Bei den Kommunalwahlen in Sachsen ist das große Beben ausgeblieben - dennoch gab es einige Überraschungen...auch in Thüringen und Hessen wurde gewählt - alle Ergebnisse im Überblick!
Bei den Kommunalwahlen in Sachsen ist das große Beben ausgeblieben - dennoch gab es einige Überraschungen...auch in Thüringen und Hessen wurde gewählt - alle Ergebnisse im Überblick!
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AFD-Beben ausgeblieben

Kommunalwahlen: Das sind die Ergebnisse in Sachsen, Thüringen und Hessen

In Sachsen wurden fast überall neue Bürgermeister, Landräte und Kommunalvertretungen gewählt. In Thüringen gab es mehrere Bürgermeisterwahlen - im Fokus dabei ein kleines Dorf, in dem einem international bekannter Neonanzi gute Chancen eingeräumt wurden, die Landesregierung war hoch alarmiert. Und auch in Hessen wurden vier Bürgermeisterposten neu besetzt. Wir haben die Ergebnisse der Kommunalwahlen zusammengefasst.

Bei den Kommunalwahlen in Sachsen wurden am Sonntag die Bürger in mehr als 200 Kommunen aufgerufen, neue Landräte, Bürgermeister und Kommunalvertretungen zu bestimmen. Dabei standen wieder die Personen und Kandidaten im Mittelpunkt, Parteipolitische Präferenzen spielen bei solchen Kommunalwahlen meist eine untergeordnete Rolle. Gerade deshalb sind die Wahlen oft ein spannender Gradmesser, sind Trends hier doch häufig früher ablesbar, weil die Bürgerinnen und Bürger sehr viel sensibler agieren. Mit Spannung wurde daher vor allem erwartet, ob es der AfD erstmals in Deutschland gelingt, Bürgermeister- oder Landratsposten zu gewinnen. Denn hier schnitt die Partei, insbesondere im Erzgebirge und im Großraum Bautzen bei den letzten Landtags- und Bundestagswahlen besonders gut ab. Die Ergebnisse zeigen aber: Auf der persönlichen Ebene fällt es den Kandidaten der AfD offenbar deutlich schwerer zu überzeugen. Die meisten Landratswahlen gewannen am Abend Kandidaten der CDU in Sachsen. Im Landkreis Sachsen setze sich Amtsinhaber Henry Graichen im ersten Wahlgang durch, im Nordsachsen gewann Kai Emanuel und im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge holte Michael Geisler den Landratsposten. 

Anders sieht es in den Landkreisen aus, in denen es nun zu Stichwahlen kommt. In Bautzen holte CDU Kandidat Udo Witschas mit gut 38 Prozent zwar auch die meisten Stimmen, hinter ihm an zweiter Stelle liegt aber der AfD-Kandidat, der 28 Prozent der Stimmen holte. Im Erzgebirgskreis hat der CDU Kandidat Rico Anton (26 Prozent) die Nase vor, wird aber in der Stichwahl mindestens auf Volker Weber von den Freien Wählern (20 Prozent) treffen. Mindestens deshalb, weil in Sachsen nicht nur die beiden bestplatzierten Kandidaten in die Stichwahl dürfen. Theoretisch können alle Kandidaten erneut antreten. Es gewinnt im zweiten Wahlgang am 3. Juli (außer Dresden, hier findet die Stichwahl erst am 10. Juli statt) derjenige, der die meisten Stimmen hat. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die AfD-Kandidaten fast flächendeckend wieder antreten. Schon bei den Wahlen vor 7 Jahren hatten daher unterlegene Kandidaten oft verzichtet und eine Wahlaussage zugungsten eines anderen Kandidaten (meist der CDU-Kandidaten) gemacht. 

Überraschung bei den Kommunalwahlen in Mittelsachsen 

Besonders große Chancen rechnete sich in Mittelsachsen der Kandidat der AfD aus. Er ist Mitglied im Landtag und holte damals ein Direktmandat. Nun wollte er Landrat werden. Gleichzeitig trat mit dem bisherigen Bürgermeister von Augustusburg ein spannender parteiloser Kandidat an, der nicht zuletzt mit einem Gastbeitrag in der KOMMUNAL bereits vielen aufgefallen war. Deutschlandweit wurde er bekannt durch seinen Pragmatismus in der Flüchtlingspolitik. Auch in der Corona-Krise fiel er mit einem besonders offenen Umgang mit gesellschaftlichen Ausnahmesituationen auf. Sein Name: Dirk Neubauer. Und in der Tat gewann er in Mittelsachen die erste Runde deutlich mit rund 41 Prozent der Stimmen. 

Seinen Gastbeitrag in der KOMMUNAL begann Neubauer vor genau einem Jahr mit folgenden Sätzen: "Liebe Parteien. Ich mache mir Sorgen. Ich mache mir ernsthaft Sorgen. Der Zustand unserer Gesellschaft hat einen bedenklichen Zustand erreicht. Politik und Bürger sind auf Distanz wie lange nicht. Der Graben zwischen „denen da oben“ und denen „hier unten“. 

Den kompletten Gastbeitrag unter der Überschrift "Stärkt die Kommunen" und seinem Appell für mehr Entscheidungsgewalt vor Ort können Sie HIER noch einmal nachlesen:

Zitterpartie bei der Bürgermeisterwahl in Dresden 

Zu den bekanntesten Bürgermeistern in Sachsen dürfte derweil der OB von Dresden, Dirk Hilbert zählen, gleichzeitig einer der wenigen Großstadtbürgermeister mit liberalem Parteibuch. Auch er muss in eine Stichwahl, erreichte mit 32,5 Prozent für einen Amtsinhaber ein eher schwaches Ergebnis. Eng werden könnte es für ihn, weil sich voraussichtlich die drei "linken Kandidaten" von rot-rot-Grün zusammenschließen werden. Mit knapp 19 Prozent schnitt aus ihrem Lager die Grüne Eva Jähnigen am Besten ab, zusammen kam das Lager im ersten Wahlgang auf mehr als 40 Prozent. Sie wird nun wohl gegen den amtierenden Oberbürgermeister in die Stichwahl ziehen.  Dirk Hilbert wird derweil von der CDU unterstützt. Die beiden werden voraussichtlich gemeinsam mit dem AfD-Kandidaten in die Stichwahl ziehen. Maximilian Krah kündigte am Abend nach Bekanntgabe des ERgebnisses (er holte 14 Prozent) bereits an, auch in der Stichwahl wieder anzutreten. 

Eine deutliche Niederlage derweil musste der Oberbürgermeister von Bautzen einstecken. Amtsinhaber Alexander Ahrens landete bei der Wahl nur noch auf dem dritten Platz. Das Ergebnis: 14 Prozent für den SPD-Amtsinhaber. Neuer Bürgermeister von Bautzen wird der bisherige Gymnasiallehrer Karsten Vogt. Er holte in der 41.000 Einwohner-Stadt gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. Die CDU hatte ihn aufgestellt. Einen Achtungserfolg fuhr der Stadtführer Andres Thronicker ein, der mit knapp 20 Prozent auf dem zweiten Platz landete. 

Eine Überraschung der besonderen Art gab es noch in Königshain im Landkreis Görlitz: Dort ist mit Maik Wobst nun ein Mann Bürgermeister, der gar nicht auf dem Wahlzettel stand. Möglich macht es das sächsische Wahlsystem - wenn nämlich nur ein Kandidat auf dem Zettel steht, ist es ja formal keine freie Wahl mehr. So kann in solch einem Fall auch ein Name auf dem Wahlzettel notiert werden. Und das machten 50,4 Prozent der Wähler mit dem Namen von Maik Wobst. Sehr zum Ärger von Peter Himmstedt - er war der einzige Kandidat, bekam aber weniger Stimmen. Wobst hatte aber schon einige Tage vorher angekündigt, er wäre bereit, das Amt anzunehmen. 

Bürgermeisterwahlen auch in Thüringen 

In 318 Orten in Thüringen mussten die Bürger neue Bürgermeister wählen beziehungsweise diese im Amt bestätigen. Und auch diverse Ortschafts - und Ortsteilbürgermeister galt es zu wählen. In Sonneberg bleibt alles beim Alten: Der bisherige Bürgermeister Heiko Voigt wurde mit 66 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. In Leinefelde-Worbis muss der Amtsinhaber Marko Grosa in die Stichwahl, er holte 41 Prozent der Stimmen. Auch im Amt Wachsenburg im Ilm-Kreis gibt es eine Stichwahl. In Dermbach im Wartburgkreis hingegen wurde Amtsinhaber Thomas Hugk mit 87 Prozent erneut zum Bürgermeister gewählt. Er war allerdings auch der einzige Kandidat. Besser war nur das Ergebnis von Thomas Kästner in Wasungen - er wurde (ebenfalls ohne Gegenkandidaten) mit 97 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Die Stadt Werra-Suhl-Tal hat mit Maik Klotzbach einen neuen Bürgermeister (70 Prozent der Stimmen) In Kranichfeld im Weimarer Land heißt der neue Bürgermeister Jörg Bauer - hier setzte sich der Berufssoldat trotz Gegenkandidaten mit über 88 Prozent der Stimmen deutlich durch.

Keine Chance für Neonazi als Bürgermeisterkandidat 

In allen anderen Orten wurden ehrenamtliche Bürgermeister gewählt. Deutschlandweit für Aufsehen hatte hier die Kandidatur eines bekannten Neonazis im Kreis Hildburghausen gesorgt. Thommy Frenck betreibt ein Restaurant, das international von der Neonazi-Szene viel gebucht wird. Er selbst wird seit Jahren vom Thüringer Verfassungsschutz kontrolliert und holte bei den letzten Kommunalwahlen in Kloster Veßra ein Kreistagsmandat. Bei der gestrigen Wahl bekam er in dem kleinen Ort aber nur knapp 30 Prozent der Stimmen, Amtsinhaber Wolfgang Möller wurde wiedergewählt. 

In Lenterode im Eichsfeldkreis ist mit  Albert Herold der älteste Bürgermeisterkandidat wiedergewählt worden. Der 82 jährige wurde mit exakt 82 Prozent der Stimmen wiedergewählt. In Oechsen im Wartburgkreis gewann derweil die jüngste Kandidatin um ein Bürgermeisteramt: Die erst 24 jährige Sina Römhild bekam 84 Prozent der Stimmen. Sie ist damit genauso alt wie Lucas Halle, der erst vor wenigen Monaten im Brandenburgischen Zehdenick zum aktuell jüngsten hauptamtlichen Bürgermeister Deutschlands gewählt wurde. Die jüngste Bürgermeisterin dürfte Sina Römhild damit auf alle Fälle sein. Denn Yvonne Heine, die Bürgermeisterin von Riedhausen im Landkreis Ravensburg ist inzwischen 25 Jahre alt. 

Vier Ergebnisse von Kommunalwahlen in Hessen 

Und auch in Hessen wurden am Abend mehrere Bürgermeister gewählt. Das Ergebnis sind zwei neue Bürgermeister und zwei altbekannte Gesichter auf dem Chefsessel im Rathaus. Gewählt wurde in Hammersbach, Neu-Eichenberg, Brechen und in Schwalmstadt. Dort wurde der bisherige Bürgermeister abgewählt. Der parteilose Tobias Kreuter gewann dort im ersten Wahlgang gegen den bisherigen Amtsinhaber Stefan Pinhard, der nur auf 23 Prozent der Stimmen kam. In Hammersbach bleibt derweil alles beim Alten: Michael Göllner gewann im Main-Kinzig-Kreis mit 55 Prozent der Stimmen. Und auch in Brechen im Kreis Limburg-Weilburg ändert sich nichts - ohne Gegenkandidat wurde Frank Groos mit 89 Prozent im Amt bestätigt. Einzig in Neu Eichenburg im Werra-Meißner-Kreis ist der bisherige Amtsinhaber nicht mehr angetreten. Marcus Stolle setze sich dort mit 62 Prozent durch.