Deutschlands erstes Drive-In-Impfzentrum steht in Bremervörde - hier das Rathaus der Stadt
Deutschlands erstes Drive-In-Impfzentrum steht in Bremervörde - hier das Rathaus der Stadt

Immunisierung an der Autotür

Modellprojekte: Erstes Impf-Drive In und Großstadt macht Kinos auf!

Vorfahren, Fenster runter, Fieber messen, impfen, weiterfahren. In genau der Reihenfolge ist es am Wochenende in Bremervörde fast 500 Mal passiert. Deutschlands erstes Impf-Drive-Inn hat eröffnet. Eine Art Spritztour übers Messegelände mit Immunisierung an der Autotür. In Baden-Württemberg versucht derweil eine Stadt, wieder fast ganz normal mit dem Virus zu leben. Mit geöffneten Kinos und Restaurants - trotz hoher Infektionszahlen. Wir stellen die Projekte und die Hoffnungen dahinter vor!

Bei aller Vorsicht trauen sich die Bundesländer inzwischen doch zumindest etwas mehr, als noch vor einigen Wochen. Überall gibt es Modellprojekte, die auf verschiedene Art und Weise die Normalität zurückbringen sollen. KOMMUNAL hatte vergangene Woche ausführlich über das erste Modellprojekt in Sachsen berichtet. Zwei kleine Gemeinden, die vom Tourismus leben, haben dort für den Tourismus auch wieder geöffnet. Mit zusätzlichen Testzentren wollen Oberwiesenthal und Augustusburg dem Dauer-Lockdown entrinnen (HIER lesen Sie den Bericht noch einmal ausführlich).

Nun hat Tübingen in Baden-Württemberg ebenfalls ein Modellprojekt gestartet. Die Stadt mit ihrem umstrittenen Oberbürgermeister Boris Palmer hatte in der Pandemie immer wieder für Aufsehen gesorgt. So hatte Palmer als Erster konsequent auf Schnelltests in Seniorenheimen gesetzt. Seine Forderungen, "man müsse mit dem Virus leben lernen und den Lockdown sofort beenden" hatte für viele Diskussionen gesorgt. Nun startet er gemeinsam mit der Universität Tübingen ein neues Projekt.

Was Boris Palmer in Tübingen richtig macht - der Leitartikel von Christian Erhardt!

Modellprojekt: Öffnen mit Sicherheit 

Seit Dienstag, den 16. März sind in Tübingen zahlreiche Geschäfte wieder geöffnet. Dazu gehören auch Kinos und Fitness-Studios ebenso wie die Außengastronomie und Kulturbetriebe. Allerdings wird für alle Besucher ein tagesaktueller Schnelltest Pflicht. Das gilt - anders als im Rest der Republik - dann auch für Friseurbesuche oder bei der Fußpflege und der Kosmetik sowie bei Massagen. Dazu gilt in der gesamten Stadt ein besonderes Hygienekonzept. Die Universität Tübingen begleitet das Projekt wissenschaftlich, um konkrete Handlungsempfehlungen für andere Regionen und das Land abzuleiten. 

Das Land Baden-Württemberg hat Tübingen als Modellregion ausgesucht. Ministerpräsident Kretschmann erhofft sich von dem Projekt, "dass wir einen Weg finden, den Menschen etwas mehr Normalität zu ermöglichen. Den Branchen, die besonders vom Lockdown betroffen sind sollen neuen Perspektiven eröffnet werden", so der gerade wiedergewählte Ministerpräsident. Oberbürgermeister Palmer geht noch einen Schritt weiter: "Im besten Fall senken wir die Infektionszahlen durch die massive Ausweitung des Testens", so der Rathauschef. 

Tübingens Oberbürgermeister sorgt immer wieder mit umstrittenen Vorschlägen für Diskussionen!

Modellprojekt: Drive In Impfzentrum in Bremervörde 

Fester Wohnsitz in Bremervörde und eine Impfberechtigung? Dann ab ins Drive-Inn-Zentrum. Da gibts die Spritztour auf dem Messegelände mit Immunisierung an der Autotür. Seit Samstag testet die Stadt in Niedersachsen auf dem Markt- und Messegelände vier Impfstraßen. Acht Ärzte sind vor Ort. Nach der Registrierung gibt es das obligatorische Arztgespräch, dann Fiebermessung. Dann heißt es erneut "Fenster runter kurbeln" Ärmel hochkrempeln und es wird geimpft. Danach werden die Geimpften noch auf einen Warteparkplatz gebeten um zu schauen, ob alles gut verlaufen ist. 15 Minuten sollen sie sich dort noch "ausruhen". Geht es jemandem nicht gut, muss er nur hupen und sofort ist ein Arzt zur Stelle. Das Auto müssen die Impflinge dafür zu keinem Zeitpunkt verlassen. So erhofft man sich ein Höchstmaß an Sicherheit. 

Das ganze ist ein Projekt für über 80 jährige, initiiert vom Landkreis Rotenburg gemeinsam mit der Stadtverwaltung, dem Deutschen Roten Kreuz, der Feuerwehr und der DLRG. Insgesamt 88 meist ehrenamtliche Helfer waren vor Ort. Zunächst war die Aktion am Samstag ein Test, alle Patienten sollen am Karsamstag wiederkommen. Dann bekommen sie ihre zweite Impfung. Geimpft wurde mit dem Stoff von Biotech, so dass trotz des vorübergehenden Aussetzens von AstraZeneca die Zweitimpfung nicht gefährdet ist.