Symbolbild Corona-Virus Mensch läuft davon
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Ranking

Diese Kleinstädte hat Corona besonders hart getroffen

Die Pandemie hat sich sehr unterschiedlich auf die Wirtschaft und die Bevölkerung in den Kommunen ausgewirkt. Anhand von 28 Indikatoren haben wir die Folgen für rund 900 Kommunen in Deutschland untersucht. Mit spannenden Ergebnissen.

In der Corona-Zeit hat sich gezeigt, welche Kommunen von bestimmten Einflüssen besonders abhängig sind. Insbesondere die Wirtschaft und die Beschäftigtenzahlen gaben darüber im Jahr 2020 Auskunft. Gemeinsam mit dem Standorttool Contor Regio haben wir statistische Daten in 28 unterschiedlichen Bereichen für jede Kleinstadt in Deutschland ausgewertet.

Kleinstädte und ihre wirtschaftliche Entwicklung

Betrachtet haben wir dabei alle Kleinstädte mit mindestens 10.000 Einwohnern, aber weniger als 20.000 Einwohnern. Das sind die 899 Kleinstädte in Deutschland. Wir haben dabei zu 45 Prozent die von den Landes- und dem Bundesamt verfügbaren Daten rund um die Beschäftigung einfließen lassen. Dahinter verbergen sich Einzeldaten zum Arbeitslosenanteil, das Bruttoinlandsprodukt oder etwa die Veränderungen bei den Steuereinnahmen. Zu weiteren 35 Prozent haben wir die sozioökonomischen Daten einfließen lassen, also etwa Veränderungen bei der Produktivität oder der Beschäftigtenanteil etwa im Einzelhandel und in anderen Branchen. Hinzu kamen mit 15 Prozent alle statistischen Daten rund um Unternehmen und ihren Kennzahlen sowie zu 10 Prozent die Hotelerie, die in der Zeit besonders betroffen war. Die statistischen Daten aus dem ersten Corona-Jahr 2020 haben wir dabei mit den Zahlen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 verglichen. Alle Daten zusammengenommen ergeben ein recht spannendes Bild über die Corona-Auswirkungen in Deutschlands Kleinstädten.

Einbrüche bei Kleinstädten in wirtschaftlich starken Regionen

Und das Bild zeigt sehr eindeutig, dass Kleinstädte, die vor Corona besonders wirtschaftsstark waren, auch die größten Einbrüche zu verzeichnen hatten. Das Band der am stärksten betroffenen Kleinstädte zieht sich vor allem über Bayern und Baden-Württemberg in den Süden von Hessen sowie das südliche Nordrhein-Westfalen. In diesen Regionen liegt ein Großteil derjenigen Kleinstädte, die sich bei den Verlusten im oberen Drittel wiederfinden. Das untere Drittel hingegen wird dominiert von Kommunen aus Mitteldeutschland. Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen aber auch die westdeutschen Bundesländer Niedersachsen oder das Saarland hat die Pandemie weniger hart getroffen als andere Regionen. Soweit zumindest die Tendenz. Schaut man sich jedoch die einzelnen Kleinstädte an, die ganz oben liegen, ergibt sich doch noch ein deutlich differenzierteres Bild.

Halbergmoos in Bayern mit größten Corona-Folgen

Die am stärksten von Corona betroffene Kleinstadt war Halbergmoos in Bayern. Die 11.000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Freising in Oberbayern hatte gemessen an den 28 statistischen Daten die höchsten Einbrüche in allen Bereichen. Die Gründe liegen auf der Hand. War Halbergmoos einst ein bäuerlich geprägtes Dorf mit 900 Einwohnern, ist es heute, bedingt vor allem durch die Nähe zum Flughafen München, ein Hochtechnologie-Standort, auf dem auch das Gewerbegebiet München Airport Business Park liegt. Dazu gesellte sich im ersten Corona-Jahr mit seinen Lockdowns ein deutlicher Einbruch bei der Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im Ort. Denn Halbergmoos hat hier eine Besonderheit: Im Jahr vor der Corona-Krise hatte die Gemeinde mit 11.600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mehr Arbeitsplätze als Einwohner. Die meisten davon im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe, gefolgt von Unternehmensdienstleistern. Also genau den Branchen, die der Lockdown besonders hart getroffen hat.

Wörth am Rhein mit starken Einbußen

Auf Platz 2 im Ranking befindet sich Wörh am Rhein. 18.000 Menschen leben in der Kleinstadt im Landkreis Germersheim. Hier ein ganz ähnliches Bild wie in Halbergmoos. Die Stadt lebt von einigen bekannten großen Unternehmen, die von der Corona-Krise besonders betroffen waren. Dazu gehört etwa Mercedes Benz, das Unternehmen betreibt dort ihr größtes LKW-Montagewerk der Welt. Außerdem eine Raffinerie, deren Ansiedlung schon in den 1960-er Jahren dazu führte, dass sich die Einwohnerzahl damals innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelte. Große Wohngebiete und ein neues Zentrum entstanden damals in der Folge der Industrieansiedlung.

Heute befinden sich auf dem ehemaligen Raffineriegelände ein Getränkewerk, ein Werk von Thyssen Krupp sowie ein großes Verteilzentrum eines Discounters. Außerdem gibt es in Wörth durch das Mercedes Benz Werk zahlreiche Zulieferfirmen aus der Fahrzeugindustrie.

Hersching am Ammersee auf Platz 3

An dritter Stelle der besonders betroffenen Kleinstädte durch Corona befindet sich dann Hersching am Ammersee, eine 11.000 Einwohner-Gemeinde, ebenfalls in Oberbayern, genauer im Landkreis Starnberg. Spätestens ab Platz Nummer vier wird das Ranking dann aber von Kommunen aus Baden-Württemberg beherrscht. Sinzheim im Landkreis Rastatt gefolgt von Niefern-Öschelbronn im Enzkreis, 12.000 Einwohner stark. Insgesamt liegen 12 der 20 Kleinstädte, die Corona besonders hart getroffen hat, im Südwesten der Republik. Das deckt sich auch mit dem Ranking, das KOMMUNAL im vergangenen Monat an dieser Stelle veröffentlich hatte. Damals hatten die größeren Städte mit mindestens 20.000 Einwohnern untersucht. Auch hier lagen besonders viele in Baden-Württemberg. Was sich erklärt, weil das Bundesland einfach neben Bayern die wirtschaftsstärkste Region Deutschlands ist.

Ranking Kleinstädte Corona-Folgen KOMMUNAL



Und so verwundert auch nicht, welche Kommunen sich mehrheitlich am anderen Ende der Rangliste befinden. Von den 10 Kleinstädten, die Corona rein von den statistischen Daten her am glimpflichsten hat davonkommen lassen, liegen sechs in Ostdeutschland. Mit Dallgow-Döberitz, Wittenberge und Perleberg sind drei Kleinstädte aus Brandenburg dabei, Hildburghausen und Schleusingen aus Thüringen sind ebenfalls vertreten. Die für mitteldeutsche Verhältnisse relativ starke Region Sachsen ist hingegen lediglich mit Klipphausen, einer 10.000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Meißen vertreten. Eine klassisch ländliche Gemeinde mit 43 Ortsteilen, vielen schönen Bauwerken und Sehenswürdigkeiten wie etwa dem Schloss Scharfenberg. Die im Ort befindliche Garsebacher Schweiz mit dem Götterfelsen ist als Naturdenkmal eingestuft. Auch Orte in westdeutschen Flächenländern, wie etwa Bohmte im Landkreis Osnabrück in Niedersachsen, finden sich besonders häufig an den hinteren Rängen wieder.

Die vollständige Liste mit den Ergebnissen für alle Kommunen und Daten finden Sie bei unserem Partner, der Contorregio hinter diesem Link: 

https://www.contor.org/studien/kommual/städte-in-coronazeiten/