Bürgermeister Dimitrios Axourgos
Bürgermeister Dimitrios Axourgos: Als er gewählt war, kamen auch Glückwünsche aus Griechenland.
© Benjamin Lassiwe

Bürgermeister-Porträt

Der "Grieche" mit dem Herz für Kinder

Dimitrios Axourgos ist Bürgermeister im westfälischen Schwerte. Als der Sohn ehemaliger Gastarbeiter gewählt wurde, gratulierte ihm der griechische Staatspräsident.

Im Wahlkampf war er nur „der Grieche“. Denn für viele Einwohner in Schwerte war der Name Dimitrios Axourgos eben doch ein bisschen schwierig auszusprechen. Heute haben es die Menschen in der Stadt an der Ruhr ein wenig einfacher: Wenn sie über Dimitrios Axourgos sprechen wollen, können sie schlicht „der Bürgermeister“ sagen.  Der im nordgriechischen Ioannina geborene und im Alter von fünf Jahren als Sohn von Gastarbeitern nach Deutschland gekommene Lehrer für Geschichte und Sozialwissenschaften wurde 2018 hauptamtlicher Bürgermeister von Schwerte. Als erster Grieche und überhaupt erster Bürgermeister mit Migrationshintergrund in der über 1000-jährigen Geschichte der alten Hansestadt. „In Schwerte spielte das keine Rolle, unsere Stadt ist ohnehin sehr weltoffen“, sagt Axourgos

Nach Bürgermeisterwahl griechische Glückwünsche

In Griechenland allerdings war seine Wahl etwas Besonderes:  Plötzlich leuchtete eine Athener Rufnummer auf Axourgos Handy auf. Es war Provokis Pavlopoulos. Der griechische Staatspräsident wollte zum Wahlsieg gratulieren. „Dass der Sohn ungelernter griechischer Gastarbeiter in Deutschland Bürgermeister einer mittelgroßen Stadt werden kann, hat viele in Griechenland mit Stolz erfüllt.“ Für Schwerte zeigt sich auch eine praktische Auswirkung: Die Stadt hat jetzt auch eine Partnerstadt in Griechenland - und nicht ganz zufällig ist das Ioannina, die Heimatstadt des Bürgermeisters. „Was mich besonders freut, ist, dass es viele Griechenlandbegeisterte in Schwerte gibt, die sich in unserem dazu neu gegründeten Arbeitskreis engagieren", sagt Axourgos. „Gemeinsam haben wir Kriterien entwickelt, was wir mit der Partnerschaft erreichen wollen.“ Denn während Städtepartnerschaften früher für viele Engagierte eine Möglichkeit waren, auch selbst einmal ins Ausland zu reisen oder mit Menschen aus anderen Teilen Europas in Kontakt zu treten, ist solch eine Motivation heute nicht mehr so relevant. „Man erreicht junge Menschen für eine Städtepartnerschaft am besten damit, dass man konkrete Projekte anbietet, etwa zum Thema Umweltschutz oder zum Thema Kultur“, sagt Axourgos.

Kinder an der Kommunalpolitik beteiligen

Dem ehemaligen Lehrer ist es wichtig, junge Menschen für die Politik zu begeistern. Denn auch er kam einst über den Kinder- und Jugendrat der Stadt Iserlohn, in der er aufgewachsen ist, in die Kommunalpolitik. „Wir haben deswegen auch in Schwerte ein Kinder- und Jugendparlament gegründet“, erzählt er. Alle weiterführenden Schulen der Stadt seien daran beteiligt. Das Kinder- und Jugendparlament hat ein eigenes Budget, und seine Vertreter haben in den Ausschüssen und Gremien der Stadt ein Recht, gehört zu werden.  An den Grundschulen führte Schwerte ein Schulbudget von 2.000 Euro ein: Alle zwei Jahre können die Schüler selbst entscheiden, was mit diesem Geld gemacht wird. „Da findet dann richtig Wahlkampf statt: Die Schülerinnen und Schüler ziehen mit Plakaten von Klasse zu Klasse, weil sie sich beispielsweise neue Fußballtore“, berichtet Axourgos. „Am Ende wird darüber abgestimmt - und manche jubeln dann und andere sind traurig: Aber so erlernen die Kinder und Jugendlichen demokratische Prozesse und erleben, wie unser politisches System funktioniert.“

Bürgermeister Dimitrios Axourgos vor Vitrine

In der Stadtpolitik legt Axourgos ein besonderes Gewicht auf die Bildungspolitik. Dass es im Rathaus durchs Dach regnet oder manche Straße saniert werden müsse, belaste den städtischen Haushalt. Aber ein Großteil der knappen Mittel der Stadt fließe dennoch bevorzugt in den Neubau von Schulen oder Kindertagesstätten. „Ich bin stolz darauf, dass wir hier einen eindeutigen Schwerpunkt abbilden können“, sagt der Bürgermeister. „Wenn man Schülerinnen und Schüler haben möchte, die Wissen vermittelt bekommen, die gut ausgebildet werden, dann gehört eben auch dazu, dass die Kommune ihrer Verpflichtung nachkommt, für eine gute Infrastruktur zu sorgen.“ Wozu aus Sicht des Bürgermeisters aber auch die Forderung ans Land gehört, die Kommunen mit höheren Schlüsselzuweisungen auszustatten.

Homeoffice spart Mietkosten

Der Stadt Schwerte ist es in den letzten Jahren trotz der vielen Herausforderungen gelungen, wieder Eigenkapital zu bilden. So konnte Geld in die Einführung der elektronischen Akte und in zeitgemäße Büroinfrastruktur investiert werden: Viele Mitarbeiter der Stadt arbeiten mittlerweile regelmäßig im Homeoffice und profitieren im Rathaus von einem modern ausgestatteten Sharedesk. Die neuen Arbeitsmodelle hätten aber nicht nur Geld gekostet, sondern brächten auch eine Einsparung, sagt Axourgos. Jedes Jahr entfalle ein mittlerer fünfstelliger Betrag an Mietkosten: Geld, das in Schwerte nun wieder anderswo eingesetzt werden kann. Zum Beispiel für die Schulen oder die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Jugendparlament.

Und was würde der Bürgermeister einem jungen Nachwuchs-Kommunalpolitiker raten, der es ihm gleichtun und ebenfalls in die Politik gehen will? „Das Wichtigste für mich ist, dass ein Bürgermeister nahbar sein muss, dass er für alle Bürgerinnen und Bürger und Belange ein offenes Ohr hat“, sagt Axourgos. „Denn Bürgermeister zu sein ist nicht nur ein Job - sondern eine Berufung, die einem viel abverlangt und weit entfernt von einer normalen Wochenarbeitszeit ist, aber eben auch unglaublich viel gibt und Freude macht.