Studie zeigt, wer besonders betroffen ist
Zunehmende Gewalt gegen Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes
Seit Jahren nehmen die Übergriffe gegen Beschäftigte im Öffentlichen Dienst zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Beamtenbund- und Tarifunion (dbb) Hessen und der Universität Gießen.
Besonders gefährdet sind demnach Mitarbeiter der Polizei, Gerichtsvollzieher, Justizvollzugsangestellte, diejenigen, die im Jobcenter arbeiten sowie Lehrer.
Laut der Umfrage sind es vor allem Justizvollzugsbeamte (98 Prozent) und Gerichtsvollzieher (78 Prozent) die beleidigt werden. Sie sehen sich auch Bedrohungen (90 Prozent bzw. 86 Prozent) und Angriffen (57 Prozent bzw. 60 Prozent) ausgesetzt.
Gewalt gegen Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes - sie fühlen sich nicht ausreichend geschützt
Vor allem Gerichtsvollzieher fühlen sich von ihren Behörden nicht ausreichend geschützt (72 Prozent). Bei den Polizisten sind es 40 Prozent, die mangelnden Schutz beklagen. Dabei erleben sie laut Studie die "gravierendste Gewalt und sind in der Häufigkeit der Vorkommnisse am höchsten belastet." Fast alle befragten Polizisten wurden schon einmal beleidigt (97 Prozent). 93 Prozent wurden bedroht und 83 Prozent bereits angegriffen.
Angesichts dessen wünschen sich viele Polizeibeamte mehr gesellschaftliche Wertschätzung und Anerkennung, aber auch mehr Unterstützung von ihren Vorgesetzten und der Politik.
Selbst vor den Lehrern macht die Entwicklung nicht halt: 13 Prozent von ihnen wurden von Schülern bespuckt, 58 Prozent bedroht und 80 Prozent beleidigt. Und: 28 Prozent der Lehrer wurden bereits körperlich angegriffen."Uns hat überrascht, dass die Lehrer in erheblichem Ausmaß von Schülern aber auch von deren Eltern beleidigt und bedroht werden", erklärt Britta Bannenberg, die Leiterin der Studie.
Auch die Mitarbeiter der Agentur für Arbeit und der Jobcenter werden von ihren Kunden beleidigt, bedroht und angegriffen. In den meisten Fällen wurde die Behördenleitung über den Vorfall informiert, aber eine Strafanzeige wurde nur sehr selten gestellt (in 3 Prozent der Fälle). Fast die Hälfte der Mitarbeiter bemängelt, dass sie von den Vorgesetzten nicht ausreichend geschützt wird.
Das fordert der dbb
„Die wiederkehrenden öffentlichen Appelle zu respektvollem Umgang zeigen leider keinerlei Wirkung. Auch die öffentliche Empörung, wenn es mal wieder zu einem besonders heftigen Vorfall gekommen ist, beeindruckt die Menschen in unserer Gesellschaft, die meinen, sie könnten sich alles erlauben, überhaupt nicht. Deshalb hilft hier in der Tat nur das konsequente Funktionieren des Rechtsstaats“, erklärt der Landesvorsitzende Heini Schmitt.
Angesichts der Ergebnisse fordert der dbb deshalb die Einführung einer bundesweiten Meldepflicht für Gewaltdelikte gegen die Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes. Darüber hinaus sollen aus seiner Sicht die Dienstherren und Arbeitgeber die Vorfälle konsequenter zur Anzeige bringen.
Weiter fordert er, dass Verfahren nicht mehr wegen nicht vorhandenen öffentlichen Interesses eingestellt werden, da der Angriff auf einen Repräsentanten des Staates - verbal oder physisch - aus Sicht des dbb immer von öffentlichem Interesse sein sollte.
Des weiteren möchte der dbb, dass Beschäftige des Öffentlichen Dienstes auf Gefahren vorbereitet werden und Ansprechpartner haben, die auf Unterstützungsmöglichkeiten nach einem Angriff hinweisen.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert zudem, dass die Bundesländer Ansprechstellen für Beschäftigte schaffen.