LED-Beleuchtung im Außenbereich – aber richtig!

6. Juni 2018
Die internationale Studie schlug vor wenigen Wochen ein wie eine Bombe – LED Straßenlichter erhöhen das Brust- und Prostata-Krebsrisiko massiv. Erfahrungen, die auch der Landkreis Fulda gemacht hat. Die Lösung sind unter anderem warmweiße LED-Lichtquellen, erklärt die Expertin beim Landkreis Fulda, Sabine Frank, im KOMMUNAL-Gastbeitrag.

KOMMUNAL-Gastbeitrag von Sabine Frank, Landkreis Fulda 

Die Beleuchtung mit LED ist in aller Munde, denn sie spart Energie und gilt daher als effizient. Jedoch ist gleichzeitig zu beobachten, dass immer mehr Licht eingesetzt wird. Denn wo früher Energie gespart wurde und große Bereiche des öffentlichen Raums nicht oder allenfalls zurückhaltend beleuchtet wurden, strahlt heute vielfach hellstes Licht. Forscher beschreiben dieses Phänomen als Rebound-Effekt. Doch nicht nur vor dem Hintergrund eines schmelzenden Einsparpotenzials sollte man genauer hinschauen.

Die Auswirkungen reichen von der Störung des Lebenszyklus bei Pflanzen bis hin zur Gesundheitsgefährdung des Menschen, dessen Tag-Nacht-Rhythmus durch die Überinszenierung mit Licht aus dem Takt gerät"

Lichtverschmutzung durch LED-Beleuchtung nimmt zu

Denn der verstärkte Einsatz von kostengünstiger LED-Technik auf Straßen und Plätzen, aber auch privaten Grundstücken und Firmengeländen hat einen wesentlichen Anteil am Phänomen der „Lichtverschmutzung“. Dabei wird häufig vergessen, dass der Einsatz von künstlichem Licht bei Nacht genau wie Treibhausgase oder andere schädliche Substanzen, die in die Natur gelangen, ein Umweltproblem darstellt und den Lebensraum der Arten beeinträchtigen. Die Auswirkungen reichen von der Störung des Lebenszyklus bei Pflanzen, über das aktuell nachgewiesene Insektensterben und den damit einhergehenden Rückgang ganzer Vogelpopulationen bis hin zur Gesundheitsgefährdung des Menschen, dessen Tag-Nacht-Rhythmus durch die Überinszenierung mit Licht aus dem Takt gerät. Zusätzliche aktuelle Brisanz erhält das Thema durch den kürzlich für die Erforschung der inneren Uhr verliehenen Medizinnobelpreis. Zuletzt wurde zudem bekannt, dass die hohen Leuchtdichten und der Blauanteil im Licht zur Linsentrübung führen können. Der Anteil der Strahlung, dessen Wellenlänge < 500 nm ist, sollte daher möglichst gering sein und keinesfalls 15% der Gesamtstrahlung im sichtbaren Bereich nicht übersteigen.

Die Investition in eine Straßenleuchte ist eine auf lange Jahre angelegte Entscheidung, die weitsichtig erfolgen sollte. Der Fokus sollte hierbei neben der Energieeffizienz mehr noch auf die Umweltverträglichkeit des Lichtes gelegt werden.  Denn für eine umweltfreundliche Beleuchtung braucht es mehr als ein effizientes Leuchtmittel. Es müssen unverzichtbar auch die folgenden Anforderungen an eine verantwortungsvolle, umweltgerechte Außenbeleuchtung erfüllt werden:

  • Lichtlenkung: Fehl gelenktes Licht stellt oft eine Belästigung und Gefahrenquelle dar und erhöht die Spiegelwirkung auf nassem Untergrund. Es sollten daher nur Leuchten eingesetzt werden, die das Licht möglichst effizient auf die zu beleuchtende Fläche lenken. Insbesondere sollen Leuchten verwendet werden, die kein Licht in den oberen Halbraum abgeben (Upward Light Ratio ULR = 0%, Lichtstärkeklasse G6). Auch für Fußwege, Treppen und Eingänge sollen nur Leuchten zum Einsatz kommen, die nach unten strahlen.
  • Lichtmenge: Die installierte Lichtleistung sollte möglichst gering gewählt werden. Weniger Licht verursacht weniger Lichtstress und Ablenkung für die Augen und ermöglicht so eine bessere Dunkeladaption des Auges sowie weniger Spiegelung auf nassem Untergrund. Insbesondere sollte auch eine bedarfsorientierte Anpassung in den späten Abend- und Nachtstunden vorgesehen werden; beispielsweise durch Abschalten, Zeitschaltungen oder Bewegungsmelder. Helligkeitsunterschiede von 50 Prozent sind vom menschlichen Auge nicht zu unterscheiden, wenn kein unmittelbarer Vergleich vorliegt. Reduzierungsmöglichkeiten um 50 Prozent sind inzwischen bei guten Herstellern Standard erhöhen die Lebensdauer der LED. Hier liegen die höchsten Einsparpotentiale! Im Bereich der öffentlichen und gewerblichen Beleuchtung (zum Beispiel von Parkplätzen, Straßen) sollte die niedrigste mögliche Beleuchtungsklasse gewählt werden, falls nach DIN/EN 13201 beleuchtet werden soll. Eine rechtliche Verpflichtung zur Erfüllung der Straßenbeleuchtungsnorm EN 13201 besteht nur an Fußgängerüberwegen.

  • Lichtfarbe: Um Blendung zu vermeiden und um das nächtliche Sehen (Dunkeladaption) zu unterstützen, ist darauf zu achten, dass nur warmweiße Lichtquellen mit geringen Blauanteilen im Spektrum von 2000 bis maximal 3000 Kelvin Farbtemperatur zum Einsatz kommen. Als besonders empfehlenswert haben sich in der jüngeren Praxis solche LED-Modelle erwiesen, die vor allem langwelliges, gelb-oranges-Licht abstrahlen, und die eine höhere Farbwiedergabe aufweisen als die ebenfalls umweltfreundlichen Natriumhochdruckdampflampen. Solche „pc amber“ LED-Leuchten wurden bereits in einigen Gemeinden im Sternenpark Rhön installiert. Diese Leuchten wirken zudem weniger fatal auf die Umwelt ein.