Die Landkreise Lichtenfels und Kulmbach übernehmen die Hälfte der Taxi-Kosten von Jugendlichen
Fifty-fifty Taxi: Die Landkreise Lichtenfels und Kulmbach zahlen 50 Prozent der Taxikosten für Jugendliche.
© Fotolia: Orelphoto

Fifty-fifty Taxi: Landkreise übernehmen Taxi-Kosten von Jugendlichen

Immer wieder steigen Jugendliche nach einem Discobesuch betrunken in ein Auto, um damit nach Hause zu fahren. Das wollen zwei Landkreise jetzt mit dem Projekt "Fifty-fifty Taxi" unterbinden. Mit dem Angebot wollen die Landkreise aber auch attraktiver für junge Menschen werden...

In einer Kleinstadt fahren die Busse nicht annähernd so häufig wie in einer Großstadt! Deshalb benutzen viele Menschen hier lieber ihr Auto anstatt die Bahn oder den Bus. Doch jeder, der in einer Kleinstadt groß geworden ist oder seit längerer Zeit hier wohnt, weiß, dass es auch Momente gibt, in denen man auch mal gerne auf das Auto verzichten würde. Zum Beispiel wenn im Nachbarort eine Feier stattfindet oder man abends in der Innenstadt ein Bier trinken will. Gerade Jugendliche, die am Freitag- oder Samstagabend ihre Freunde treffen wollen, leiden unter der Situation: Sie wollen mit ihren Freunden feiern gehen, Alkohol trinken, aber dennoch nicht auf die Vorteile des Autos verzichten. Eine Situation, die gefährlich werden kann. Denn Jugendliche, die alkoholisiert Auto fahren, bringen nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr.

In Oberfranken wollen die beiden Landkreise Kulmbach und Lichtenfels jetzt attraktiver für Jugendliche und junge Erwachsene werden - indem sie neue Mobilitätskonzepte anbieten. Dafür haben sie ein neues Projekt ins Leben gerufen: Das Fifty-fifty Taxi. Jugendliche zwischen 16 und 27 Jahren, die sich nach dem Feiern ein Taxi rufen wollen, müssen mit Fifty-fifty nur noch die Hälfte zahlen. Für den fehlenden Betrag kommt der Landkreis auf. Das Angebot können die Jugendlichen am Wochenende und an Feiertagen zwischen 21 Uhr und 5 Uhr in der früh nutzen. Das Fifity-fifty Projekt soll damit verhindern, dass Jugendliche nachts betrunken Auto fahren und so die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen: „Es wird vielen Eltern so manche schlaflose Nacht ersparen“, verspricht Armin Helbig von der Regierung in Oberfranken.

Und wie funktioniert das Fifty-Fifty Taxi?

Die Jugendlichen müssen sich die kostenlose App herunterladen. Dann können sie sich über ihr Smartphone oder im Rathaus registrieren und erhalten ein E-Ticket. Anschließend können sie sich schon ihr erstes Taxi bestellen. Trifft das Fifty-fifty Taxi vor Ort ein, erfasst der Fahrer in seinem Smartphone die sechsstellige TAN oder fotografiert den QR-Code. Danach kann die Fahrt beginnen.

Einziges Manko: Die Jugendlichen brauchen einen Personalausweis mit Online-Funktion – und die müssen viele erst einmal freischalten.

In Lichtenfels gibt es das Fifity-fifty Taxi schon seit 2002 – neu ist allerdings die App. Kulmbach hingegen hatte zuvor auf die sogenannten Disco-Busse gesetzt, die Nightliner: „Der Zuspruch hatte aber erheblich nachgelassen. Das liegt am stark veränderten Ausgehverhalten der jungen Leute“, erklärt Landrat Klaus Peter Söllner die Nightliner. Im Gegenteil zu den Bussen sind die Taxis aber viel flexibler einsetzbar und garantieren, dass jeder abends sicher nach Hause kommen kann.

Das Fifty-fifty Taxi kurbelt den Umsatz des Taxigewerbe an

In Lichtenfels bezuschusste der Landkreis das Fifty-Fifty Projekt von 2002 bis 2017 mit mehr als 1,3 Millionen Euro. Die ortsansässigen Taxiunternehmen machten damit einen zusätzlichen Umsatz von 2,67 Millionen Euro. Die interkommunale Zusammenarbeit wird von der oberfränkischen Regierung mit 85 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten bezuschusst: „Durch die hohe Förderung ist das Fifty-fifty Taxi für uns wie ein Sechser im Lott“, erklärte Landrat Klaus Peter Sööner.

Auch andere Kommunen können von dem Projekt profitieren Die App könnte laut Entwickler Detlef Hühnlein auch auf Vereine ausgeweitet werden: „Auch sie könnten ihren Mitgliedern über die Smartphone-App Vergünstigungen bei der Personenförderung anbieten.“ Außerdem, so der Entwickler, sei es auch möglich, die App auf weitere Landkreise und Regionen zu übertragen…

Auch von Njema Drammeh