Wirtschaftsförderung
Wie Wertheim Weltmarktführer-Standort wurde
Wirtschaftsstandort-Vorteil 1: die Lage und die Geschichte
Das kleine Wertheim liegt direkt an der Bundesautobahn A3 und ist damit natürlich in Sachen Logistik schon ganz weit vorn. Eine große Rolle spielt aber auch die Geschichte des Ortes. Jürgen Strahlheim, in Wertheim geboren und aufgewachsen, erinnert sich: "Nach 1945 kamen viele Unternehmer zu uns, die in der Ostzone von Enteignung bedroht waren. Darunter viele Unternehmer aus der Glasverarbeitung. Die Flüchtlinge etablierten hier in Wertheim ein Netzwerk mit diversen Unternehmen, die alle in der ein oder anderen Form mit der Glasverarbeitung zu tun hatten. Diese zumeist mittelständigen, familiengeführten Unternehmen bilden bis heute die Grundlage unseres Erfolges."

Wirtschaftsstandort-Vorteil 2: attraktive Flächen und ein gutes Lebensumfeld
Jürgen Strahlheim erläutert: "Für uns war es immer wichtig, rechtzeitig attraktive Flächen für Gewerbetreibende vorzuhalten und gleichzeitig ein gutes Arbeits- und Lebensumfeld für die Menschen zu schaffen. Wir sind schon brutal stolz darauf, gerade für global agierende, innovative Treiber der Wirtschaft interessant zu sein, die trotz ihrer internationalen Aufstellung lokal verwurzelt sind." Sein Lieblingsbeispiel: Das 2003 gegründet Factory Outlet mit Investitionskosten von mehr als 100 Millionen Euro und aktuell etwa 1.000 Beschäftigten. "Das war damals ein hoch umstrittenes Projekt mit länderübergreifenden Planungen, die fünf Jahre dauerten. Ein langer Prozess - auch für mich. Aber es hat sich gelohnt.
Von der weitreichenden Ausstrahlung dieses Outlets profitieren wir bis heute." Generell seien im Wertheimer Rathaus alle davon überzeugt, dass der Kommune ganz besonders Akteure guttun, die mit ihren Visionen die Wirtschaft antreiben und für solche Akteure will man in Wertheim auch weiterhin beste Voraussetzungen und eine gute Lebensqualität bieten. Erkennbar wird dies an den Wertheimer Slogans "Arbeiten, wo andere Urlaub machen" und "Wirtschaftsstandort im Grünen!". Oder an der Anzahl von Kitas, die die Kommune sich leistet: 23. Oder an der Wiederbelebung eines schon geschlossenen Krankenhauses in Form eines "Bürgerspitals".
Wirtschaftsstandort-Vorteil 3: Kompromissfähigkeit und Kreativität
Der Konflikt zwischen Wirtschaft, Wohnen und immer neuen Flächenversiegelungen ist natürlich auch in Wertheim Thema. Aber eines, dass konstruktiv angegangen wird. Längst sind auch hier die Flächen knapp geworden. Aber wie sagt Jürgen Strahlheim so schön: "Zwischen Null und Hundert gibt es und muss es ganz viel geben." "Wir haben in Wertheim zum Beispiel beschlossen, mit den Unternehmen in die Höhe zu gehen und dafür Vorschriften gekippt, die es bislang verboten haben, über eine bestimmte Höhe zu bauen. Dafür müssen wir alte Bebauungspläne ändern und das tun wir auch." Wenig tun kann der Wirtschaftsförderer an der überbordenden Bürokratie. Früher, sagt der Fachmann, habe ein Bebauungsplan drei bis vier Seiten Umfang gehabt. Heute könne man locker einen Aktenordner damit füllen. Mit seiner Forderung nach mehr "Beinfreiheit" für Kommunen steht er nicht alleine da.

Wirtschaftsstandort-Vorteil 4: der Wirtschaftsförderer selbst
Der Mann, sagt er selbst, brennt für seinen Job. Auch noch nach 27 Jahren. In Zeiten der Digitalisierung setzt Jürgen Strahlheim konsequent auf "old school". Er sucht jederzeit den Augenkontakt zu den Unternehmern, denen er ein verständnisvoller Partner sein will. Er arbeitet serviceorientiert, ist jederzeit für Kompromisse offen und bevorzugt in der Zusammenarbeit die ganz kurzen Wege. "Der Schlüssel zum Erfolg ist für mich Vertrauen und Vertrauen entsteht nur im persönlichen Austausch. Den muss ich auch gar nicht im Büro führen. Manchmal ergeben sich die besten Gespräche auch bei geselligen, informellen Anlässen mit einem Gläschen Wein", erklärt der Wirtschaftsförderer. Er selbst, betont er, definiere sich auch nach so vielen Jahren im Job noch immer als Lernender. "Gerade, wenn man nicht selbst aus der Wirtschaft kommt, braucht es den unbedingt Willen, sich Kompetenzen anzueignen, damit man seinem Gegenüber auf Augenhöhe begegnen kann."


