Waldumbau
Riesenmammutbaum für unsere Wälder?
Ein Gigant unter den Baumarten: Riesenmammutbaum
Heimisch ist diese Baumart aus der Pflanzenfamilie der Zypressen vorwiegend in Kalifornien. Der Riesenmammutbaum ist ein immergrüner Baum, der Wuchshöhen von bis zu 95 Meter und einen Stammumfang von über 34 Meter an der sehr weit ausladenden Basis erreichen kann. Junge Bäume wachsen mäßig schnell in die Höhe, aber stark in die Breite. In Versuchsreihen wurden jährliche Zuwächse von über 30 Festmeter je Hektar verzeichnet. In West- und Mitteleuropa wird er seit Mitte des 19. Jahrhunderts als weitgehend winterharter Parkbaum gepflanzt, der zudem hervorragend an leichtere Waldbrände angepasst ist. Der Baum benötigt gut durchlüftete Böden, trockene Sommer und relativ kalte Winter verträgt der Riesenmammutbaum gut. Hört sich erst einmal vielversprechend an, aber Jens-Birger Bosse, Abteilungsleiter Biologische Produktion bei den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, gefällt die Presse-Schlagzeile "Wald der Zukunft steht im Kreis Segeberg" ganz und gar nicht. Ob der Riesenmammutbaum zu einem klimaresilienten Wald der Zukunft beitragen könne, sei abschließend noch gar nicht festzustellen.

Diese Baumart kann - vielleicht - ein wichtiges Mosaiksteinchen sein
Bereits seit 36 Jahren wachsen auf einer Versuchsfläche in Schleswig-Holstein etwa 3.000 Riesen-Mammutbäume. Anhand ihres Gedeihens versuchen Wissenschaftler die Frage zu beantworten, unter welchen Bedingungen sich diese Bäume je nach Herkunft in das ökologische Gleichgewicht unserer Wälder einfügen lassen könnten. Neu sind solche Versuchsflächen nicht. Jens-Birger Bosse erläutert: "Schon seit 1900 gibt es solche Versuche. Über Douglasie, Küstentanne, Sitka-Fichte, Roteiche und Japanlerche kann man deshalb schon jetzt sagen, dass sie sich unter bestimmten Bedingungen gut bewährt haben. Über die Eignung der Riesenmammutbäume - 36 Jahre sind für einen Baum ja nur eine kurze Zeitspanne - lässt sich das abschließend noch nicht sagen.
Unsere Forschungen zeigen, dass je nach Standort und Herkunft der Setzlinge das Wachstum und die Vitalität zum Beispiel sehr unterschiedlich ausfallen." Ebenso wenig sei jetzt schon abzusehen, wie sich der Riesenmammutbaum in die deutsche Waldlandschaft integrieren lasse und wie anfällig oder resilient er gegenüber heimischen Pilzen und Insekten sei. Bestenfalls sei der Riesenmammutbaum nicht die Lösung für die Probleme der Wälder, sondern ein Mosaikstein für die klimaangepasst Umgestaltung der Wälder.
Diversifikation: Der Wald der Zukunft ist ein Mischwald
Auch auf die Frage, welche Bäume in Deutschland wohl keine Zukunft mehr haben werden, könne pauschal nicht geantwortet werden, sagt der Experte. "Jede Baumart kann irgendwann - je nach Standort - in Kalamitäten kommen. Grundsätzlich beobachten wir aber, dass der Klimawandel schneller voranschreitet, als das Potenzial der natürlichen Resilienz der heimischen Baumarten. Den Bergulmen geht es derzeit nicht besonders gut, während die Flatterulme besser zurechtkommt. Die Esche ist sehr geschwächt und wird wohl keine große Rolle mehr spielen. Grundsätzlich gilt für alle Kommunen und andere Waldbesitzer: Ein naturnaher und multifunktionaler Wald der Zukunft sollte ein Mischwald mit vielen Arten, unterschiedlich hohem Wachstum und Altersstufen sein."
Auch wenn er weit davon entfernt sei, Kommunen in Sachen Waldumbau beraten zu wollen, einige Hinweise könne er schon geben. Etwa den, die Standorte sehr genau hinsichtlich der Nährstoffversorgung, des Lichteinfalls und der Wasserbilanz anzusehen und das Zusammenspiel der einzelnen ökologischen Komponenten gründlich zu studieren. "Grundsätzlich würde ich Kommunen, die ihre Wälder bestmöglich an die Klimaszenarien für die nahe Zukunft anpassen möchten, raten, frühzeitig Expertisen einzuholen und eine wissenschaftliche Begleitung einzubinden", unterstreicht Jens-Birger Bosse.

