Kompass als Symbol für Veränderung und neuen Kurs
Zeit für Veränderung: Jede Krise ist auch eine Chance.
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Plädoyer

Deutschland braucht mehr Realitätssinn

Der Krieg in Europa hat den öffentlichen Diskurs in Deutschland völlig verändert. "Deutschland braucht mehr Realitätssinn", sagt Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Was jetzt notwendig ist!

Deutschland braucht mehr Realitätssinn. Mehr Mut für eine bessere Zukunft. Der Krieg in Europa hat den öffentlichen Diskurs in Deutschland völlig verändert. Es geht um Aufrüstung, Sanktionen, Waffenlieferungen, alternative Energien als Bestandteil der Freiheit, Empörung über Gräueltaten und Wünsche nach mehr und härterem Völkerrecht. So weit so gut und verständlich.

Weltordnung wird neu geschrieben

Leider fehlt der notwendige Realitätssinn! Die Weltordnung wird gerade neu geschrieben. Die alten Feindbilder, Diktatur gegen Demokratie, Freiheit des Einzelnen gegen den Vorrang des Staates, der Krieg als legitimes Mittel der Politik brechen auf. Da nützen die Beschreibungen von Friedensbildern nach dem Motto  man muss im Gespräch bleiben, Wandel durch Handel, alle wollen doch Frieden, schuldig ist nicht das Volk des Agressors sondern die jeweilige Führung leider nichts.

Ukraine-Krieg - Deutschland zu Opfern bereit?

Deutschland steht - wie auch die EU - vor einer Reifeprüfung. Lernen wir aus den Fehlern der Vergangenheit? Verstehen wir die Zeitenwende mit dem Ende der 'unerträglichen Leichtigkeit des Seins'? Sind wir zu echten Opfern bereit oder zeigen wir weiterhin gerne auf andere und formulieren moralische Anforderungen? Nur wenn wir den Mut haben, für unser Gesellschaftsmodell auch dauerhaft und nachhaltig einzutreten, können wir eine bessere und gute Zukunft haben.

Ukrainische Lehrer in die Schulen

Jede Krise ist auch eine Chance. Die neuen Herausforderungen, sei's beim Katastrophenschutz oder auch bei der Energiewende, werden uns zwingen auf manche Bürokratie zu verzichten, wenn wir die notwendigen Ziele erreichen wollen. Das gilt auch in fast allen anderen Bereichen. Mit der Umständlichkeit von gestern werden wir die Probleme von morgen nicht lösen.

Wir sollten mutig sein und zum Beispiel in den Schulen ukrainische Lehrerinnen und Lehrer als Assistenten einstellen. Entsprechendes gilt für unsere Kitas, wo wir dringend zusätzliche Plätze brauchen. Auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verwaltungen werden sich auf die völlig neuen Situationen einstellen müssen. Das gilt erst recht, wenn der Zustrom von Kriegsvertriebenen weiter zunimmt.