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  3. In dieser Stadt ist Wirtschaftsförderung Chefsache
Holm Große (3.v.r.) kämpft für die Elektrifizierung der überregionalen Bahnstrecken.
Oberbürgermeister Holm Große (3.v.r.) setzt sich für die Elektrifizierung der überregionalen Bahnstrecken ein.
© Stadt Bischofswerda

Wirtschaftsförderung

In dieser Stadt ist Wirtschaftsförderung Chefsache

von Annette Lübbers
Reporterin
11. März 2025
Gerade in Krisenzeiten muss sich die kommunale Wirtschaftsförderung bewähren. In Bischofswerda ist man damit sehr erfolgreich und das seit Jahren - mit Teamarbeit und einer klaren Strategie.

Bischofswerda, eine Große Kreisstadt im Landkreis Bautzen am westlichen Rand der sächsischen Oberlausitz. Den nach der Wende einsetzenden Bevölkerungsschwund hat die Kommune stoppen können, den demografischen Wandel natürlich nicht. Immer mehr ältere und immer weniger junge Menschen. Oberbürgermeister Holm Große sieht sich und seine Stadt in einem längst global gewordenen Wettbewerb um die besten Köpfe. "Wir suchen als Kommune mittlerweile Fachkräfte in China, in Brasilien, in Vietnam. Aber um für diese Menschen interessant zu sein, brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen und Spielregeln. Und wir brauchen Investitionen und eine gute Personalpolitik." Wirtschaftsförderung steht deshalb weit oben auf seiner Agenda.

Deshalb kämpft der Oberbürgermeister an "allen Fronten" darum, die Chancen sichtbar zu machen, die kleinere Städte bieten. "Nicht nur die Zentren sind Inkubatoren für neue Ideen und neue Entwicklungen. Mehr Investitionen auf dem Land bringen ganze Regionen voran. Das kenne ich aus der Slowakei, meiner zweiten Heimat. Dieses Konzept tut der Slowakei gut und würde auch Deutschland guttun", unterstreicht der Oberbürgermeister. Geld in die Region zu bringen ist für ihn genauso Chefsache wie die eigene Wirtschaftsförderung.

Kommunale Wirtschaftsförderung: Verwaltung setzt auf Kreativität 

Die Liste der Projekte, die in der neunjährigen Ägide dieses Oberbürgermeisters, initiiert und umgesetzt wurde, kann sich sehen lassen. Hier eine Auswahl: 

  • 2017 - Die Stadt lädt Existenzgründer noch ohne Unternehmenskonzept ein, um gemeinsam mit Fachleuten Wege in die Selbstständigkeit zu finden. Im selben Jahr findet ein "Tag des Mittelstandes" statt.
  • 2018 - Die Stadtverwaltung organisiert für Vereine und Unternehmen Workshops zu guter Kommunikation, zu Förderprogrammen und wie man Gelder beantragt, zu Entwicklungen und Herausforderungen am Arbeitsmarkt und zu Strategien bei der Unternehmensnachfolge.
  • 2018 - Der Stadtrat verabschiedet ein Förderprogramm zur Ansiedlung, Übernahme und Erhaltung von Einzelhandels- und Dienstleistungsunternehmen, Unternehmen der Kreativwirtschaft und Gastronomie sowie zur Unterstützung von baulichen Maßnahmen zur Aufwertung des Stadtbildes im Kernbereich der Altstadt von Bischofswerda.
  • 2020 - Im „Schaufenster Handwerk“ lädt die Stadt Ausbildungsberater der Handwerkskammer Dresden (HWK), des Elektrobildungs- und Technologiezentrums Dresden e.V. und der Kreishandwerkerschaft Bautzen ein, damit diese - mitten in der Pandemie - Karrierechancen im Handwerk für junge Menschen abbilden können. Das Ziel: Betriebe und mögliche Azubis zusammenzubringen.
  • 2021 - Gemeinsam mit der Handwerkskammer Dresden lädt die Wirtschaftsförderung Unternehmer des Bischofswerdaer Landes zu einem kostenlosen Seminar zum Thema „Nachfolge systematisch organisieren“ ein.
  • 2022 - Bischofswerda engagiert sich für die Rückkehrer- und Fachkräftebörse des Landkreises Bautzen.
  • 2023 - Die Handwerkskammer Dresden kommt mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung der Stadt nach Bischofswerda. Fachreferenten vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, der LEADER-Region Westlausitz sowie Praxisberater der Handwerkskammer Dresden informieren Unternehmer und Unternehmerinnen über Bundes- und regionale Fördermitteln. 
  • 2024 - Zum sechsten Mal in Folge gibt es die "Bischofswerdaer Spätschicht": Innerhalb von drei Stunden können Bürgerinnen und Bürger jeweils drei Wirtschaftsunternehmen oder soziale Einrichtungen in Bischofswerda und Umgebung besuchen. 

Wirtschaftsförderung: Holm Große setzt auf Teamarbeit

Als eine seiner ersten Amtshandlungen hat der Oberbürgermeister nach seiner Wahl im Jahr 2015 eine Stabsstelle gegründet und darin kreative Köpfe und verstreute Funktionen gebündelt. In diesem Stab läuft alles zusammen: ungelöste Fragen, Planungen, praktische Umsetzungen, Netzwerkarbeit und Neugründungen. Holm Großes Strategie in Sachen Wirtschaftsförderung: 1) Der Oberbürgermeister ist für alle Fragen offen, 2) der Erhalt des Bestandes ist die wichtigste Aufgabe, 3) die Kommune gewinnt zu Bischofswerda passende Unternehmen, 4) die Kommune arbeitet stetig daran, ein immer attraktiveres Umfeld für alle zu bieten. Dabei hat der Oberbürgermeister aber nicht nur die eigene Kommune im Blick. Holm Große unterstreicht: "Ideen haben wir reichlich, aber das Geld langt natürlich nie. Umso wichtiger ist es, dass wir in der Region einem gemeinschaftlichen Entwicklungskonzept folgen, weil wir nur gemeinsam stark sein können."     

Gute Entwicklung durch Wirtschaftsverein

Dieser spiele, sagt Holm Große, eine ganz entscheidende Rolle. "Bei meinem Amtsantritt gab es in Bischofswerda viele zerstrittene Parteien. Das ist heute anders. Der Wirtschaftsförderverein hat immer die Stadt und ihre Attraktivität als Ganzes im Blick. Die Mitglieder sind Partner, sie netzwerken, besorgen Fördermittel und motivieren Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen. Aber auch die Unternehmen selbst." Ihm persönlich mache es sehr viel Spaß zu sehen, dass die Wirtschaft sich zunehmend nicht nur für den eigenen Erfolg, sondern auch für das Gemeinwohl engagiere. 

Oberbürgermeister war Universitätsprofessor

Trotz aller Erfolge: So richtig gut beschrieben, fühlt sich Holm Große mit der Bezeichnung Politiker eigentlich nicht. Bevor er Oberbürgermeister von Bischofswerda wurde, war die Kommune an den Universitätsprofessor für kommunale Entwicklung herangetreten, weil er neben seiner Professorentätigkeit auch Geschäftsführer der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH und des Tourismusverbandes Oberlausitz-Niederschlesien e. V. war. Damals musste die Stadt einige "Nackenschläge" verkraften, weil einige große Unternehmen plötzlich weg waren. Holm Große sollte helfen. Und er half. Mit einem Wirtschaftsprogramm.

Oberbürgermeister Holm Große bei der Entgegennahme einer Auszeichnung für seine Stadt.

"Plötzlich hieß es: Du musst das als Bürgermeister machen. Das hielt ich erst einmal für eine sehr verrückte Idee. Aber dann habe ich mich doch aufstellen lassen. Wahlkampf habe ich aber keinen gemacht. Ich bin einfach raus und habe mit den Menschen und mit den Unternehmern gesprochen. Und ich spürte: Dieser kleine Ort hat 100 Vereine, da sind ganz viele aktive Menschen, aber die tragen alle ihren Kopf gesenkt und zerfleischen sich selbst", erzählt der Oberbürgermeister wider Willen. Gewählt wurde er dennoch - mit 66 Prozent der Stimmen. Die erste Aufforderung des Parteilosen an seine Stadträte: "Ihr dürft gerne ein Parteibuch haben, aber das lasst ihr besser draußen." Großes Credo damals und heute: Probleme benennen, Lösungen finden, anpacken - und nicht Bewährtes entschlossen entsorgen.

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Fotocredits: Meeco Communication Services GmbH
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