Tom Tenostendarp, Bürgermeister von Vreden
Tom Denostendarp wurde als Bürgermeister von Vreden wiedergewählt.
© Pressefoto Stadtverwaltung Vreden

So schaffte dieser Bürgermeister ein Traumergebnis

Tom Tenostendarp regiert aus einer Burg – und überzeugt mit Bodenhaftung: Mit 92,7 Prozent wurde der junge Bürgermeister von Vreden wiedergewählt. Was steckt hinter seinem Erfolg?

Als Bürgermeister ist er zugleich Burgherr: Denn das Dienstzimmer von Tom Tenostendarp befindet sich in der Burg von Vreden, einem Ende des 17. Jahrhunderts am Ort einer mittelalterlichen Befestigungsanlage erbauten Herrenhaus. „Vor fünf Jahren bin ich hier als zweitjüngster Bürgermeister Nordrhein-Westfalens eingezogen“, erzählt Tenostendarp.  Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen wurde er wiedergewählt – mit dem Traumergebnis von 92,7 Prozent. „Das musste ich erst einmal sacken lassen“, so der junge Kommunalpolitiker. Es gab keinen Gegenkandidaten. In vielen Kommunen liegt die Zustimmung bei Einzelkandidaten allerdings oft deutlich niedriger.

Bürgermeister von Vreden: Doppelkopf und Stammtisch

Einiges scheint der promovierte Jurist, der nach seinem Studium in Köln in seine Heimat an der holländischen Grenze zurückkehrte, also in den vergangenen fünf Jahren richtig gemacht zu haben. „Mir war es wichtig, immer authentisch zu bleiben“, sagt er. Die Vredener treffen ihren Bürgermeister bei der Doppelkopf-Runde oder am Stammtisch. Bodenständigkeit ist dem konservativen Münsterländer wichtig.  Er sagt: „Mir macht es aber auch viel Spaß, Zeit in mein Amt zu investieren.“ Zum Beispiel, wenn es darum geht, Wohnungen zu schaffen. Denn Vreden im Kreis Borken ist ein Ort des Mittelstands: Viele kleine Unternehmen haben Arbeitsplätze geschaffen, mehr als 6.000 Menschen pendeln Tag für Tag in die letzte Stadt vor Holland. 11.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gibt es, bei Maschinenbauern, Kunststoffverarbeitern oder Logistikern. Die Arbeitslosigkeit liegt gerade einmal bei drei Prozent. Und der Industriepark – mit 120 Hektar der zweitgrößte im Münsterland – soll um weitere 60 Hektar wachsen. Aber die Flächen für die Industrie sind das kleinere Problem.

Eigenheim in Vreden noch erschwinglich

„Wenn wir unseren Mittelstand halten wollen, brauchen wir Wohnungen“, sagt Tenostendarp. „Ohne Wohnraum ist keine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung möglich, auch nicht im ländlichen Raum.“ Auf einer Brachfläche, dem ehemaligen Gelände einer Firma, sollen nun 100 neue Wohneinheiten entstehen. „Wir haben sowohl einen Fachkräftemangel als auch einen grundsätzlichen Arbeitskräftemangel“, stellt der Bürgermeister fest. Die Menschen bräuchten Anreize, um im ländlichen Raum zu bleiben. „Und das schafft man nur durch gute Lebensqualität, durch gute Lebensbedingungen und auch durch gute Wohnbedingungen.“ In Vreden ist man stolz auf eine hohe Eigentumsquote. „Bei uns können sich viele Menschen noch ein Eigenheim leisten und es auch selbst erwirtschaften“, betont Tenostendarp. Die Kommune versuche das nach Kräften zu unterstützen. „Vreden besteht aus einer Stadt mit einem Stadtkern und fünf Kirchdörfern“, sagt der Bürgermeister. „In drei Dörfern haben wir Flächen gekauft, um sie als günstiges Bauland an junge Familien verkaufen zu können.“

Ein Problem in der 24.000-Einwohner-Stadt sind indes die hohen Netzentgelte. Wer durch Vreden geht, sieht auf fast jedem Haus Solarzellen und im flachen Umland der Gemeinde stehen auch zahlreiche Windräder. „140 Prozent des Stroms, den wir in Vreden verbrauchen, wird hier aus erneuerbaren Energien produziert“, erläutert Tenostendarp. „Die Menschen sind hier sehr aufgeschlossen dafür: Das Münsterland ist eine konservative Gegend, aber Nachhaltigkeit ist auch ein konservativer Wert.“ Und die Einnahmen aus den Windkraftanlagen füllen die Stadtkasse. Nur von günstigen Strompreisen profitieren die Vredener nicht. „Da muss der Bund mehr tun“, fordert der Kommunalpolitiker.

Vreden Rathaus in der Burg

Wir brauchen mehr Leitungen, um unseren Strom zum Beispiel ins Ruhrgebiet zu transportieren.“ In Vreden gebe es viele Menschen, die tatsächlich noch mehr Strom mit Solaranlagen oder Windrädern produzieren wollen. Doch das ginge nicht, denn der Strom könne nicht abtransportiert werden.

Stadt schafft Anlaufpunkt für Jugendliche

Wichtig ist dem 34-Jährigen auch die Jugendförderung. Die Stadt Vreden leistet sich einen „Jugendcampus“, ein Zentrum für Kinder und Jugendliche, wo es eine Trendsporthalle, einen Skaterpark, ein Jugendcafé oder auch Angebote zum gemeinsamen Kochen gibt. Sechs Sozialarbeiter beschäftigt die Stadt dort, dazu kommen Honorarkräfte, Hausmeister, Reinigungspersonal. Aber könnten das nicht auch einfach Vereine machen? „Die Vereine machen eine ganze Menge zusätzlich“, führt er an. Die Stadt wolle aber einen eigenen Anlaufpunkt für Jugendliche schaffen, damit sie dort ihre Zeit verbringen können. „Das ist Prävention“, sagt Tenostendarp. „Wenn wir jetzt in die Jugendlichen investieren und dafür sorgen, dass sie bei uns gut aufwachsen, können wir uns in der Zukunft jede Menge Probleme und die damit verbundenen Kosten sparen.“

Was würde er anderen Bürgermeistern raten, die wie er mit Mitte 20 in einem Rathaus starten? Wichtig ist es für ihn, stets gut und konstruktiv mit dem Stadtrat zusammenzuarbeiten. Das gelte für das eigene Rathaus: „Unterschätzt mir die Verwaltung nicht“, meint Tenostendarp. Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus täglich leisten, nehme man außen oft kaum wahr. Von außen ist das Amt des Bürgermeisters oft mit Jubiläen, Einladungen und Einweihungen verbunden. Die Arbeit und die Prozesse, die dahinterstecken, müsse man als Anfänger zunächst einmal lernen. Offenbar hat er es gut hingekriegt.  Das Wahlergebnis zeigt: Sehr viele Menschen in Vreden sind offenbar mit seiner Arbeit sehr zufrieden.