Impf-Truck im Rems-Murr-Kreis
Impf-Truck im Rems-Murr-Kreis
© DRK

Kommunen machen Tempo

Mobiles Impfen: Drive-Impf und rollendes Impflabor in Kommunen

Fenster runter, Spritze rein: So ist es schon zu Ostern in Bremervörde erstmals passiert, im ersten deutschen Drive-Impf-Zentrum. Die Idee hat nun auch Schwelm im Ennepe-Ruhr-Kreis übernommen. Und im Rems-Murr-Kreis rollt ein Impftruck durch die Region, ein Projekt des Landrats mit dem Land und dem DRK. KOMMUNAL zeigt die Vorzeige-Aktionen!

Impfen, Impfen, Impfen: Das ist die große Hoffnung vieler Bürgermeister und Landräte mit Blick auf ein Ende der Pandemie. Und darum lassen sie sich vieles einfallen, um mitzuhelfen, dass möglichst schnell überall geimpft werden kann. Gerade in ländlichen Gebieten mit großen Flächen und mit abgelegenen Landgemeinden ist das nicht immer einfach. Daher hat Landrat Richard Sigel im Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg auf eine rollende Arztpraxis gesetzt. Ein Sattelzug des Deutschen Roten Kreuzes ist seit wenigen Tagen im Naturpark Schwäbischer Wald unterwegs, um die Landgemeinden mit Impfungen zu versorgen. Der Truck besucht zur Zeit gezielt Ältere Menschen. Sigel dazu: "Schließlich brauchen wir gerade bei dieser Gruppe mehr Tempo – im Wettlauf zwischen den Impfungen und den hochansteckenden Virusvarianten."

Wie der Impf-Truck arbeitet 

Der Truck hält nach einem Plan in jeder einzelnen Stadt oder Gemeinde im Landkreis. Bei der Routenplanung wurde die Zweitimpfung direkt mit eingeplant. Da sie drei Wochen nach der Erstimpfung stattfinden muss, wird der Truck mit seiner Tour wieder von vorne beginnen. Danach werden die Ortschaften angefahren, in denen der Impftruck noch nicht war. Täglich werden bis zu 130 Impfdosen verabreicht. Insgesamt können auf diese Weise mindestens 10.000 Impfungen zusätzlich gespritzt werden. Landrat Sigel betont, dass er gerne auch anderen Landkreisen seine Erfahrungen mitteilt und hilft: "Der Rems-Murr-Kreis ist bereit, mit den Erfahrungen dieses einmaligen Konzeptes auch andere Landkreise zu unterstützen, insbesondere ähnlich große oder bevölkerungsreiche Landkreise."

Im Auflieger des Impftrucks befinden sich zwei Behandlungsräume und ein Warteraum – Platz genug für zwei Impfstraßen. Die Praxis verfügt darüber hinaus über ein Labor und eine Sonografieeinheit. Das Fahrzeug ist nicht nur auf kurze Einsätze bei Veranstaltungen ausgerichtet, sondern eignet sich ebenso für Einsätze in länger betriebenen Notunterkünften. Dazu ist es mit einer eigenen Strom- und Wasserversorgung ausgerüstet und führt im Einsatzfall medizinisches Verbrauchsmaterial mit.

Schwelm setzt auf eigene Fahrzeuge der Impflinge 

Anders sieht das Projekt in Schwelm im Ruhrgebiet aus. Dort gibt es den Pieks jetzt direkt aus dem Auto heraus. Die Stadt hat einen Impf-Drive-In auf 500 Metern Länge aufgebaut. Dort stehen nun zwei Impf-Zelte auf dem Parkplatz einer Sporthalle. Pro Tag können hier etwa 450 Autos durchgeschleust werden. Geimpft werden vorerst Menschen über 60 Jahre. Nach eigenen Angaben ist der Drive-In nach Vorbild aus den USA und Israel entstanden. Dort sind ähnliche Aktionen seit Monaten Gang und Gäbe. Aber auch in Deutschland gab es schon ähnliche Aktionen, zuletzt im Landkreis Rotenburg. Auch dort wurde das gleiche System wie in Schwelm gefahren: Eine Art Spritztour  mit Immunisierung an der Autotür. Nach der Registrierung gibt es das obligatorische Arztgespräch, dann Fiebermessung. Dann heißt es erneut "Fenster runter kurbeln" Ärmel hochkrempeln und es wird geimpft. Danach werden die Geimpften noch auf einen Warteparkplatz gebeten um zu schauen, ob alles gut verlaufen ist. 15 Minuten sollen sie sich dort noch "ausruhen". Geht es jemandem nicht gut, muss er nur hupen und sofort ist ein Arzt zur Stelle. Das Auto müssen die Impflinge dafür zu keinem Zeitpunkt verlassen. UNSEREN BERICHT ÜBER DAS ERSTE DEUTSCHE DRIVE-IN-IMPFZENTRUM KÖNNEN SIE HIER NOCH EINMAL NACHLESEN

Zuvor gab es auch bei Teststationen schon Versuche, mit Drive-In-Zentren zu arbeiten. Schon im März vergangenen Jahres - zu Beginn der Pandemie - war der Landkreis Esslingen im Kampf gegen das Coronavirus diesen besonderen Weg gegangen. Bürger, die sich testen lassen wollen, mussten dort nicht mehr zum Arzt gehen, wo sie im Fall des Falles im Wartezimmer andere Personen anstecken könnten oder sich der Arzt infizieren könnte. Ärzte im Schutzanzug (mit Mundschutz und Schutzbrille) machten dort Abstriche. Die Patienten mussten "nur" das Fenster öffnen, dann steckte der Arzt ein Abstrichröhrchen in den Mund, und nahm einen Rachen- und Nasenabstrich vor.