Geld verdienen über Namensrechte? 3 Experten diskutieren
Geld verdienen über Namensrechte? 3 Experten diskutieren

Podcast-Serie

Namensrechte: Sport- und Kulturstätten vermarkten?

Immer mehr Vereine leiden unter den Corona-Einschränkungen und Spielverboten. Wie können Büchereien, Zoos oder Sportvereine trotzdem Geld verdienen? Eine Idee: Der Verkauf von Namensrechten. Ist die Idee eine sprudelnde Einnahmequelle oder kommt sie dem Verkauf der Seele gleich?

Die kommunalen Finanzen stehen unter Druck. Die Einnahmen sinken aber die Kosten bleiben oft hoch oder steigen sogar. In dieser Situation müssen Vereine und öffentliche Institutionen alle Möglichkeiten nutzen, ihre finanzielle Situation zu verbessern. Kritiker sagen: Nicht alle möglichen Ideen wurden bisher überhaupt angedacht.  

Ist der befristete Verkauf der Namensrechte eine Lösung? 

Zur Unterstützung der Finanzen von öffentlichen Sportstätten ist der Verkauf der Namensrechte schon seit vielen Jahren ein Thema. Nicht nur die Bundesliga-Fußballvereine nutzen die Möglichkeit. Die Spitzenvereine verdienen allein durch den Verkauf der Namensrechte in ihren Stadien bis zu sieben Millionen Euro im Jahr. In kleinen Stadien in den Kommunen wird die Möglichkeit des Verkaufs der Namensrechte schon deutlich seltener genutzt. Nicht selten, weil örtliche Sponsoren gar nicht bereit sind, höhere Summen für den gemeindeeigenen Bolzplatz auf den Tisch zu legen. Zusätzlich fehlt es gerade kleinen Vereinen auch am nötigen Know-How, was das Marketing angeht.  

Sind Büchereien oder Tierparks für den Verkauf der Namensrechte geeignet? 

In nur sehr seltenen Fällen hat es bisher größere Büchereien gegeben, die ihren Namen für einen Sponsor „hergegeben“ haben. Anders sieht es in kleineren Tierparks aus. Hier wurde bisher zwar noch nie der komplette Name verkauft, wohl aber Flächen auf dem Gelände – vom Eisstand bis zum Filmpark. Der Vizepräsident der Deutschen Tierpark Gesellschaft und Leiter des Tierparks in Nordhorn, Nils Kramer zeigt sich für solche Ideen im KOMMUNAL-Podcast durchaus offen. Er macht im Gespräch mit KOMMUNAL-Chefredakteur Christian Erhardt aber auch klar, dass sich die Finanzlage dadurch nicht wirklich erheblich verbessern lässt. Denn nur ein Bruchteil der Kosten lässt sich aus seiner Sicht auf diese Weise decken. 

Auch die Geschäftsführerin der Stadtbibliothek Gütersloh Silke Niermann bleibt im Gespräch skeptisch. Sie hat bereits Erfahrung mit dem Verkauf der Namensrechte. In sehr engem Umfang kann sie sich das auch vorstellen, sieht aber in der Tat vor allem die Gefahr des „Verkaufs der Seele“ einer Bücherei. Welche Finanzierungsmöglichkeiten sie alternativ vorschlägt, erläutert sie ebenfalls in diesem Podcast. 

Der Kommunalpolitiker und Lehrer Ralf Tiedemann hingegen wünscht sich mehr Kreativität im Umgang mit Sponsoren. „Wenn der Luftfilter im Klassenraum dank Sponsoren bezahlbar wird, ist das besser als kein Luftfilter in Corona-Zeiten“ sagt er. Und ein Bolzplatz vergibt sich nichts, wenn er sich nach einem örtlichen Unternehmen benennt. Nur komme es halt darauf an, ob der Sponsor zum Produkt passt. 

Eine spannende Diskussion, die im Original als Zoom-Meeting von KOMMUNAL gemeinsam mit der Friedrich Naumann Stiftung Ende Februar stattfand. Wir haben die Diskussion aufgezeichnet und stellen Sie Ihnen als Podcast zum Nachhören zur Verfügung.