Grundsteuer – Was bringt eine Reform wirklich?

Warum hat die Politik die Grundsteuer nicht längst reformiert?
Eigenthaler: Bei der Bewertung 1964 sah man, welch großer Aufwand mit einer regelmäßigen Bewertung verbunden ist. Es dauerte ganze zehn Jahre, bevor man erstmals mit den Werten operieren konnte. Seither gibt es eine „Große Koalition des Unterlassens“. Der Staat und seine Finanzämter hatte kein Personal, um eine Neubewertung vorzunehmen. Die Bürger waren an einer regelmäßigen Neujustierung nicht interessiert. Und die Kommunen konnte über eine Anpassung der Hebesätze eine „indirekte“ Wertanpassung vornehmen. Werteverzerrungen durch unterschiedliche Gebietsentwicklungen blieben jedoch völlig außen vor.
Was könnte die neue Berechnungsmethode für die Kommunen bedeuten?
Eigenthaler: Derzeit wird mit zwei Thesen argumentiert. Die erste lautet: Unter dem Strich soll es zu keiner Steuererhöhung kommen. Die zweite lautet sybillinisch: Es wird Verlierer und Gewinner geben. Dies zeigt das ganze Dilemma. Keiner kann heute sagen, wie die Sache konkret ausgeht. Die Verlierer werden jedoch auf die Barrikaden gehen. Verlierer kann eine Kommune sein, deren heutiges Aufkommen in Gefahr ist. Oder aber ein Eigentümer fühlt sich als Verlierer, falls er deutlich mehr bezahlen muss. Ich sehe daher Konflikte auf die Kommunen, aber auch auf die staatlichen Finanzämter zukommen.
Ihre Prognose: Wie geht es jetzt weiter?
Eigenthaler: Nach der mündlichen Verhandlung ist für mich die Sache eindeutig. Karlsruhe trägt das bisherige System nicht mehr mit. Es war klar, dass das Gericht eine zu lange Vorlauffrist für Neubewertungen nicht mitmachen würde. Bund, Länder und Kommunen müssen sich jetzt am Riemen reißen, sonst stehen die Gemeinden am Ende mit leeren Händen da. Ohne eine fristgerechte verfassungskonforme Bewertung gibt es nämlich keine Grundsteuer.