Die Inflation steigt, die nominale Kaufkraft aber auch - das große Landkreis-Ranking zum verfügbaren Geld der Deutschen
Die Inflation steigt, die nominale Kaufkraft aber auch - das große Landkreis-Ranking zum verfügbaren Geld der Deutschen
© 123rf

Die ärmsten und reichsten Landkreise

Landkreis-Ranking: Hier ist die Kaufkraft am höchsten

Dass die Unterschiede beim Einkommen in Deutschland je nach Region sehr groß sind, ist bekannt. Dass im direkten Vergleich der Landkreise in Deutschland aber der Sieger der "Geldrangliste" verglichen mit dem schwächsten Landkreis fast ein doppelt so hohes Einkommen hat, erstaunt dann doch. Bei Blick auf die Bundesländer fällt derweil auf, dass es auf den oberen Plätzen nur wenig Veränderung gibt, die mitteldeutschen Bundesländer jedoch deutlich aufholen und schon einige "westdeutsche" Bundesländer von den Plätzen verdrängt haben. Ein Überblick!

Die Kaufkraft im Landkreis Starnberg ist so hoch, wie nirgends sonst in Deutschland. Das war so und das ist auch im Jahr 2022 so geblieben. Und mit Blick auf die Prognose für das Jahr 2023 wird das in Sachen Kaufkraft auch so bleiben. Das zeigt das neue Landkreis-Ranking der GfK. Die Gesellschaft erforscht seit über 80 Jahren unter anderem das Konsumverhalten der Deutschen. Den Zahlen zu Folge ist die Kaufkraft der Deutschen in diesem Jahr netto um durchschnittlich 842 Euro pro Person. Nominal nur, denn hohe Energiepreise und sonstige Faktoren der Inflation dürften das Plus schnell wieder "auffressen". Jeder Deutsche hat damit statistisch betrachtet eine Kaufkraft von knapp 26.300 Euro, immerhin 3,3 Prozent mehr als im abgelaufenen Jahr 2022. 

Bayern bleibt in Sachen Kaufkraft Spitzenreiter 

Zum Vergleich zu den 26.300 Euro im deutschen Durchschnitt: Im Landkreis Starnberg hat jeder Einwohner statistisch betrachtet fast 37.000 Euro zur Verfügung. Das ist der höchste Wert aller gemessenen rund 400 Landkreise und kreisfreien Städte. Gefolgt wird Starnberg in der Geldrangliste vom Landkreis München mit einer Kaufkraft von 35.300 Euro je Einwohner und dem Landkreis Ebersberg sowie der Stadt München mit jeweils knapp 34.000 Euro Kaufkraft. Die ersten vier Plätze sind somit fest in der Hand bayerischer Landkreise. Was wenig verwundert, wenn man die Kaufkraftwerte mal nach Bundesländern vergleicht. Auch hier liegt Bayern mit einem Durchschnitt von 28.500 Euro mehr als 8 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. 

Platz zwei hingegen hat sich verändert und zeigt die auch in anderen Landkreis-Rankings immer wieder steigende Dominanz von Süddeutschland insgesamt. Denn unter den Bundesländern gibt es mit Baden-württemberg einen neuen Zweitplatzierten in der Geldrangliste. Der Südwesten hat Hamburg auf der Position abgelöst, der Stadtstaat liegt aber immer noch knapp vor Hessen auf dem dritten Rang. 

Auffallend ist aber auch, dass nur diese vier ersten Bundesländer eine Kaufkraft oberhalb des deutschen Durchschnitts haben. Die anderen 12 Bundesländer liegen unter dem Bundesdurchschnitt von 26.300 Euro je Person. Der Abstand der ersten vier ist also sehr deutlich. Und das, obwohl sich insgesamt im Ranking die Schere schließt. 

Die Plätze fünf bis zehn im Landkreis-Ranking 

Bricht man die Zahlen wieder auf die Landkreis-Ebene herunter, tauchen auf den nächsten Plätzen dann wieder auffallend viele Regionen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen auf. Platz fünf belegt der hessische Main-Taunus-Kreis mit rund 33.500 Euro Kaufkraft vor dem Main-Taunus-Kreis in Hessen und Fürstenfeldbruck in Bayern. Auch die Landkreise Dachau, Erlangen-Höchstadt und Miesbach finden sich in der Top 10 wieder. Erst auf Platz 16 taucht dann der erste Landkreis aus NRW auf, nämlich der Rheinisch-Bergische Kreist mit einer Kaufkraft pro Einwohner von rund 30.500 Euro gefolgt vom Landkreis Harburg in Niedersachsen in unmittelbarer Nähe zu Hamburg. Landkreise aus Ostdeutschland finden sich unter den ersten 50 übrigens gar nicht. 

Das sind die Kaufkraft - Schlusslichter im Landkreis-Ranking 

Und doch holen die mitteldeutschen Bundesländer auf. Schlusslichter haben sie nur noch wenige, etwa den strukturschwachen Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern auf Platz 395 oder den Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt auf Platz 393. In diesen beiden Regionen liegt die Kaufkraft mit jeweils gut 22.000 Euro schon um über 4000 Euro pro Jahr niedriger als in deutschen Durchschnitt. Schlusslicht ist aber einmal mehr eine Stadt im Ruhrgebiet. Gelsenkirchen hat mit einer Kaufkraft von rund 20.900 Euro die rote Laterne. Nur knapp darüber: Bremerhaven, Duisburg und der Landkreis Pirmasens in Rheinland-Pfalz. Zum Vergleich: Zwischen Starnberg mit 37.000 Euro und Gelsenkirchen mit 20.900 Euro liegen über 16.000 Euro Kaufkraft pro Person. 

Und doch schließt sich unterm Strich die Schere bei der Kaufkraft. Der Trend der letzten Jahre, wonach vor allem die neuen Bundesländer deutliche Kaufkraftzuwächse verzeichnen, setzt sich fort. Auch wenn insbesondere Mecklenburg-Vorpommern unter den Bundesländern mit etwas mehr als 88 Prozent des landesweit verfügbaren Durchschnitts in Sachen Kaufkraft Schlusslicht unter den Bundesländern bleibt. 

Große Stadt heißt in der Regel nicht große Kaufkraft - die Stärke der ländlichen Regionen 

Auffallend im Ranking ist auch, dass die Großstädte eher unterdurchschnittlich abschneiden. Nicht nur Gelsenkirchen mit einer Kaufkraft von mehr als 20 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt zeugt davon. Schaut man sich die 25 größten deutschen Städte an, so haben sie zwar mehr als 20 Prozent der gesamten Kaufkraft. Pro Kopf betrachtet schneiden die Städte aber schlechter ab. Berlin etwa als mit Abstand größte deutsche Stadt hat eine Kaufkraft, die sechs Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Auch Dortmund, Bremen, Essen, Dresden und Leipzig gehörten mit Werten zwischen 5 und 10 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt zu den "ärmeren Orten". Lediglich München und Düsseldorf treiben den Schnitt mit einem überdurchschnittlichen Ausgabenpotential pro Kopf, das 29 beziehungsweise 15 Prozent über dem landesweiten Schnitt liegt, deutlich nach oben. 

Die Berechnungsmethode der Kaufkraft 

Errechnet wurden die Zahlen der GfK über das Nettoeinkommen aus selbstständiger und nicht selbstständiger Arbeit. Dazu kommen aber auch Kapitaleinkünfte und staatliche Transfertzahlungen wie etwa Arbeitslosengeld oder Kindergeld und Renten. Von diesem verfügbaren Einkommen sind allerdings noch nicht die Ausgaben für Lebenshaltungskosten, Versicherungen, Miete und Nebenkosten wie Gas oder Strom, Bekleidung oder das Sparen abgezogen. 

Folglich bedeutet ein nominaler Anstieg der Kaufkraft nicht zwangsläufig, dass jedem Einzelnen real mehr Geld für den Konsum zur Verfügung steht, falls die aufgeführten Ausgaben stärker ansteigen.

Trotzdem macht die GfK Verbrauchern Mut. In der Studie geht sie auch davon aus, dass sich die Inflation im Jahr 2024 wieder deutlich abschwächen wird und dann in den Folgejahren langsam wieder in Richtung zwei Prozent sinkt. Im Ergebnis prognostiziert das Institut, dass viele Deutsche auch in diesem Jahr auf größere Anschaffungen verzichten werden und stattdessen "mehr Geld für schlechte Zeiten beiseite legen", wie es wörtlich heißt.