Interkommunale Zusammenarbeit
Wie die Schule auf dem Land bleibt
Interkommunale Zusammenarbeit für Bildung
Ein Ansatz, um auch weiterführende Schulen vor Ort zu halten, kann die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen sein. Dies ist im Verwaltungsverband Langenau der Fall. 14 Kommunen umfasst der Verband und jede davon hat ihr ganz eigenes Profil. In Sachen Schule aber arbeiten die Kommunen eng zusammen, um ein möglichst breites Angebot für die Region zu gewährleisten. So gibt es unter Trägerschaft des Verbands neben einer Förderschule die Gemeinschaftsschule Langenau, an der Schülerinnen und Schüler von der 5. bis zur 10. Klasse unterrichtet werden. „Im Gegensatz zu anderen Regionen haben wir hier einen starken Zuwachs an Schülern und die Klassen sind mittlerweile fünfzügig“, sagt Volker Andritschke, der Schulleiter der Gesamtschule. Deshalb wird nun auch vergrößert. Ein Anbau in Höhe von 8,5 Millionen Euro ist bereits bewilligt. Die Kosten werden vom Verwaltungsverband übernommen, dessen Geschäftsführer für Andritschke auch der direkte Ansprechpartner bei vielen anderen Themen ist. Etwa bei der Umsetzung des Medienentwicklungsplans. „Wir führen jährlich Haushaltsgespräche mit dem Geschäftsführer“, so der Schulleiter, und die Kommunen seien dadurch eng eingebunden in die Arbeit.
Neugründung von gemeinsamer Schule
Manchmal können allem Bemühen zum Trotz nicht alle bislang bestehenden Schulen in einer Kommune erhalten bleiben, insbesondere dann, wenn die Schülerzahlen langfristig deutlich sinken. Dies war in Monschau der Fall. Um trotzdem weiterhin alle Schulabschlüsse in der Region zu ermöglichen, wurde dort vom gesamten Schulverband Nordeifel eine Sekundarschule geschaffen. „Früher gab es bei uns zwei Realschulen, eine Hauptschule und ein Gymnasium im Stadtgebiet“ erzählt Carmen Krämer, die Bürgermeisterin von Monschau und Vorsteherin des Schulverbands. Und auch in den umliegenden Kommunen gab es Schulen. Bald aber sei klar geworden, „dass nicht jede kleine Kommune ihre eigenen Schulen halten kann“. Gerade bei weiterführenden Schulen gäbe es in Zukunft schlicht zu wenig Schülerinnen und Schüler, um die Fachkräfte für die verschiedenen Fächer zu halten.
Alle Schulabschlüsse ermöglichen
„Wir haben uns gefragt, was wir wirklich brauchen und was wir tun können, damit die Schüler in Zukunft keinen ewig weiten Schulweg in Kauf nehmen müssen“, so Krämer. Ein möglichst zentrales Bildungsangebot in zumutbarer Entfernung – das sei das Ziel gewesen. Vier Kommunen sind Teil des Schulverbands, die in regelmäßigen gemeinsamen Sitzungen über das Bildungsangebot in der Region beraten und 2013 eine gemeinsame Satzung beschlossen haben. Die 2013 eröffnete Sekundarschule an zwei Standorten umfasst die Haupt- und Realschule, die früher bestehenden Realschulen wurden fast alle bereits geschlossen. Ergänzend gibt es ein Gymnasium in der Region, das ebenfalls Teil des Schulverbands ist. „So können die Kinder und Jugendlichen nach wie vor alle Schulabschlüsse in der Region absolvieren“, sagt Krämer.
Finanzierung erleichtert
Ein weiterer Effekt des Schulverbandes ist, dass sich die beteiligten Kommunen die Kosten teilen können, wie Krämer sagt. Für die Gebäude selbst sind zwar jene Kommunen verantwortlich, auf deren Grund die Schulen jeweils liegen. Die restlichen Kosten aber, die all das betreffen, was in der Schule passiert, etwa den Hausmeister, die Buskosten oder das Sekretariat, werden unter den Verbandskommunen aufgeteilt. „Insgesamt bedeutet das einen finanziellen Vorteil für alle“, so die Verbandsvorsteherin.
Kompromisse nötig
Auch wenn sich die Arbeit des Schulverbands für die Region laut Krämer sehr bewährt, gibt es in der Bevölkerung durchaus auch kritische Stimmen. „Die Schließung von viele Jahrzehnte bestehenden Schulen ist emotional sehr dramatisch und da ist viel Wehmut mit dabei“, so Krämer. Um dennoch eine möglichst gute Alternative zu finden, sei es wichtig, dass die beteiligten Kommunen allesamt kompromissbereit seien.
Im Zweifelsfall muss man als Kommune auch mal in den sauren Apfel beißen. Zum Beispiel, wenn es um den logistisch besten Standort einer gemeinsamen Schule geht.
Neue Konzepte durch E-Learning und digitale Möglichkeiten
Sind zu wenig Schüler in einer Kommune, um eine Schule zu bespielen, gibt es schließlich auch digitale Möglichkeiten, um die Schule in den Ort zu holen beziehungsweise dort zu halten. Wie das funktionieren kann, ist auf den Halligen zu erleben. Fast zwangsläufig haben sich dort innovative Formate etabliert, darunter E-Learning und jahrgangsgemischtes individualisiertes Lernen. Denn gibt es dort etwa eine Sturmflut, können die ohnehin wenigen Schulkinder das Schulhaus nicht erreichen. In diesem Fall bekommen sie von ihren Lehrkräften Aufgaben per Mail. Ist Unterricht im Schulhaus möglich, sind ergänzend zur Lehrkraft vor Ort regelmäßig noch Lehrerinnen und Lehrer vom Festland zugeschaltet, die weitere Fächer via Bildschirm unterrichten. Hierbei wird auch eine digitale Plattform genutzt, mit der jeder Schüler individuelle Aufgaben erhält. Für die weiterführende Schule wechseln die Schulkinder schließlich aufs Festland.
Das Land NRW hat eine Handreichung erarbeitet, wie interkommunale Zusammenarbeit im Schulsektor konkret gestaltet werden kann. Nähere Informationen finden sich hier.



