
Recht Aktuell
Digitale Passfotos: Kommunen am Limit
Die Idee klang gut: Mehr Sicherheit, weniger Missbrauch und ein modernes Verfahren. Seit dem 1. Mai 2025 dürfen Ausweisfotos eigentlich nur noch digital eingereicht werden – per QR-Code, über zertifizierte Dienstleister oder direkt im Amt. Doch was in der Theorie für Bürokratieabbau sorgen sollte, entwickelt sich für viele Kommunen zur Belastungsprobe.
BMI-Papier enthüllt: Ländliche Kommunen besonders betroffen
Wie ein internes Papier des Bundesinnenministeriums zeigt, das der Bild-Zeitung vorliegt, funktioniert die Umsetzung in der Fläche alles andere als reibungslos. Besonders ländliche Kommunen haben mit der Reform zu kämpfen. In vielen Gemeinden fehlen schlicht die nötigen Fotodienstleister. In Teilen von Bayern, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern müssen Bürger bis zu 50 Kilometer fahren, um ein digitales Passfoto erstellen zu lassen.
Laut dem Papier verfügt teils nur ein Drittel der Behörden über Foto-Terminals – ein Zustand, der jede Digitalisierungsdebatte ad absurdum führt. Und das bei einer Maßnahme, die ursprünglich ab August verpflichtend sein sollte.
Ämter überlastet – Bürger verwirrt
Auch in den Kommunalverwaltungen selbst ist die Lage angespannt. Zwar gibt es in vielen Bürgerämtern Fotoautomaten – doch die stehen meist im Wartebereich, nicht direkt am Schalter. Ein Detail mit Folgen: Viele Antragsteller wissen nicht, dass sie ihr Bild bereits vor dem Aufruf machen sollen. Die Mitarbeiter müssen sie dann wieder zurückschicken. Das kostet Zeit, Nerven – und treibt den ohnehin enormen Verwaltungsaufwand weiter in die Höhe.
Software prüft unzuverlässig – Fehler häufen sich
Ein weiteres Problem: Die automatische Bildprüfung durch die Software arbeitet offenbar fehlerhaft. Obwohl ein grüner Rahmen im System signalisiert, dass ein Foto "biometrisch in Ordnung" sei, genügt es laut BMI nicht immer den Anforderungen. In mehreren Fällen wurden unbrauchbare Bilder trotzdem akzeptiert – mit der Folge, dass Ausweise neu beantragt werden mussten.
Keine bundesweite Fristverlängerung – aber Ausnahmen auf dem Land
Trotz der massiven Probleme denkt das Bundesinnenministerium derzeit nicht über eine bundesweite Verlängerung der Übergangsfrist nach. Offiziell endet diese am 31. Juli 2025. Lediglich in besonders betroffenen ländlichen Regionen dürfen Kommunen bis Ende September weiterhin Papierfotos akzeptieren – ein stilles Eingeständnis des digitalen Scheiterns.
Kommunen brauchen jetzt klare Ansagen und technische Unterstützung
Die Einführung der digitalen Passfotos zeigt einmal mehr: Ohne realistische Planung, klare Kommunikation und funktionierende Technik bleibt jede Verwaltungsreform Stückwerk. Besonders Kommunen auf dem Land brauchen jetzt dringend Unterstützung – sei es durch mobile Fotodienstleistungen, zentrale Terminals oder eine längere Übergangsfrist. Was der Bund beschlossen hat, muss vor Ort auch umsetzbar sein.