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  3. Riesenmammutbaum für unsere Wälder?
Der Riesenmammutbaum ist in der Sierra Nevada heimisch.
Wolkenkratzer des Waldes: der Riesenmammutbaum aus Kalifornien.
© 123rf

Waldumbau

Riesenmammutbaum für unsere Wälder?

von Annette Lübbers
Reporterin
3. April 2025
Unsere Wälder sind im Dauerstress. Starkregen, lange Trockenperioden und Schädlingsbefall machen unseren Bäumen zu schaffen. In Schleswig-Holstein wachsen auf einer Versuchsfläche in Schleswig-Holstein etwa 3.000 Riesenmammutbäume. Sie könnten Teil eines klimaangepassten Waldumbaus sein.

Wälder sind ein unverzichtbarer Teil unseres Lebensraums: Sie speichern CO₂ und Regenwasser, kühlen im Sommer die Temperaturen herunter, sind Erholungsgebiet für den Menschen und liefern wertvolle Rohstoffe. Aber die Zukunft unserer Wälder ist in Gefahr: Heiße Sommer machen ihnen zu schaffen, flachwurzelnden Bäumen fehlt das Wasser und mit den geschwächten Fichten hatten die Borkenkäfer in den letzten Jahren leichtes Spiel. In manchen Regionen reiht sich Lichtung an Lichtung. Experten sind sich einig: Für manche heimischen Baumarten sieht es düster aus und Monokulturen sind von gestern. In Schleswig-Holstein wird mit einer Baumart experimentiert, die in Deutschland Zukunft haben könnte: der Riesenmammutbaum oder lateinisch Sequoiadendron giganteum. 

Ein Gigant unter den Baumarten: Riesenmammutbaum

Heimisch ist diese Baumart aus der Pflanzenfamilie der Zypressen vorwiegend in Kalifornien. Der Riesenmammutbaum ist ein immergrüner Baum, der Wuchshöhen von bis zu 95 Meter und einen Stammumfang von über 34 Meter an der sehr weit ausladenden Basis erreichen kann. Junge Bäume wachsen mäßig schnell in die Höhe, aber stark in die Breite. In Versuchsreihen wurden jährliche Zuwächse von über 30 Festmeter je Hektar verzeichnet. In West- und Mitteleuropa wird er seit Mitte des 19. Jahrhunderts als weitgehend winterharter Parkbaum gepflanzt, der zudem  hervorragend an leichtere Waldbrände angepasst ist. Der Baum benötigt gut durchlüftete Böden, trockene Sommer und relativ kalte Winter verträgt der Riesenmammutbaum gut. Hört sich erst einmal vielversprechend an, aber Jens-Birger Bosse, Abteilungsleiter Biologische Produktion bei den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, gefällt die Presse-Schlagzeile "Wald der Zukunft steht im Kreis Segeberg" ganz und gar nicht. Ob der Riesenmammutbaum zu einem klimaresilienten Wald der Zukunft beitragen könne, sei abschließend noch gar nicht festzustellen.       

Gegen den Riesenmammutbaum sind Tanne und Fichte Winzlinge.

Diese Baumart kann - vielleicht - ein wichtiges Mosaiksteinchen sein

Bereits seit 36 Jahren wachsen auf einer Versuchsfläche in Schleswig-Holstein etwa 3.000 Riesen-Mammutbäume. Anhand ihres Gedeihens versuchen Wissenschaftler die Frage zu beantworten, unter welchen Bedingungen sich diese Bäume je nach Herkunft in das ökologische Gleichgewicht unserer Wälder einfügen lassen könnten. Neu sind solche Versuchsflächen nicht. Jens-Birger Bosse erläutert: "Schon seit 1900 gibt es solche Versuche. Über Douglasie, Küstentanne, Sitka-Fichte, Roteiche und Japanlerche kann man deshalb schon jetzt sagen, dass sie sich unter bestimmten Bedingungen gut bewährt haben. Über die Eignung der Riesenmammutbäume - 36 Jahre sind für einen Baum ja nur eine kurze Zeitspanne - lässt sich das abschließend noch nicht sagen. 

Unsere Forschungen zeigen, dass je nach Standort und Herkunft der Setzlinge das Wachstum und die Vitalität zum Beispiel sehr unterschiedlich ausfallen." Ebenso wenig sei jetzt schon abzusehen, wie sich der Riesenmammutbaum in die deutsche Waldlandschaft integrieren lasse und wie anfällig oder resilient er gegenüber heimischen Pilzen und Insekten sei. Bestenfalls sei der Riesenmammutbaum nicht die Lösung für die Probleme der Wälder, sondern ein Mosaikstein für die klimaangepasst Umgestaltung der Wälder.

Diversifikation: Der Wald der Zukunft ist ein Mischwald

Auch auf die Frage, welche Bäume in Deutschland wohl keine Zukunft mehr haben werden, könne pauschal nicht geantwortet werden, sagt der Experte. "Jede Baumart kann irgendwann - je nach Standort - in Kalamitäten kommen. Grundsätzlich beobachten wir aber, dass der Klimawandel schneller voranschreitet, als das Potenzial der natürlichen Resilienz der heimischen Baumarten. Den Bergulmen geht es derzeit nicht besonders gut, während die Flatterulme besser zurechtkommt. Die Esche ist sehr geschwächt und wird wohl keine große Rolle mehr spielen. Grundsätzlich gilt für alle Kommunen und andere Waldbesitzer: Ein naturnaher und multifunktionaler Wald der Zukunft sollte ein Mischwald mit vielen Arten, unterschiedlich hohem Wachstum und Altersstufen sein."

Auch wenn er weit davon entfernt sei, Kommunen in Sachen Waldumbau beraten zu wollen, einige Hinweise könne er schon geben. Etwa den, die Standorte sehr genau hinsichtlich der Nährstoffversorgung, des Lichteinfalls und der Wasserbilanz anzusehen und das Zusammenspiel der einzelnen ökologischen Komponenten gründlich zu studieren. "Grundsätzlich würde ich Kommunen, die ihre Wälder bestmöglich an die Klimaszenarien für die nahe Zukunft anpassen möchten, raten, frühzeitig Expertisen einzuholen und eine wissenschaftliche Begleitung einzubinden", unterstreicht Jens-Birger Bosse.

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Fotocredits: 123rf
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