In Stuttgart sollen Menschen wieder feiern dürfen - dank der Technik mit Abstandsmesser
In Stuttgart sollen Menschen wieder feiern dürfen - dank der Technik mit Abstandsmesser
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Corona-Schutzmaßnahme

Kommune führt Abstandsmesser für Veranstaltungen ein

Was kann ein Abstandsmesser bei Kulturveranstaltungen bringen? Im Gemeinderat in Stuttgart war das ein großes Thema. Mit Alarmtönen und Vibrationsalarmen gegen Corona - die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg will das künftig ausprobieren. Wir zeigen Ihnen, wie es funktioniert und was solche Geräte kosten.

Abstand halten - kaum ein Begriff hat in den vergangenen Monaten so Hochkonjunktur, wie dieser. Doch wie viel Abstand ist in Corona-Zeiten wirklich genug und wie kann ich das etwa bei einer Kulturveranstaltung sicherstellen? Die Universität des Saarlandes hat einen sogenannten Abstandsmesser im Angebot. Er ist so groß wie eine Kreditkarte und warnt Menschen mit einem Alarmton oder einem Vibrationssignal, sobald sie jemandem zu nahe kommen, sprich: Wenn die Abstände zu anderen Menschen zu klein sind. Der Gemeinderat in Stuttgart hält diese Abstandsmesser für eine gute Idee und will sie nun im Rahmen eines Modellversuches einsetzen. 

Abstandsmesser kann gleichzeitig Kontakte nachverfolgen 

Das Gerät der Uni kann aber deutlich mehr als nur Signale aussenden. Es übernimmt gleichzeitig die Funktion der Kontaktnachverfolgung, denn der Trecker zeichnet auf, wann man mit wem in engem Kontakt war. Die Hoffnung der Forscher der Universität: Auf diese Weise kann man Menschen auf engem Raum sehr schnell identifizieren und muss nicht gleich eine große Menge an Menschen in Quarantäne schicken. 

Die Stadt will nun zunächst eine Reihe von freiwilligen Clubs und Kulturveranstaltungen auswählen um den Abstandsmesser in kleinerem Kreis zu testen. Das soll jedoch im Rahmen einer Ausschreibung passieren, so dass der Start der Abstandsmessung sicher nicht in den nächsten vier Wochen sein wird. Der Test soll insgesamt über neun Monate laufen. Dafür nimmt die Stadt Stuttgart rund 496.000 Euro in die Hand. Ganz günstig ist der Versuch also nicht. Dafür ist er nach dem Test voraussichtlich gut Skalierbar. Die Universität des Saarlandes denkt etwa an den Einsatz der Abstandsmesser auch in Kaufhäusern. "Die Besucher erhalten beim Betreten der Location einen Tracker, der zu jedem Zeitpunkt die genaue Position des Besuchers erkennt, erläutert Thorsten Lehr von der Uni die Idee. Er hatte unter dem Namen "SaarCoKids" schon eine Studie im Saarland durchgeführt, bei der die elektronische Distanzmessung als Teil eines Projektes in drei Schulen erfasst wurde.  

Weitere Modellprojekte mit Abstandsmessern sind in der Planung 

Auch das Modellprojekt in Stuttgart ist eingebettet in eine Reihe von Projekten, die Das Land Baden-Württemberg genehmigt hat. Ähnliche Versuche, Kontaktnachverfolgung und Abstandsregeln zu überwachen gibt es unter anderem bei einem geplanten Konzert der Schlagerkönigin Andrea Berg sowie bei sechs weiteren Open-Air Konzerten im Rems-Murr-Kreis sowie für die Mitgliederversammlung des Fußballvereins VFB Stuttgart. Diese soll am 18. Juli stattfinden.  

Voraussetzung für alle geplanten Projekte in Stuttgart und Umgebung ist allerdings, dass zum Zeitpunkt der geplanten Veranstaltung die 7-Tage-Inzidenz stabil unter 100 liegt und somit die Bundesnotbremse nicht in Kraft ist.