Die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl in Thüringen war wieder mit knapp 50 Prozent sehr gering.

Kommunalwahl: Bürgermeister händeringend gesucht!

In immer mehr Gemeinden fand sich bei dieser Kommunalwahl kein Kandidat. Ein Überblick!

Thüringen hat gewählt – viele Ländräte konnten ihr Amt dabei verteidigen. Zusätzlich wurden auch die Oberbürgermeister in den sechs kreisfreien Städten gewählt sowie zahlreiche haupt- und ehrenamtliche Bürgermeister. Insgesamt wurde in mehr als 100 kreisangehörigen Städten und Gemeinden gewählt. Überschattet wurden die Bürgermeisterwahlen von teils fehlenden Kandidaten. Gerade nach der Diskussion um die dann abgeblasene Kreisgebietsreform war es schwer, in einigen Gemeinden Bewerber zu finden. Teils stand auch nur eine einzige Person zur Wahl.

Traurige Meldungen zur Kommunalwahl

Marth, Rauschwitz, Tautenburg, Weinberge - das sind Namen von Orten, die mit traurigen Ereignissen in die Geschichtsbücher eingehen werden. In Marth ist Peter Dreiling, 64 Jahre, ehrenamtlicher Bürgermeister. Er stand nicht erneut auf dem Wahlzettel, weil er Platz machen wollte für einen Jüngeren. Der findet sich aber nicht. So wird er wohl "notgedrungen" im Amt bleiben, in der Hoffnung, in den nächsten Jahren einen Nachfolger zu finden. Bei der Wahl am Sonntag stand entsprechend niemand auf dem Stimmzettel. Trotzdem haben rund 36 Prozent der Wähler seinen Namen auf den Stimmzettel geschrieben. Ein weiterer Bürger bekam 27 Prozent. Der hat aber noch nicht gesagt, ob er überhaupt das Amt annehmen würde. Formal ist am 29. April auch hier eine Stichwahl nötig. Der Ort teilt das Schicksal mit Weinbergen - auch dort stand kein Kandidat auf dem Wahlzettel. Allerdings liegt der Grund hier im Eingemeindumgsbeschluss. Weinbergen wird sich wohl Mühlhausen anschließen. Amtsinhaber Hans-Martin Menge bekam trotzdem 54 Prozent der Stimmen - also 54 Prozent haben seinen Namen auf den Stimmzettel geschrieben. Formal bleibt er somit erst mal im Amt. Tautenburg im Saale-Holzland-Kreis hatte ein ähnliches Problem. Hier wurden bei der Wahl am Sonntag zahlreiche Namen auf den leeren Stimmzettel geschrieben - die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen kommen nun in eine Stichwahl. Ob einer von beiden die Wahl annehmen würde, ist noch unklar. Leer war auch der Wahlzettel in Rauschwitz - Der Amtsinhaber war schon im Januar aus persönlichen Gründen zurückgetreten. Auch hier findet sich kein Nachfolger. Und auch hier wurden mehrere Namen auf die Stimmzettel geschrieben.

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Gründe für fehlendes Engagement bei Kommunalwahl

Für die ehrenamtlich Tätigen kann es eine Belastung sein, die Gemeinden, seien sie noch so klein, nebenberuflich zu managen, erklären mehrere amtierende Bürgermeister in den kleinen Gemeinden. Einen weiteren Grund erfährt man in der Landeshauptstadt Erfurt eher inoffiziell, denn Wahlzettel ohne Namen gab es in Thüringen schon öfter. Mancher spare sich die mit Unterschriftensammlungen und anderen Behördengängen verbundene offizielle Bewerbung, weil er schon wisse, dass er in seinem Dorf gute Chancen habe. In jeder dritten Gemeinde, in der am vergangenen Sonntag ein Bürgermeister gewählt wurde, trat nur ein einziger Kandidat an. Das war auch einer der Gründe, warum die rot-rot-grüne Landesregierung eine Gebietsreform anstrebte und Gemeinden zusammenlegen wollte. Sie war aber vor dem Landesverfassungsgericht aus formalen Gründen gescheitert. Thüringen mit seinen 2,2 Millionen Einwohnern hat 849 selbstständige politische Städte und Gemeinden.