Impfen- mit AstraZeneca vorerst nicht mehr.
Impfen- auch in Deutschland mit AstraZeneca vorerst nicht mehr.
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Corona-Impftermine

Impfung mit AstraZeneca ausgesetzt- was bedeutet das für die Impftermine?

Jetzt setzt auch Deutschland vorsorglich das Impfen gegen Corona mit dem Wirkstoff von AstraZeneca aus. Das Bundesgesundheitsministerium folgt damit einer Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts. Zuvor hatten bereits andere Staaten die Impfungen mit dem Impfstoff wegen ungeklärter Blutgerinnungsstörungen gestoppt. Was bedeutet das für die Impftermine? Droht nun eine deutliche Verzögerung beim Impfen? Immerhin sind in Deutschland bislang erst 3,6 Prozent komplett gegen das Virus geimpft. KOMMUNAL fragte bei Ländern und Kommunen nach.
Aktualisiert am 1.April 2021
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte inzwischen bekannt gegeben, dass ab Freitag, 19. März, wieder mit AstraZeneca geimpft werden darf.  Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA sieht keinen Grund, AstraZeneca nicht zu verwenden. Daraufhin wurde das Impfen mit dem Vakzin wieder aufgenommen. Wegen weiterer Thrombose-Fälle stoppten zuerst das Land Berlin, Brandenburg, NRW und die Stadt München  dann aber Impfungen mit AstraZeneca für Menschen unter 60 Jahren.  Inzwischen empfiehlt die Ständige Impfkommission den Impfstoff nur mehr für über 60-Jährige. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben beschlossen, dass AstraZeneca nur mehr an unter 60-Jährige verimpft werden soll. Mehr Infos  vor allem zur Zweitimpfung.
Bislang haben in Deutschland 11,6 Prozent der Bevölkerung die Erstimpfung gegen das Corona-Virus erhalten, 5 Prozent haben  auch bereits die Zweitimpfung bekommen und sind damit komplett geimpft. So sieht es laut Robert-Koch-Institut am 1. April 2021 aus. Die Zahlen geben den Stand einschließlich 31. März wieder. Es liegt also noch ein weiter Weg vor Deutschland. Bis zum Ende des Sommers soll aber, so verspricht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, jeder Deutsche ein Impfangebot bekommen haben. Dass Deutschland vorerst den Impfstoff AstraZeneca nicht mehr verwendet, könnte nun jedoch zu einem zeitlichen Rückschlag führen.

 Wer informiert Bürger über abgesagte Impftermine?

Die Frage ist: Wie wirkt sich der vorläufige Verzicht auf AstraZeneca auf die Termine in den Impfzentren aus? Der Landkreis Borken informierte schon kurz der Entscheidung darüber, dass die Impftermine für die Altersgruppe 80 plus mit dem Impfstoff BioNTec Pfizer im Impfzentrum ihre Gültigkeit behalten.

Kreis Borken, NRW: Impfungen mit AstraZeneca gestoppt

"Sofort nach Bekanntwerden der Information des Bundesgesundheitsministeriums, die Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca vorübergehend auszusetzen, sind im Kreis Borken die entsprechenden Impfungen gestoppt worden", teilte eine Sprecherin auf Anfrage von KOMMUNAL mit.

Dies betrifft sowohl die Erst- als auch die Folgeimpfungen mit AstraZeneca im Impfzentrum Kreis Borken in Velen (Nordrhein-Westfalen) und durch die mobilen Teams im Kreisgebiet. Bis auf Weiteres finden damit vor Ort auch keine Impfungen von Personen statt, die in Kitas und in der Kindertagespflege, in Grund- und Förderschulen sowie in besonderen Jugendhilfeeinrichtungen tätig sind, informierte der Landkreis.

Ludwigsburg, Baden-Württemberg: Krisenstab tagt

Im Kreis Ludwigsburg tagte noch am Tag nach dem Bekanntwerden des Impfstopps der Krisenstab. Das Kreisimpfzentrum dort kann die Menschen, die einen Impftermin nicht eigenständig über die Absage informieren, da bei der Terminvergabe keine Telefonnummern hinterlegt würden, schreibt die Ludwigsburger Kreiszeitung. Unklar sei auch, wie mit den Zweitimpfterminen verfahren wird. Allerdings stehen die ersten Zweitimpfungen dafür erst in zwei Monaten an. Bis dahin sollte die Situation geklärt sein, hofft man. Der Impfstoff kann sich bei entsprechender Lagerung über mehrere Monate halten.

Berlin: Impfzentren in Tegel und Tempelhof geschlossen

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci gab bekannt,  das Impfen mit AstraZeneca sei in der Hauptstadt gestoppt worden. "Der Betrieb in den Impfzentren in Tegel und Tempelhof ist vorerst eingestellt", teilte die Senatorin am Montag mit. Dort war nur dieser Impfstoff verwendet worden.

Erlangen, Bayern: Ersatz-Impftermin oder Stornierung

"Für das gemeinsame Impfzentrum von Stadt Erlangen und Landkreis Erlangen-Höchstadt bedeutet dies, dass bis auf weiteres keine Impfungen mit dem Impfstoff AstraZeneca durchgeführt werden", gaben Stadt und Landkreis in Bayern bekannt. "Personen, die sich über das zentrale Impfportal registriert haben und bereits einen Termin angeboten bekommen haben, erhalten entweder einen Ersatztermin mit einem anderem Impfstoff oder eine Mitteilung, dass der Termin storniert wurde", so die örtlich Verantwortlichen. Sie fügten hinzu: "Sofern Impfstoff von BioNtech/Pfizer oder Moderna zur Verfügung steht, können diese Personen zeitnah erneut einen Termin vereinbaren." Wie mit Bürgern verfahren wird, die spätestens zwölf Wochen nach dem ersten Impftermin eine Zweitimpfung mit dem Impfstoff AstraZeneca erhalten sollen, sei noch nicht geregelt.

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AstraZeneca-Impfstoff für über 65-Jährige sollte Impfquoten erhöhen

Damit es schneller geht beim Impfen, sieht die neue, erst jetzt in Kraft getretene Impfverordnung vor, dass für  die Verwendung des Impfstoffes von AstraZeneca nicht mehr die Altersbegrenzung bis 64 Jahre gilt. Die Ständige Impfkommission hatte die Begrenzung ursprünglich mit fehlenden Daten begründet, die belegen müssten, dass das Mittel auch in dieser Altersgruppe zuverlässig wirkt. Dann aber empfahl sie den Impfstoff auch für Menschen ab 65 Jahre.

Deutschland setzt Impfungen mit AstraZeneca verzögert aus

Am 15. März hat nun auch Deutschland entschieden, nach Berichten über Komplikationen mit Blutgerinnseln die Impfungen mit dem Vakzin von Astra Zeneca vorsorglich auszusetzen. Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa halte das Paul-Ehrlich-Institut weitere Untersuchungen für notwendig, teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Diese Entscheidung betreffe sowohl Erst- als auch Folgeimpfungen.

Die Bundesregierung hatte zunächst darauf verzichtet, AstraZeneca-Impfungen auszusetzen. Dänemark hatte sich hingegen dafür entschieden. Es folgten Norwegen, Island sowie die EU-Länder Bulgarien, Irland und die Niederlande.

Österreich, Estland, Lettland, Litauen und Luxemburg setzten die Nutzung von einer bestimmten AstraZeneca-Charge aus, Italien und Rumänien indes stoppten die Nutzung einer anderen Charge.

Rückschlag beim Impf-Fortschritt zu erwarten

Vor allem für Bundesländer, die beim Impfen weit hinten lagen, ist die Entscheidung ein schwerer Rückschlag. So hatte Brandenburg jüngst verkündet,  die Impfungen massiv beschleunigen zu wollen - auch dank AstraZeneca.

Die Zahl der Impfdosen sollte in Brandenburg allein diese Woche von zuletzt rund 65.000 auf mehr als 80.000 erhöht werden. Die Impfzentren haben auch sonnabends geöffnet. Bislang sind über das Land verteilt elf solcher Impfzentren in Betrieb. Am diesem Dienstag, 16. März, soll zusätzlich ein zwölftes Impfzentrum in der Rolandhalle in Perleberg (Prignitz) eröffnet werden.

Inzwischen hat Brandenburg sich vom letzten Platz bei den Impfquoten auf den vorletzten Platz vorgearbeitet. Ganz hinten liegt mit einer Impfquote aktuell (Stand 15. März) Sachsen-Anhalt. Dort haben  bislang nur 7,1 Prozent der Bevölkerung die Erstimpfung erhalten, ganz vorne hingegen liegt Bremen mit 8,8 Prozent, gefolgt von Bayern (8,5 Prozent). In den brandenburgischen Impfzentren waren laut Ministerium in dieser Woche insgesamt rund 22.500 Impftermine mit AstraZeneca gebucht. Betroffene Personen, die bei der Terminbuchung eine E-Mail-Adresse hinterlegt haben, werden nun per E-Mail über die Terminabsage informiert. Beim Innenministerium im Koordinierungszentrum Krisenmanagement (KKM) wird jetzt ein Stab für Impflogistik unter Leitung des Innnen-Staatssekretärs aufgebaut. Er soll ab 22. März tätig sein.

Das Paul-Ehrlich-Institut weist darauf hin, dass Personen, die den Impfstoff AstraZeneca erhalten haben und sich mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwohl fühlen, zum Beispiel mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen, sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben sollten. Neu: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt den Einsatz des Impfstoffes weiter. Es wird nun auf die Einschätzung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA gewartet.
 
 
Weitere Informationen, wie die Bundesländer jetzt beim Impfen verfahren, finden Sie hier.