Wahlkreis von Jens Spahn
Kreis geht eigene Wege bei Impfterminvergabe
Wer einen Impftermin für sich oder die Großeltern vereinbaren konnte, kennt das Gefühl der Erleichterung. Gerade in Nordrhein-Westfalen packt die Impfwilligen und ihre Angehörigen vielfach die Verzweiflung. "Der Buchungsvorgang ist sehr komplex und das von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe betriebene Terminbuchungs-System ging anfangs wegen des Ansturms leider zeitweilig in die Knie", bestätigt Andreas Brinkhues, organisatorischer Leiter des Impfzentrums im Kreis Borken im Münsterland, die Probleme. Inzwischen haben das Land NRW und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe die Konsequenzen gezogen und den Auftrag für die Bereitstellung der Software neu ausgeschrieben. Nicht nur die Bürger sind genervt, auch die Kreisverwaltung tut sich schwer mit der derzeitigen Software zur Impfterminvergabe: "Wir kriegen keine strukturierten Daten überliefert und kämpfen uns damit durch ein Datenchaos", kritisiert der Leiter des Impfzentrums in Velen.
Impfterminvergabe im Wahlkreis von Jens Spahn
Das von der Kassenärztlichen Vereinigung entwickelte System bei der Impfvergabe nutzt der Kreis Borken gemäß der Vorgaben des Landes NRW für die Impfterminvergabe der über 80-Jährigen weiterhin. Die Kreisverwaltung hat jedoch parallel dazu ein eigenes System bei einem im Landkreis ansässigen namhaften Software-Unternehmen in Auftrag gegeben. Darüber lädt sie die Personen aus den Berufsgruppen ein, die ebenfalls bereits jetzt schon geimpft werden dürfen. Offenbar mit großem Erfolg! Damit schert die Verwaltung bei der Impfterminvergabe ausgerechnet im Wahlkreis von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aus.
Ticket-System wird sonst für Festivals genutzt
Und so funktioniert die Terminvergabe seit 8. Februar: Das Softwarehaus stellt die digitale Plattform und das Ticketing-System bereit, das gewöhnlicherweise von Festivalbetreibern genutzt wird. Das Prinzip ist wie bei einer Veranstaltung: Die Behörde legt zunächst die verfügbaren „Events“ fest und schickt den Pflegediensten dann Einladungen per Mail. Darin sind dann individuelle Ticket-Codes für die Mitarbeiter. Über die QR-Codes lässt sich online der Impftermin buchen
"Anders als bei der Terminvergabe der Kassenärztlichen Vereinigung können sogar Termine für bis zu vier Personen vereinbart werden, um Mitarbeiter schneller durchzuimpfen und gleichzeitig Schicht- und Einsatzpläne zu berücksichtigen", erläutert Brinkhues. Wer sich im Impfzentrum das Ausfüllen von Formularen ersparen will, kann die Impfunterlagen online im Voraus ausfüllen.
Leiter des Impfzentrums: Erfolgreicher Start
"Schon der Start verlief erfolgreich", betont der Leiter des Impfzentrums. "In den ersten Tagen bekamen direkt 325 Personen über diesen Weg sehr schnell Termine. Derzeit kommen rund 100 Personen je Tag hinzu. Sie alle einzeln Termine ausmachen zu lassen, hätte viel Zeit gekostet.
Der Kreis Borken erhält zudem von der Kassenärztlichen Vereinigung Listen von Hausärzten. Diese teilen darin mit, wie viele Beschäftigte geimpft werden wollen - und bekommen dann vom Kreis in die Praxis die Einladungsmails mit den Codes. “Bislang werden die Personen der Berufsgruppen eingeladen, die bereits jetzt schon geimpft werden dürfen: aus den Pflegediensten, Rettungsdiensten, Ärzte und auch Heimversorgende, Heilmittelerbringer in Heimen, Geistliche, die Menschen in Heimen besuchen. "Im nächsten Schritt kommen die Grundschullehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher dazu", kündigt der Leiter des Impfzentrums an. Sie werden in die Gruppe 2 hochgestuft, mit hoher Priorisierung. "Wir bereiten uns darauf vor. Sobald das Gesundheitsministerium das Startsignal gibt, gehen die Einladungen raus." Brinkhues rechnet damit Ende März. "Es läuft mit unserem eigenen Impfvergabesystem super", resümiert der Leiter des Impfzentrums. "Von den Pflegediensten bekommen wir viel positives Feedback."
Landrat Kai Zwicker will flexibles Impfterminvergabe-System
Und was sagt der Landrat? "Die Pandemie hat uns gezeigt, wie schnell sich manche Dinge ändern können", betont Landrat Dr. Kai Zwicker. „Ob neue Impfstoffe oder veränderte Zuständigkeiten und Voraussetzungen: Es gibt keinen Tag, an dem nicht irgendetwas Unvorhersehbares passiert." Für ihn war wichtig: "Wir wollten ein System schaffen, mit dem wir schnell und flexibel auf neue Gegebenheiten wie größere und kleinere Intervalle zwischen Erst- und Zweitimpfung reagieren können. Wir freuen uns, dass dies mit einem Anbieter aus unserer Region gelungen ist.“
Nach dem holprigen Start bei der Terminvergabe für die Corona-Impfungen nehmen immer mehr Kommunen das Heft selbst in die Hand. Die Landkreise Cloppenburg, Vechta und Celle richten laut einem Bericht des NDR eigene Hotlines ein.