Mobilität
Warum das 9-Euro-Ticket ein Flop war
Insgesamt 52 Millionen Tickets wurden in den drei Monaten verkauft, zu verlockend war das Angebot, für nur 9 Euro monatlich durch ganz Deutschland reisen zu können. Vor allem am Wochenende war zwischen Juni und August 2022 auf den Bahnsteigen kaum mehr ein Durchkommen, viele Menschen unternahmen Ausflüge zu Zielen, die sie sonst vielleicht nicht angesteuert hätten, etwa nach Sylt oder nach Garmisch Partenkirchen zur Zugspitze. Die Regionalzüge waren noch voller als sonst. Was für den einzelnen durchaus ein Erfolg war und die Deutschen finanziell entlastete, verfehlte offenbar die von der Politik zusätzlich erhoffte Wirkung. Das Urteil einer Studie zum 9-Euro-Ticket fällt gar vernichtend aus.
9-Euro-Ticket: Teuer und ineffizient
Experten des Ifo-Instituts, der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg und der Universität Salzburg (PLUS) kommen zu dem Schluss: Das 9-Euro-Ticket kostete den Bund 2,5 Milliarden Euro und reduzierte den Autoverkehr nur wenig. Damit war es eine teure und ineffiziente Klimaschutzmaßnahme", so Sarah Necker, die das Ludwig Erhard ifo Zentrum für Soziale Marktwirtschaft in Fürth leitet. Es führte zudem dazu, dass sich Züge häufig verspäteten.
Verkehrsbetriebe nicht gewappnet
Dass mit dem 9-Euro-Ticket mehr Menschen für Fahrten mit der Bahn und Bussen gewonnen werden, war eine der größten Hoffnungen, die die Ampel-Koalition hatte. Doch die Erwartung wurde laut Studie enttäuscht: Nach dem Ende der Mobiliätsaktion sei die Zahl der Zugfahrten wieder auf das Ausgangsniveau gesunken, in der Tendenz sogar noch leicht darunter, schreiben die Wirtschaftsforscher.
Mit dem 9-Euro-Ticket fuhren fast 430.000 Personen pro Tag mehr mit dem Zug - und das vor allem am Wochenende. "Die Menschen haben das 9-Euro-Ticket für zusätzliche Freizeitaktivitäten genutzt", so Mario Liebensteiner, Professor für Volkswirtschaftslehrer an der FAU Nürnberg. Der erhoffte Klimaschutzeffekt blieb aus: Der Autoverkehr sei um lediglich vier bis fünf Prozent zurückgegangen. Die Experten weisen aber darauf hin, dass die mobilfunkbasierten Daten, die sie für die Studie verwendeten, lediglich Fahrten von mindestens 30 Kilometer abdecken.
Wovor die Verkehrsbetriebe bereits vor dem Start des 9-Euro-Tickets warnten, hat sich bewahrheitet. "Die Verkehrsunternehmen waren für den Ansturm auf den ÖPNV nicht gewappnet", heißt es in der Studie. Die Züge waren entsprechend überfüllt und 18 Prozent der Züge verspäteten sich, das sei ein Anstieg von 30 Prozent.
Experten: Deutschlandticket wird Wirkung ebenfalls verfehlen
Und was bedeuten die Ergebnisse der Studie für das seit März 2023 gültige 49-Euro-Ticket? "Das Deutschland-Ticket dürfte den Autoverkehr vermutlich noch weniger reduzieren, selbst wenn es länger verfügbar ist", glaubt Ifo-Expertin Sarah Necker. Es sei davon auszugehen, dass das Deutschland-Ticket denjenigen zugutekomme, die schon vorher regelmäßig den öffentlichen Nahverkehr genutzt haben, nun aber weniger dafür zahlen müssen.
Die Verkehrsminister der Bundesländer haben für das kommende Jahr angekündigt, dass sich der Preis für das Deutschlandticket, das derzeit 49 Euro kostet, sich erhöhen wird.
Weitere Informationen zur Studie der Wirtschaftsforscher.
Die Ergebnisse der Studie als PDF zum Herunterladen: