Foto: Daniel Schoon
Integration: Mit Flüchtlingen kochen!
Text: Linda Rottler
Integration - Essen dient als Eisbrecher
Unter dem Motto Next Stop: Heimat - ist „Kitchen on the run“ seit Mai auf Deutschlandreise und bringt Menschen, die hier leben und Flüchtlinge zusammen. „Wir reisen mit einem mobilen Küchencontainer durch Deutschland und organisieren Kochveranstaltungen, bei denen sich Deutsche und Flüchtlinge am Küchentisch kennenlernen, Rezepte und Geschichten austauschen und Freundschaften beginnen“, erklärt Ina Peppersack das Projekt. Zusammen mit Agnes Disselkamp und Daniel Schoon leitet sie die diesjährige Tour. „Zu selten begegnen sich Flüchtlinge und Einheimische im Alltag“, spricht Agnes aus Erfahrung. „Deshalb legt ‚Kitchen on the run’ einen Grundstein für die gesellschaftliche Teilhabe und Akzeptanz von Flüchtlingen in unserer Gesellschaft.“ Dabei soll das gemeinsame Essen und Kochen als Eisbrecher dienen und auch als Kommunikationsmittel, wenn eine gemeinsame Sprache noch fehlt.
Es ist kurz nach 17 Uhr und der Schiffscontainer, der von Studierenden der Technischen Universität Berlin zu einer mobilen Küche umgebaut wurde, füllt sich. Menschen aus Afghanistan, Iran, Syrien, Deutschland, Albanien und Kosovo sind gekommen. „Eine buntgemischte Gruppe sind wir heute, schön, dass ihr alle hier seid“, begrüßt Agnes die Teilnehmenden des Kochabends. „Wir möchten, dass ihr euch wie zu Hause fühlt. Nutzt die Küche, als wäre es eure eigene und behandelt sie respektvoll“, wünscht sich Daniel, Projektleiter von „Kitchen on the run“ und dann geht es los. Es wird gekocht, geschnippelt, geschält, gebraten und alle helfen mit. An jedem Kochabend gibt es drei Gastgeber, die ein Rezept mitbringen. Bei der Anmeldung zu einem Kochabend kann man sich also entscheiden, als Gast mit zu kochen oder selbst Gastgeber zu sein. Daher entsteht eine bunte Mischung aus arabischer, deutscher und afrikanischer Küche. Dabei werden stets kulturelle Gegebenheiten berücksichtigt und respektiert.
Die Idee Essen und Kochen als Türöffner für verschiedene Kulturen zu nutzen, hat sich der Berliner Verein Über den Tellerrand e.V. zu eigen gemacht und bringt Flüchtlinge und Menschen, die hier leben in verschiedenen Projekten zusammen. In mehr als 30 Städten wird gekocht und Begegnungen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen finden regelmäßig statt. Der mobile Küchencontainer fungiert nicht nur als Begegnungsraum, sondern auch als Motivator für neue Tellerrand-Standorte.
Integration geht über den Magen
Es duftet im Container und die Kochtische werden zu Esstischen umgedeckt. Kerzen und Blumen schmücken die große Tafel und vor allem: drei Gerichte aus unterschiedlichen Ländern. Frische Dolma, Rouladen und selbst gerollte Börek hat die Gruppe gemeinsam gezaubert. „Das ist jedes Mal ein ganz besonderer Moment, wenn dann alle ganz nah zusammen am Tisch sitzen und ein Berg voll leckerem Essen vor uns steht“, freut sich Daniel und Amir aus Afghanistan fügt hinzu: „So viel Essen und so viele Menschen an einem Tisch, das ist wie zu Hause.“
Die diesjährige Route führte den Container von Frankfurt in die Grenzstadt Lörrach und von dort nach Wismar an die Ostsee. Brackwede ist nun der letzte Standort. 2018 geht die Tour weiter. Zudem wird das Projekt „Kitchen on the run“ durch eine noch mobilere Version erweitert. Studierende aus Halle haben einen PKW-Anhänger ebenfalls zu einer mobilen Küche umgebaut. Der Anhänger kann ebenfalls für Kochabende, Events und Begegnungen genutzt und gemietet werden. Dabei soll die Tellerrand-Philosophie stets im Vordergrund stehen. Aus Sicht der Veranstalter soll es nicht beim einmaligen Projekt bleiben. „Unser Ziel ist, dass auch ohne uns und den Container weiter gekocht wird. Initiativbewerbungen bitte an: hello@kitchenontherun.org