Stadtwerke Oerlinghausen
Die deutschen Stadtwerke stehen vor massiven Herausforderungen.
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Studie

Wärmeplanung: Wo stehen die Stadtwerke?

Bei den Planungen für die Wärmewende sind die deutschen Stadtwerke noch ziemlich am Anfang. Fast ein Drittel der Befragten für eine Studie hat mit der Wärmeplanung noch gar nicht begonnen, 59 Prozent sind dabei. Abgeschlossene Wärmeplanungen aufgrund von landesrechtlichen Vorgaben und auf der Basis der bisherigen Kommunalrichtlinie bestätigen bislang 9 Prozent der Stadtwerke. Was die Stadtwerke in den nächsten zwei bis drei Jahren an Herausforderungen erwarten!

Politisch gesehen war 2023 das Jahr der Wärmewende, mit der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes und dem Wärmeplanungsgesetz. Insofern kein Wunder, dass die Wärmewende eines der zentralen Themen ist, welche die Stadtwerke in Deutschland derzeit beschäftigt.  Wie die diesjährige Befragung der Geschäftsleitungen und Vorständen von 100 Stadtwerken und regionalen Versorgern kleiner und mittelgroßer Gebiete ergeben hat, liegen vor den Unternehmen zahlreiche Herausforderungen:  Laut Befragung sagen 65 Prozent der Stadtwerke: Wir befinden uns in der Koordinierungsphase, 48 Prozent haben eine Bestandsanalyse vorgenommen. Die Zahl der Kommunen, die die Wärmeplanung bereits abgeschlossen haben, ist gering.

Wärmeplanung: 17 Prozent nicht glücklich mit Ergebnis

Mehr als die Hälfte der befragten Stadtwerke versorgen Kommunen mit unter 50.000 Einwohnern, verteilt über alle Bundesländer, ausgenommen die Stadtstaaten Berlin und Hamburg. Von den befragten Unternehmen, deren Kommunen auf freiwilliger Basis eine Wärmeplanung vornahmen, halten 69 Prozent den entwickelten Wärmeplan für eine solide Grundlage, um damit die Wärmewende zu unterstützen. 17 Prozent sind mit dem Ergebnis allerdings nicht glücklich. Das liege weniger an landesspezifischen Regelungen, als an Problemen innerhalb des kommunalen Planungsprozesses vor Ort.

Fortschritte bei der Dekarbonisierungs-Strategie

Stadtwerke mit einer durchgängigen Dekarbonisierungs-Strategie für das Unternehmen selbst und die Kundenlösungen sind mit 39  Prozent immer noch in der Minderheit, im Vorjahr waren es 29 Prozent.  Die Studienmacher gehen davon aus, dass die Strategieprozesse im Zusammenhang mit einer Wärmeplanung künftig häufiger initiiert werden.

Wärmepumpe am Haus

IT-Sicherheit und Fachkräftemangel

Zwei weitere Themen, die fast alle Stadtwerke stark beschäftigen, sind die IT-Sicherheit und die Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. 87 Prozent der Unternehmen kämpfen in dem Bereich mit dem Fachkräftemangel.

Der Ausbau erneuerbarer Energien bleibt für die große Mehrzahl der Stadtwerke wichtig, allerdings weniger als im Jahr davor. Der Grund dafür liege in den Rahmenbedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die Kosten. Momentan stehe der Netzausbau im Vordergrund. Fest steht: Die Stadtwerke werden hohe Summen in die Dekarbonisierung der Erzeugung investieren müssen. Dafür sind Rücklagen erforderlich.

Wirtschaftlich gutes Jahr 2023

Wirtschaftlich gesehen war 2023 für die Stadtwerke ein stabiles beziehungsweise gutes Jahr, wenngleich mit einem Negativtrend. 65 Prozent der Befragten bezeichnen es bei der Befragung als gut, 2022 waren es trotz Ausbruch des Krieges in der Ukraine noch 75 Prozent gewesen. Was sind die Gründe für den negativen Trend? Als Beispiele werden Absatzrückgänge wegen des vergleichsweise warmen Winters genannt und vermehrte Kundenwechsel wieder hin zu günstigen Stromanbietern.  Die Umsetzung der Strom- und Gaspreisbremsen habe zu Mehrkosten geführt. Hinzu kommen der Einkauf und die Beschaffung von Energie in einem immer volatileren Umfeld. Zudem stand für viele Studienteilnehmer schon die Wärmeplanung im Raumm, so die Verfasser der Stadtwerkestudie 2024. Die Umsetzung der Energiepreisbremsen von Strom, Gas und Fernwärme war 2024 für 41 Prozent der Stadtwerke das dominante Thema, noch vor dem Einkauf und der Beschaffung von Strom und Gas.

Wie ist der Ausblick auf die nächsten Jahre?

37 Prozent der Stadtwerke in Deutschland erwarten erneut gut bis sehr gute geschäftliche Erfolge, allerdings zeigten sich vor zwei Jahren noch fast doppelt so viele der Befragten optimistisch beim Ausblick auf das nächste Jahr. Damals waren es 60 Prozent. Der Krieg in der Ukraine dauert immer noch an, ohne Aussicht auf wiederkehrende Gaslieferungen suchen Unternehmen Alternativen.

Fazit der Studie: Trotz aller Transformationsbemühungen stellen die Studienteilnehmer das Erreichen der Quote von 50 Prozent nachhaltig erzeugter Wärme bis 2030 deutlich infrage. Transformationszeiträume seien zu kurz und Transformationspfade zu steil, so die Kritik der Stadtwerke und regionalen Energieversorger.

Die Stadtwerkestudie2024 als PDF

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