Hochwasserschutz ist oft teuer - es gibt aber auch vergleichsweise leichte Tricks, was Kommunen tun können - im Bild: die  Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe im Erftkreis
Hochwasserschutz ist oft teuer - es gibt aber auch vergleichsweise leichte Tricks, was Kommunen tun können - im Bild: die Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe im Erftkreis
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5 konkrete Tipps

Prävention: Wie Kommunen aktiv Hochwasserschutz betreiben können

Viele Maßnahmen zum Hochwasserschutz sind in den Bundesländern sogenannte "freiwillige Aufgaben". Konkret heißt das: Gerade im besonders von der Hochwasser-Katastrophe betroffenen Nordrhein-Westfalen sowie in Rheinland-Pfalz können sich viele Städte und Gemeinden diese Maßnahmen nicht leisten. Förderprogramme sind zwar seit langem begehrt, aber oft auch völlig überzeichnet. Was Kommunen trotzdem tun können. Christian Erhardt gibt Tipps.

Gleich vorweg: Ein solches Ereignis wie die Hochwasser-Katastrophe im Westen und jetzt auch im Süden Deutschlands ist nicht planbar. Hochwasserschutz ist wichtig und richtig, aber wirklich verhindern lässt es sich mit keinem Konzept. Trotzdem fällt auf, dass etwa Deutschlands Krankenhäuser Pläne etwa für Massen-Unfälle oder andere Katastrophen haben, unsere Städte aber oft unzureichend auf extreme Wetterereignisse eingestellt sind. Das beginnt schon bei den Menschen selbst - sie unterschätzen oft die Kraft und die Geschwindigkeit des Wassers. Nicht selten versuchen sie, sich etwa an Gegenständen im Keller festzuhalten, statt sich selbst sofort in Sicherheit zu bringen. Genau hier liegt der erste Ansatz für Kommunen.

Hochwasserschutz: Aufklärung schon in der Schule 

Was tun bei Hochwasser? Diese Frage kann Kind-gerecht schon in der Grundschule gestellt werden. Im Übrigen eine hervorragende Gelegenheit für Schulen, hier mit der örtlichen freiwilligen Feuerwehr zu kooperieren. Gerade Kinder finden solche Vorträge oft sehr spannend und lassen sich so möglicherweise auch besser für die eigene Kinder- und Jugendfeuerwehr begeistern. Neben Information über Hochwasser und das nötige Verhalten kann so also auch Nachwuchs gewonnen werden. 

Warnsirenen müssen nicht immer digital sein 

Was sich auch gezeigt hat ist, dass Kommunen gut daran tun, ein Signal zu haben, das "die Stadt in sekundenschnelle wecken kann". Warnsirenen gibt es leider nicht mehr überall. Warn-Apps sind zwar eine hervorragende Ergänzung, aber wenn Strom, Handy und Netze ausfallen, hilft die modernste Technik nicht. 

Hochwasserschutz: Rückhaltebecken sind das A und O 

Gewiss sind viele Maßnahmen zum Hochwasserschutz sehr teuer und für Kommunen allein finanziell nicht leistbar. Doch noch wichtiger sind die ganz konkreten und einfachen Dinge, die viele Städte bereits berücksichtigen, aber immer wieder auf den Prüfstand stellen müssen, weil sich die Situationen und auch die Natur laufend verändern. Dreh -und Angelpunkt dabei sind Wasserrückhaltebecken. Das kann ganz banal auch ein Spielplatz sein, der etwas tiefer liegt und im Fall des Falles Wassermengen aufnimmt. Nicht immer sind die großen baulichen Veränderungen nötig. Wichtig ist, dass unterm Strich Straßen und Grünflächen so ausgebaut sind, dass die Fluten dort abfließen oder alternativ gestaut werden können. Über je mehr solche Flächen eine Kommune verfügt, desto besser im Notfall. "In die Planung integrieren" nennen Experten das, vom liefergelegten Spielplatz bis zur leicht abschüssigen Straße Richtung Regenrinne. 

Gefahrenanalyse für jeden Ortsteil regelmässig erneuern 

Mit jeder neuen Bebauung, mit jedem neuen Wohngebiet, mit jeder sonstigen Veränderung muss auch dieses Thema immer wieder mitgedacht werden. Kommunen tun daher gut daran, ihre Katastrophen-Szenarien immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Konkret: "Spielen" Sie alle 2 Jahre solche Extremszenarien für Ihre Stadt durch, das schafft für den Fall des Falles Sicherheit! 

Natürlich gilt: Je dichter eine Bebauung in einem Gebiet, desto eher können sich auch Hitzeinseln bilden. Wann immer also neue Bebauung entsteht, muss die Gefahrenanalyse erneuert werden. Auch hier spielen die örtlichen Feuerwehren mit ihrer enormen Erfahrung eine wichtige Rolle als Partner der Kommune. 

Nicht nur die Kommune ist am Zug, auch jeder Einzelne kann etwas tun

Neben der Aufklärung schon von Kindern können vor allem auch Hausbesitzer viel dafür tun, dass im Fall des Falles der Schaden möglichst gering bleibt. Großartig sind etwa Aufklärungsbroschüren, die einige Kommunen schon mit Einreichen des Bauantrags an Häuslebauer verteilen. Darin erklären Experten dann, wie sich im Garten schon in kleinen Mulden oder liefergelegten Stellen im Garten schnell Wasser stauen kann. Die wichtigste Botschaft an alle Hausbesitzer: Wasser sucht sich immer den kürzesten Weg. Mit konkreten Gartentipps lässt sich schon beim Bau des Hauses und dem Anlegen des Gartens vieles früh regeln. 

Doch eins ist auch klar: In den Kommunen können solche Tipps zum Hochwasserschutz zwar am Besten umgesetzt werden, allein bezahlen können die Kommunen das aber nicht. Die politische Aufgabe ist klar: Sogenannte Klimaanpassung - auch wenn es sich hier um ein Extremwettererignis handelt - ist immer noch eine "freiwillige Aufgabe" der Kommune. Kommunen mit finanziellen Defiziten können, ja dürfen im Haushaltssicherungskonzept, viele Maßnahmen gar nicht ergreifen. Und nicht zu vergessen: Selbst wenn ein neuer Baum in bestimmter Größe zum Hochwasserschutz finanziert und etwa über ein Förderprogramm bezahlt wird: Am Ende müssen die Kommunen erheblich mehr Geld in die Pflege dieses zusätzlichen Baumes stecken. Vor allem die regelmässige Bewässerung macht den Städten und Gemeinden dann finanziell wieder Probleme. Ohne Bund und Länder wird es also nicht gehen!