Krankenhäuser und auch Stadtwerke fürchten eine Insolvenzwelle
Krankenhäuser und auch Stadtwerke fürchten eine Insolvenzwelle - mit dramatischen Folgen für die Bürger

Kommunen schlagen Alarm

Stadtwerke und Kliniken: Kommunen droht Insolvenzwelle

In Deutschland gibt es rund 900 Stadtwerke - die meisten von Ihnen fahren bisher Gewinne ein, subventionieren darüber andere Aufgaben wie Schwimmbäder oder die Müllabfuhr. Doch nun droht die große Pleitwelle, die Einkaufspreise haben sich teils verzwanzigfacht - auf Kundenseite drohen zudem Ausfälle. Und auch viele kommunale Kliniken stehen vor der Pleite-Welle. Ein Überblick!

Immer mehr der 900 Stadtwerke in Deutschland melden Liquiditätsprobleme. Das betrifft längst nicht mehr nur kleine Stadtwerke, sondern auch die Großen, trotz Rücklagen in Millionenhöhe. Eine Insolvenz eines einzelnen Stadtwerks könnte aber bereits eine Kettenreaktion auslösen. Die würde dann auch die Verbraucher erfassen. "Wir müssen das Gas jetzt teilweise für das zwanzigfache einkaufen, was wir vor einem Jahr bezahlt haben", sagt etwa der Geschäftsführer des Städtetags in Rheinland-Pfalz Michael Mätzig. Gleichzeit droht, dass zehn Mal so viele Kunden wie bisher ihre Rechnungen der Stadtwerke nicht bezahlen werden. Sprich wegen massiv gestiegener Kosten nicht bezahlen können. Bisher liegt die Ausfallquote der Stadtwerke deutschlandweit bei etwa einem Prozent. Von 10 Prozent Ausfallquote ist inzwischen die Rede.

Eine Zahl, die nicht ganz unrealistisch erscheint. Laut einer INSA Umfrage haben 59 Prozent der Deutschen Angst, dass sie im Winter ihre Strom- und Gasrechnung nicht mehr bezahlen können. "Eine Insolvenz der Stadtwerke würde auch zu Ausfällen bei Stadtbussen und Schwimmbädern führen. Wir brauchen daher einen Schutzschirm", sagt etwa der Oberbürgermeister von Mainz Michael Ebling im Südwestrundfunk. Und wörtlich fügte er hinzu: "Was wir gerade erleben, ist der Ernstfall".

Länder fordern in Sachsen Stadtwerke zum Handeln auf 

Und nicht nur die Stadtwerke selbst leiden, am Ende verursachen sie Probleme. Immer mehr Betrieben werde der Vertrag gekündigt, beklagt etwa der Vorsitzende des Verbandes Mittelstand, Markus Jerger und spricht von mehreren Tausend Fällen. Er verweist auf die politische Verantwortung für die Versorgungsleistungen. 

Auch in der Politik wird der Ruf nach einem Schutzschirm für die Stadtwerke lauter. In Niedersachsen muss sich Ministerpräsident Stephan Weil Anfang Oktober einer Landtagswahl stellen. Er fordert daher in der Bild am Sonntag: "Der für die großen Unternehmen aufgespannte Schutzschirm der Bundesregierung muss auch auf die Stadtwerke ausgedehnt werden". Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fordert: "Wir benötigen einen Rettungsschirm wie bei Corona, natürlich auch für die Stadtwerke. Andernfalls gehen bald die Lichter aus". 

40 Prozent der Krankenhäuser fürchten Insolvenzen 

Die Politik ist derweil damit beschäftigt, immer neue Horror-Meldungen auch aus dem Umfeld der Kommunen zu verarbeiten. Nun kommen dramatische Appelle von der Deutschen Krankenhausgesellschaft. 40 Prozent von ihnen seien von einer Insolvenz bedroht, Grund sei die hohe Inflation, so der Verband. Konkret zieht sich der Teuer-Schock durch alle Bereiche des Krankenhausalltags: Handwerker, Reinigung, Essensversorgung. Und nicht zuletzt werden zahlreiche medizinische Produkte erheblich teurer. Vor allem Materialien, die im Ausland produziert werden. Die Einnahmen bleiben aber über das Krankenkassensystem unverändert. Die Folge: Die meist kommunal betriebenen Krankenhäuser bleiben auf ihren Kosten sitzen. Auf 9 Milliarden Euro Einnahmeverlust schätzt die Deutsche Krankenhausgesellschaft die Einnahme-Lücke. Davon kämen allein vier Milliarden über die höheren Energiekosten zustande. "Die Krankenhäuser wissen schon jetzt nicht mehr, wie sie im nächsten Jahr noch die Gehälter bezahlen können. Wir brauchen daher schnelle, unbürokratische Hilfe, so ihr Vorsitzender Gerald Gaß.