool vorsieht und bepunktet lässt sich in jeder Kommune umsetzen. Hinzu kommt, dass die Anforderungen, die der eaa an die beteiligten Kommunen stellt, sehr hoch sind und die Bewertungskriterien kürzlich noch einmal verschärft wurden."  

In Offenburg steht der Klimaschutz seit 2012 ganz oben auf der Agenda. Damals verabschiedete die Kommune ein integriertes Klimaschutzkonzept mit 73 Maßnahmen in acht Handlungsfeldern, die seitdem in zweijährigen Aktionsplänen abgearbeitet werden: Sanierung der Wohngebäude, Energiesparen im Haushalt, Fernwärme und Kraft-Wärme-Kopplung, erneuerbare Energien, Mobilität, betriebliche Energieeffizienz, kommunale Liegenschaften und interne Organisation sowie Maßnahmen, um die Stadt fit für den Klimawandel zu machen. 

Kreativität schafft Resonanz

Als wichtigen Baustein für eine klimaneutrale Zukunft haben die Offenburger schon längst die eigene Bürgerschaft ausgemacht: Die Kommune sensibilisiert, informiert und berät – mit unterschiedlichen Kooperationspartnern. Vor einigen Jahren hat sich die Kommune dafür mit Institutionen und Vereinen, die sich in der Erwachsenenbildung engagieren, im Offenburger Netzwerk für Nachhaltigkeit (ONN) zusammengeschlossen. Gemeinsam werden Vorträge, Kurse, Filme und Exkursionen organisiert und angeboten. "Durch die Kooperationen teilen wir Arbeit und Kosten und erreichen auch die unterschiedlichsten Zielgruppen", erklärt Bernadette Kurte.

Die Klimaschutzmanagerin hat beobachtet, dass kreative Aktionen mit unmittelbarem Nutzen in der Bevölkerung besonders gut ankommen: Förderprogramme, Gewinnspiele sowie Projekte mit Erlebnis- und Mitmachfaktor. Dafür hat sie ein Beispiel: "Kürzlich haben wir gemeinsam mit dem Eurodistrict Strasbourg-Ortenau und anderen Kommunen ein Outdoor Escape Game entwickelt, bei dem es darum geht, über eine Zeitreise aus der Zukunft in die Gegenwart, die Erde vor dem Klimakollaps zu retten – wer da mitgemacht hat, spricht heute noch gerne davon." Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger lässt sich Offenburg auch gerne etwas kosten. Während der Kampagnenlaufzeit „klimafit im Quartier“ übernimmt die Stadtverwaltung den Eigenanteil beim Energie-Check der Verbraucherzentrale. "Die Nachfrage ist gewaltig", unterstreicht die Klimaschutzmanagerin.

Aufräumen mit Fehleinschätzungen

Und sie lohnen sich doch: Photovoltaik-Anlagen

In der privaten Nutzung von Sonnenenergie sieht die Klimaschutzmanagerin - wie auch in anderen Bereichen - ein Problem darin, dass sich Falsch- und Fehlinformationen hartnäckig halten. Die Klimaschutzmanagerin verweist in diesem Zusammenhang auf besonders beliebte - falsche - Argumentationen: „Photovoltaik bringt mir keine finanziellen Vorteile, denn sie wird nicht mehr gefördert.“ „Die Anlagen sind teuer und rentieren sich nur auf Dächern, die nach Süden ausgerichtet sind“ und „Photovoltaikanlagen für den Eigenverbrauch lohnen sich nur, wenn man einen teuren Speicher hat.“

Zusammen mit der Ortenauer Energieagentur versucht die Kommune mit Kampagnen und Informationsveranstaltungen die Argumente zu entkräften und Überzeugungsarbeit zu leisten. Erste Erfolge haben sich bereits eingestellt. Bernadette Kurte: "In den letzten Jahren hat die Anzahl der Dach-Photovoltaikanlagen sowohl im privaten, als auch im gewerblichen Bereich erheblich zugenommen. 2020 und 2021 haben wir teilweise einen Zuschuss zu privaten Anlagen gezahlt und erfreut festgestellt, dass die Mittel sehr schnell ausgeschöpft waren."   
 

Fotocredits: Richard Kranz / Ulrich Marx