Schnäppchen in Rheinland-Pfalz
Schwimmbadsterben: Kommune sucht Investor für Freizeitbad
Das Schwimmbadsterben hat direkte Auswirkungen auf die Menschen vor Ort. Die DLRG meldet seit Jahren lange Wartezeiten bei den Schwimmkursen und unterm Strich deutlich weniger Kinder, die ein Schwimmabzeichen ablegen. Besonders dramatisch: Laut Statistik sterben pro Monat in Deutschland drei bis vier Kinder zwischen Null und Zehn Jahren durch Ertrinken. Rund 1500 Schwimmbäder haben seit der Jahrtausendwende nach Berechnungen der DLRG in Deutschland schließen müssen. Sei es, weil sie marode waren oder weil die jeweiligen Kommunen sich die Kosten nicht mehr leisten konnten.
Mühlheim-Kärlich bietet Freizeitbad für einen Euro an - unter Bedingungen
Dieses Problem kennt man auch in der 11.000 Einwohner Stadt Mühlheim-Kärlich im nördlichen Rheinland-Pfalz. Seit über einem Jahr ist das Freizeitbad geschlossen, der Sanierungsbedarf ist enorm. Das Geld für die Sanierung kann die Verbandsgemeinde aber nicht aufbringen. Entsprechend "heruntergekommen" wirkt das Gebäude inzwischen - laut einem Gutachten liegt der Wert des Gebäudes bei nur noch einem Euro. Das Grundstück jedoch ist erheblich mehr wert.
Und so nimmt sich die Gemeinde offenbar ein Beispiel an der größten Therme der Welt - sie steht in Erding und ist vor wenigen Tagen für eine Rekordsumme verkauft worden. Sehr zur Freude des Bürgermeisters.
Therme in Erding ging für Rekordpreise an einen internationalen Investor
Nun ist die Therme in Erding definitiv ein anderes Objekt als in Mülheim-Kärlich. Aber auch hier ist der Investitions- und Sanierungsbedarf enorm. Die Therme in Erding war auch bisher, anders als in Rheinland-Pfalz in privater Hand - Jörg Wund aus Erding hatte sie seinerzeit mit seinem Vater aufgebaut. Doch nach 25 Jahren ist vieles in die Jahre gekommen. Gerade wenn es um Bauvorhaben ging, gab es zudem zwischen der Stadt und dem privaten Besitzer immer wieder Probleme. Oder wie Oberbürgermeister Maimilian Gotz sagt: "Die Zusammenarbeit war nicht immer leicht".
Umso glücklicher ist Gotz, dass der neue Investor die Stadt von Anfang an in die Verhandlungen eingebunden hat. "Was die Weiterentwicklung angeht, sind alle wichtigen Fragen mit der Stadt geklärt worden. Die Therme hat Investitions- und Sanierungsbedarf. Der Konzern bringt neue Ideen mit", so Gotz.
Der neue Investor ist ein internationaler Großkonzern Namens "Therme Group". Diese plant, baut und betreibt nach eigenen Aussagen Thermen weltweit. Unbestätigten Medienberichten zufolge hat der Konzern mehr als 320 Millionen Euro für die Therme Erding bezahlt.
Von der Größe her ist Erding natürlich mit dem kleinen Freizeitbad in Rheinland-Pfalz nicht vergleichbar.
1,9 Millionen Gäste kamen allein im vergangenen Jahr – bisheriger Rekord. Auf einer Gesamtfläche von rund 180.000 Quadratmetern gibt es 35 Saunen und Dampfbäder, 40 Pools und rund 30 Wasserrutschen. Eigenen Angaben zufolge arbeiten rund 600 Beschäftigte für die Therme.
Mühlheim-Kärlich bietet das Gebäude für einen Euro an
Von 320 Millionen Euro träumt daher in der Stadt niemand. Nur von einem Euro und von einem Investor, der das Schwimmbecken - ein 25 Meter Becken mit fünf Bahnen - erhält.
Der Stadtrat hat beschlossen, ein EU-weites Ausschreibungsverfahren durchzuführen. Neben dem Verkauf des Bades für einen Euro soll das Grundstück als Erbbaupacht an den neuen Investor gehen. Als Mindestvoraussetzung in der Ausschreibung ist zudem die Vorhaltung eines ganzjährig nutzbaren 25 Meter Beckens gefordert.
Stadtbürgermeister Gerd Harner sagt: "Wir wollen unbedingt die Möglichkeiten zum Schwimmen erhalten. Wir hätten es gerne als Stadt selbst gemacht, aber die Kosten sind nicht zu stemmen".
Die DLRG wirbt immer wieder um Helfer, die sich zum Rettungsschwimmer ausbilden lassen- einen kurzen Werbefilm der DLRG teilen wir an dieser Stelle gerne: