Bevölkerung
Großstädte: Ausländer wandern zu, Familien ins Umland ab
Deutschland braucht pro Jahr rund 400.000 Menschen aus dem Ausland, um das Arbeitskräfteangebot bis zum Jahr 2060 nahezu konstant zu halten - so eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Schon jetzt steht fest: Die Zuwanderer drängen vor allem in die großen Städte. Das hat entsprechend Folgen in Form von Integrationsanforderungen auf kommunaler Ebene, den Wohnungsbedarf und die Infrastrukturnachfrage im vorschulischen und schulischen Bereich.
Großstädte: Jeder Fünfte hat ausländische Staatsangehörigkeit
Zwischen 2011 und 2021 nahm die ausländische Bevölkerung vor allem in den Großstädten zu - um mehr als 42 Prozent, wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in seiner Studie "Deutschlands Großstädte unter Anpassungsdruck" schreibt. In den großen Städten lebten 2021 rund 4,6 Millionen Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Das entspricht einem Ausländeranteil von 20,2 Prozent. Im Umland waren es 38 Prozent mehr, in eher ländlichen Regionen nur 10,9 Prozent. In dünn besiedelten Kreisen waren 8,5 Prozent mehr Personen aus dem Ausland gemeldet.
Leipzigs Bevölkerung besonders stark gewachsen
Die deutschen Großstädte stehen wegen der gewachsenen Bevölkerung unter starkem Druck, die Strukturen anzupassen. Unter den wachsenden Städten fiel das Bevölkerungswachstum in Leipzig bis 2021 mit 17,8 Prozent am größten aus. Unter den weiteren Spitzenreitern waren Potsdam, Offenbach am Main, Frankfurt am Main, München und Berlin. Städte, die mit vielen Arbeitsplätzen Zuwanderer anziehen. Auch die süddeutschen Städte Augsburg, Fürth und Ingolstadt hatten zwischen 2011 und 2021 einen Bevölkerungszuwachs von über 10 Prozent.
Städte verlieren Einwohner ans Umland
Vor allem große Städte verlieren Einwohner ans Umland. Wer aus den Städten abwandert, den zieht es zumeist in das direkte Umland. Lediglich Erfurt, Fürth, Gelsenkirchen, Krefeld, Mannheim, Mühlheim an der Ruhr, aber auch Oberhausen, Offenbach am Main und Solingen stellen eine Ausnahme dar. Bei der Wahl des Wohnstandortes spielt die Mobilität eine große Rolle: Im Jahr 2021 arbeiteten fast 60 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nicht an ihrem Wohnort, sondern in einer anderen Gemeinde. Die Großstädte München, Frankfurt am Main, Hamburg und Berlin verzeichnen besonders viele Einpendler. Prozentual gesehen ist der Anteil der beschäftigten Pendler in kleineren Kommunen wie Darmstadt oder Erlangen mit knapp 70 Prozent besonders hoch.
Die Studie hat folgende Trends festgestellt:
- Fast alle Großstädte verzeichneten einen Bevölkerungszuwachs. Insgesamt lebten 2021 rund sieben Prozent mehr Menschen in den Großstädten als 2011. Besonders stark wuchsen die größten deutschen Großstädte, aber auch viele kleinere Großstädte in Süddeutschland.
- Alle Städten verbuchten in diesem Zeitraum Zuwanderungsgewinne aus dem Ausland.
- Dennoch verloren die meisten Städte Bevölkerung an das direkte Umland, wobei vor allem Familien die Stadt verließen.
- Die Bevölkerung alterte in den Großstädten weniger stark als im Durchschnitt. Auch hier die Zuwanderung aus dem Ausland der Grund dafür. Der Anteil der Menschen ab 85 Jahren nahm gegenüber 2011 um fast 30 Prozent zu.
- Im Vergleich zu 2011 stieg die Zahl der Kinder und Jugendlichen deutlich, in den ostdeutschen Städten sogar um 29 Prozent.
- Jeder Fünfte hatte in Großstädten im Jahr 2021 keine deutsche Staatsangehörigkeit.
- Der Arbeitslosenanteil und der Anteil der Personen in Bedarfsgemeinschaften variierten stark: Süddeutsche Städte wiesen die geringsten Anteile auf, hohe Anteile dagegen Städte im Ruhrgebiet.
- Die Zahl der Einpersonenhaushalte und der Haushalte mit fünf und mehr Personen stieg deutlich - die der kleinen Haushalte um 9 Prozent, die der großen Haushalte um 15 Prozent.
Grundlage der Studie sind Daten des kommunalstatistischen Gemeinschaftsprojekts "Innerstädtische Raumbeobachtung", kurz IRB, an dem 55 Städte, darunter 52 Großstädte, teilnehmen.
Zur Studie Deutsche Großstädte unter Anpassungsdruck!