Hoesch-Museum Außenansicht
Das Hoesch-Museum in Dortmund - ein Beispiel für gelungene Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen, Stadt und Industrie
© Hoesch-Museum

Museumsarbeit

Wie ÖPP-Modelle die Kultur voranbringen

Organisiert in Form einer öffentlich-privaten Partnerschaft, ist das Hoesch-Museum in Dortmund ein eindrucksvolles Beispiel für die Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen, Stadt und Industrie. Die Voraussetzungen: Kommunikation und Fingerspitzengefühl. Über ein außergewöhnliches Erfolgsprojekt.

Die Stahlindustrie war im Ruhrgebiet omnipräsent und prägt bis heute das Bild der Städte. Einen Einblick in die Geschichte dieses Zweigs bietet das Hoesch-Museum in Dortmund, in dem rund 80 Ehrenamtliche den Betrieb stemmen. Rund 25 Stunden die Woche geöffnet, werden dort auf einer Museumsfläche von 720 Quadratmetern Exponate aus 160 Jahren Stahlgeschichte gezeigt. Hinter den Kulissen sorgt eine Kooperation von Trägerverein, Stadt und Industrie für Stabilität.

Die Entstehung des Hoesch-Museums

Bereits im Jahr 2000 gab es eine starke Initiative von ehemaligen Hoesch-Mitarbeitern, ein Museum einzurichten, in dem die Geschichte der Stahlindustrie und speziell ihrer Firma erzählt wird. Die pensionierten Mitarbeiter sind damals an die Stadt herangetreten und haben hartnäckig dafür geworben, ein eigenes Stahlindustrie-Museum zu errichten. Die Stadt war grundsätzlich offen, wie Isolde Parussel, die Leiterin des Museums erzählt, und auch bereit, die Einrichtung eines solchen Museums zu unterstützen. Die Hauptfrage aber war, wie der reguläre Betrieb der Einrichtung gestemmt werden solle. Die Lösung boten schließlich die Mitarbeiter selbst. Professionell begleitet von der Stadt Dortmund, gründeten sie einen gemeinnützigen Verein als Träger des Museums und erklärten sich bereit, den Betrieb des Museums ehrenamtlich zu übernehmen. Zusätzliche Unterstützung kam von thyssenkrupp Steel, das ein historisches Gebäude auf dem Werksgeländes unentgeltlich als Museumsräumlichkeiten zur Verfügung stellte. 2005 war es dann soweit und das Hoesch-Museum wurde als erstes Museum zur Stahlindustrie in der Region eröffnet.

Heutige Organisationsstruktur

Bis heute trägt die Kooperation zwischen dem gemeinnützigem Trägerverein, der Stadt Dortmund und thyssenkrupp Steel. „Stadt und Konzern sind starke Partner für die Ehrenamtlichen und die Gesamt-Konstellation bewährt sich sehr“, sagt Parussel. Die Kernarbeit im Museum selbst übernehmen die rund 80 Ehrenamtlichen, die sich die verschiedenen Bereiche untereinander aufgeteilt haben und in Teams organisiert sind. „Die Ehrenamtlichen sind zu einem hohem Grad selbst organisiert“, sagt Frau Parussel, wobei interessant sei, dass nur ein Fünftel der größtenteils pensionierten Ehrenamtlichen tatsächlich ehemalige Hoesch-Mitarbeiter seien, die weiteren Engagierten kommen aus verschiedensten Bereichen. „Jeder bringt seine Fähigkeiten und seine zeitlichen Ressourcen mit ein und es gibt hier keine Hierarchien, nur verschiedene Zuständigkeiten“, so Parussel. So kümmern sich einige um den Ausstellungsaufbau und die Organisation der Führungen, andere betreuen das Archiv und die Sammlung, wieder andere organisieren die Raumvergabe und helfen bei technischen Problemen. Darüber hinaus gibt es projektbezogene Helfer, die etwa bei Großveranstaltungen hinzukommen.

Führung im Hoesch-Museum
Museumsnacht im Hoesch-Museum

Professionelle Begleitung durch die Stadt Dortmund

Professionell begleitet wird die Arbeit der Ehrenamtlichen von der Stadt Dortmund, die für die wissenschaftliche Leitung eine eigene Planstelle geschaffen hat. Zudem finanziert sie den Unterhalt mit. Thyssenkrupp Steel wiederum unterstützt die Museumsarbeit neben der Bereitstellung der Räumlichkeiten mit praktischen Ressourcen insbesondere bei konkreten Projekten. „Die Wege sind kurz und wir können Gerätschaften nutzen oder etwa die Ressourcen der Werksfeuerwehr….das hilft uns sehr“, sagt Parussel. Das Alltagsgeschäft ist somit weitgehend gesichert, wie die Leiterin sagt, und funktioniert auch ohne Sponsoren. Anders sieht es aus, wenn es um große Neuanschaffungen oder teure Umbau-Maßnahmen geht.

Großprojekte nur durch Förderungen möglich

Aktuell werden ergänzend zum normalen Museumsbetrieb große Vorbereitungen getroffen für eine Erweiterung. So wurde dem Museum ein altes Stahl-Fertighaus der Firma Hoesch als Schauobjekt geschenkt. Dieses soll voraussichtlich noch im November zum Museum übersiedelt, dann generalsaniert und schließlich zu einem weiteren Ausstellungsraum umgebaut werden. Geht es um die Finanzierung von derartigen Großprojekten, werden Drittmittel nötig. Auch hier ist das Stadt-Verein-Firmen-Konstrukt sehr von Vorteil, wie Parussel berichtet, weil so verschiedene Fördermittel angefragt werden können.

Ausstellungsraum im Hoesch-Museum
Das Hoesch-Museum bietet Einblicke in die Stahlindustrie

Koordination durch wissenschaftliche Leiterin

Als wissenschaftliche Leiterin und einzige hauptberuflich Tätige im Museum, sieht Isolde Parussel ihre Aufgabe vor allem in der Koordination und der Sicherung der wissenschaftlichen Standards bei der Museumsarbeit. „Ich habe den Überblick über die verschiedenen Vorgänge, gebe Dinge an den Vorstand des Trägervereins weiter und entscheide, was und wie die Objekte in den Ausstellungsräumen gezeigt werden“, sagt Parussel. Zudem kümmert sie sich um die Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit und ist die Schnittstelle zur Stadt.

Kommunikation ist Schlüssel zum Erfolg

„Es ist absolut außergewöhnlich, was die Ehrenamtlichen hier leisten und wie viel Zeit sie investieren“, sagt Parussel. Gleichwohl sei die Zusammenarbeit mit einem ausschließlich ehrenamtlichen Team sehr besonders. „Das muss man schätzen und pflegen können“, so die Leiterin, und damit die Abläufe reibungslos funktionieren und es keine Unstimmigkeiten gebe, brauche es einen extrem intensiven Austausch untereinander. „Eine gute Kommunikation ist das A und O“, sagt Parussel, ergänzt durch viel „guten Willen von beiden Seiten, gut miteinander zusammen zu arbeiten“. So gibt es regelmäßige Dienstbesprechungen und Teammeetings, außerdem werden bei einem Jour fixe aktuell anliegende Probleme besprochen. „Als Leiterin ist es die Kunst, einerseits viel laufen lassen und die Ehrenamtlichen bei ihrer Arbeit zu begleiten, andererseits aber auch zu erkennen, wo man steuern und eingreifen muss – das erfordert immer wieder großes Fingerspitzengefühl“, sagt Parussel. Im Hoesch-Museum gelingt diese Gratwanderung.

Fotocredits: Hoesch-Museum