Bürgermeisteramt
Oldenburger OB: "Auf unsere Weser-Ems-Hallen sind wir stolz"
Es ist ein imposanter Bau mit Türmchen und Erkern. Und ein Symbol des Wohlstands einer Stadt. Das Rathaus von Oldenburg steht mitten im Zentrum des norddeutschen Oberzentrums. Aus einem großzügigen Eckbüro leitet Oberbürgermeister Jürgen Krogmann seit 2014 die Geschicke der Universitätsstadt. „Bei uns gibt es noch sehr viele Dienstleister, Banken, Energieversorger, die im Moment ganz gut verdienen“, sagt Krogmann. „Das gibt uns den Vorteil, dass wir in der Kommunalpolitik noch etwas gestalten können.“ Ein neues Stadtmuseum, ein neues Sport- und Gesundheitsbad, Kindertagesstätten und Schulen: Die Liste der Projekte, um die sich die Oldenburger gerade kümmern, ist lang. Die Stadt verzeichnet Zuzug, hat dadurch aber auch Wachstumsschmerzen.
Oldenburger Oberbürgermeister beklagt Fachkräftemangel
Also bleibt dem Oberbürgermeister nur das Gestalten – wenn man ihn denn lässt. „Unser großes Problem bei all diesen Projekten ist der Fachkräftemangel“, sagt Krogmann. „Es fehlen Handwerker, die Firmen sind immer schwerer zu bekommen, die Gewerke immer schwerer aufeinander abstimmbar.“ Kommunale Projekte, die früher innerhalb weniger Monate schaffbar warten, brauchen heute Jahre. „Wir werden künftig Demut und Geduld brauchen. Denn Herbeizaubern können wir die Fachkräfte nicht, meint der 60-Jährige.
Ein wichtiges Thema ist für ihn die Zuwanderung. Ob es um Poliere oder Pflegekräfte, Ärzte oder Aushilfen in der Gastronomie geht: „Inzwischen sind wir in einer Situation, wo wir viele Beschäftigungsbereiche ohne Zuwanderung nicht mehr aufrechterhalten können.“ Krogmann schmerzt es, dass es auch in Oldenburg Menschen gebe, die nach mehreren Jahren im Land noch nicht der deutschen Sprache mächtig sind, und weiter von Transferleistungen leben. „Da müssen wir sehen, dass wir durch weitere Angebote etwa zum Spracherwerb, aber sicher auch durch sanften Druck für mehr Beschäftigung an dieser Stelle sorgen.“
Kommunalpolitiker war früher Sportreporter
In den ersten Jahren nach seinem Studium war Jürgen Krogmann Sportreporter. Er ist Fußballfan und spielt auch selbst noch bei den alten Herren eines Oldenburger Vereins. Ein Projekt liegt ihm da besonders am Herzen: Die Stadt baut ein neues Fußballstadion, zweit- und drittligatauglich, obwohl der örtliche Spitzenverein, der VfB Oldenburg, derzeit nur in der vierten Liga spielt. Aber als ehemaliger Zweitligist will der Verein natürlich dauerhaft in den Profisport zurückkehren.
Neues Fußballstadion geplant
10.000 Plätze soll das neue Stadion haben. In der Region hat das durchaus zu Kritik geführt: „Zu groß“, „zu teuer“, „überflüssig.“ Krogmann sieht das anders. „Eine gute Infrastruktur kann nicht die Belohnung für sportliche Höchstleistungen sein“, meint der frühere Landtagsabgeordnete. „Wenn Sie in Ihrer Stadt Spitzensport haben wollen, müssen Sie zuerst die Voraussetzungen für die Erfolge schaffen – und nicht umgekehrt.“ Im Übrigen unterstütze die Stadt auch andere Sportarten. Er spricht von einer „Interessenquote“: „Wir bezuschussen unsere Weser-Ems-Halle, damit dort Künstler auftreten können und Handball und Basketball stattfinden können. In beiden Sportarten zählt Oldenburg zur nationalen Spitze.
"Wir bezuschussen unsere Schwimmbäder, wir bezuschussen viele andere Bereiche und haben dann künftig auch eine Gesellschaft, die das Stadion betreibt.“ Entsprechend freut er sich, wenn in den Weser-Ems-Hallen auch kommerzielle Veranstaltungen, wie Ende August erstmals die Messe KOMMUNAL stattfinden. Und der Standort soll künftig alle zwei Jahre angesteuert werden.
Zumal Oldenburg mit solchen Angeboten auch sein Umland bedient. „Wenn Sie in London sind, sprechen Sie gerne mal von „Greater London“ – dieses gefühlte London, das viel größer ist“, sagt Krogmann. Also „Greater Oldenburg“? „Das ist in Deutschland nicht vernünftig geregelt“, sagt Krogmann. „Die Städte stimmen sich mit den Kommunen in ihrem Umland nicht zwingend miteinander ab.“ Oft fehle eine gemeinsame Siedlungs-und Freiraumplanung. Oft fehlten Festlegungen, wo Gewerbegebiete und wo Wohnungsbau sein sollen, und wo Natur Natur sein darf. „Da gibt es keine klare Direktive vom Land, da arbeitet jeder so ein bisschen vor sich hin.“
Landtagsabgeordneter und Stadtrat
Wie Jürgen Krogmann in die Politik gekommen ist? „Schon in der Schule wollte ich überall mitreden und mitgestalten“, sagt der Oldenburger Oberbürgermeister. „Meine Mutter gab mir den Spitznamen Chef.“ Doch zunächst studierte er Geschichte und Deutsch, wollte Lehrer werden. Für ihn damals jedoch unerreichbar. Krogmann sattelte um, ging zum Norddeutschen Rundfunk, wurde später Stadtsprecher und kümmerte sich in einer Stabsstelle um Planungsinformation und Bürgerbeteiligung, ehe der Entschluss reifte, sich um ein Landtagsmandat zu bewerben. „Und was ich mache, mache ich richtig“, behauptet er von sich. Er kandidierte, wurde 2008 und 2013 direkt gewählt, und saß zusätzlich – mit dem besten Stimmergebnis der Stadt – seit 2011 auch im Oldenburger Stadtrat.
Dass er dann im Jahr 2014 gefragt wurde, ob er Oberbürgermeister werden wolle, war für Jürgen Krogmann nur folgerichtig. Bei der Kommunalwahl wurde er im Amt bestätigt – aktuell ist Krogmann der am längsten amtierende, direkt gewählte Oberbürgermeister in der Geschichte Oldenburgs. Und als solcher hat er einen 24/7-Job. „In diesem Amt ist man rund um die Uhr aktiv. Die Person Jürgen Krogmann tritt eigentlich immer mehr hinter dem Amtsinhaber zurück.“ Als Beispiel berichtet er von einem Fußballspiel. Krogmann stand am Seitenrand, wärmte sich auf, sollte eingewechselt werden. „Da kam der Präsident der gegnerischen Mannschaft und machte erst einmal die Honneurs“, sagt Krogmann. Auf Außenstehende muss das in diesem Moment lächerlich gewirkt haben – „aber der Mann in kurzen Hosen und Fußballschuhen war nun einmal der Oberbürgermeister.“ Das Amt, resümiert Krogmann, nehme mehr von einem, als man es sich manchmal vorstelle. „Aber dafür kann man dann eben auch gestalten.“
Was Jürgen Krogmann künftig nicht nur für Oldenburg tun will: Ab September nämlich wird der Oldenburger Oberbürgermeister auch Präsident des niedersächsischen Städtetags sein. „Meine große Sorge ist die Schuldenbremse“, sagt Krogmann. „Alles, was sie auf Bundes- und Landesebene blockiert, wird dann den Kommunen aufgedrückt.“ Darin stecke eine große Gefahr für die kommunale Selbstverwaltung. Denn die Kommunen müssen ohnehin im Moment jede Menge Kosten übernehmen: Krankenhäuser, Energiekosten und Integrationskosten fräßen die Haushalte auf. „Ich kann nachvollziehen, dass man sagt, man will nicht unbegrenzt Schulden aufnehmen, um konsumtive Ausgaben zu finanzieren“, meint der Politiker. Aber bestimmte Zukunftsinvestitionen seien erforderlich: für die Energiewende oder die Digitalisierung beispielsweise, die Integrationskosten, Bildungskosten. Das müsse man auch künftig bewältigen. „Wenn wir das alles in kurzer Zeit gleichzeitig hinbekommen wollen, und dann auch noch die Schuldenbremse einhalten sollen, wird das vielleicht ein bisschen viel.“
Bürokratie dringend abbauen
Generell wirbt Krogmann um mehr Respekt für die Kommunen. „Wir brauchen mehr Vertrauen in die kommunale Ebene. Wir brauchen keine überbordende Landesbürokratie und auch keine Bundesbürokratie, die hinter jeder Fördermittelzusage mit Kohorten von prüfenden Menschen herläuft, weil man irgendwie denkt, die Kommunen geben das Geld vielleicht doch nicht ganz genau für den Zweck aus, für den es bestimmt ist.“ Dabei hätten die Kommunen selbst ebenfalls Rechnungsprüfungsämter. „Und ganz ehrlich: Am besten wissen es doch die Menschen vor Ort, was für ihre Kommune richtig ist.