Daten, Tabellen, Statistiken aus Open-Data-Portal
Gemeinsam die Verwaltungsdigitalisierung vorantreiben - mit Open Data.
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Praxisbeispiel: Open-Data-Portal

Plattform für Know-how von neun Verwaltungen

Der Rhein-Kreis Neuss und acht kreisangehörige Kommunen setzen auf ein gemeinsames Open-Data-Portal. Das Ziel des interkommunalen Zusammenschlusses: Möglichst viele Daten frei verfügbar zu machen und Verwaltungsprozesse transparenter zu gestalten.

Wie lautet der aktuelle Digitalisierungsstand kommunaler Verwaltungsleistungen? Welche Kreisgebäude sind mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet? Wo gibt es freie Gewerbeflächen? Antworten auf diese und zahlreiche weitere Fragen finden Interessierte auf dem gemeinsamen Open-Data-Portal des Rhein-Kreises Neuss und der kreisangehören Kommunen Dormagen, Grevenbroich, Jüchen, Kaarst, Korschenbroich, Meerbusch, Neuss und Rommerskirchen. Und zwar kostenlos und frei zugänglich.

Auf dem interkommunal genutzten Portal stellen die beteiligten Akteure sogenannte offene Verwaltungsdaten (Open Government Data) zur Verfügung. Mehr als 240 Datensätze mit über 3,5 Millionen Einzeldaten sind bereits veröffentlicht. Und es werden stetig mehr. „Der größte Vorteil des Portals ist die aktive Bereitstellung von Daten – und damit eine Entlastung der Fachbereiche, was Presse- oder Bürgeranfragen angeht“, sagt Tobias Schellhorn, der bei der Stabsstelle Digitalisierung des Kreises angesiedelte Open-Data-Beauftragte. Die Daten seien stets aktuell und können visuell anschaulich aufbereitet werden.

Was ist Open Data?

Open Data sind frei verfügbare, digitale Daten von öffentlichen Stellen oder Organisationen. Sie können von allen kostenfrei genutzt, weiterverarbeitet und geteilt werden. Ziel ist es, Transparenz zu fördern, Innovation anzuregen und den Zugang zu Informationen für die Öffentlichkeit zu erleichtern.

Die Idee für das gemeinsame Open Data-Portal stammt vom IT-Dezernenten Harald Vieten. Im Zuge des 2019 geschlossenen lokalen Digitalpaktes erweiterte der Rhein-Kreis Neuss seine damalige Portallösung für alle kreisangehörigen Kommunen. Die Digitalisierung sollte gemeinsam vorangetrieben werden, denn insbesondere für kleinere Kommunen sei der Aufwand eines eigenen Portals viel zu groß. Durch den Digitalpakt können derartige Projekte über den Kreishaushalt finanziert werden, was wirtschaftlicher ist und Ressourcen spart. „Sich zusammenzuschließen und Daten zu zentralisieren, spart Geld“, weiß Schellhorn. Meerbusch und Dormagen hatten vorher ebenfalls ein Portal. Nach dem Zusammenschluss sind die Kosten nun fast ein Drittel günstiger. Server und IT-Dienstleister werden geteilt.

Wie betreibt man ein interkommunales Open-Data-Portal?

Es gibt einen Arbeitskreis, der sich regelmäßig trifft und sich mit der Anbindung lokaler Datensätze beschäftigt. Das könnten der Fahrzeugbestand oder E-Ladesäulen in der Nähe sein. Dabei erleichtern gleiche Fachverfahren die Open-Data-Anbindung: Sobald eine Kommune über ein Fachverfahren angebunden ist, können weitere Kommunen nach dem gleichen Schema, jedoch mit erheblich weniger Aufwand, eingebunden werden.

Open-Data Beauftragter Tobias Schellhorn
Der Open-Data-Beauftragte Tobias Schellhorn unterstützt die kreisangehörigen Kommunen bei der Bereitstellung Ihrer offenen Behördendaten.

„Zu Beginn haben wir Standards und Regeln festgelegt, etwa, wie wir Datensätze benennen oder welche Lizenzen wir nutzen“, berichtet der Open-Data-Beauftragte, der die kreisangehörigen Kommunen bei der Bereitstellung Ihrer offenen Behördendaten unterstützt. Dabei betont Schellhorn, die technische Einrichtung und der Betrieb des Portals sei kein Problem. Die Herausforderung sei vielmehr, aktiv an Daten zu kommen. „Das Wichtigste ist, mit den Fachbereichen zu sprechen und sie zu überzeugen, dass ihre veröffentlichten Daten im Portal ihnen Zeit und Presseanfragen ersparen“, betont er.

Damit die Daten schließlich im Portal landen und benutzerfreundlich visualisiert werden können, müssen sie über Schnittstellen bereitgestellt werden. Excel-Tabellen sind eine Möglichkeit, Daten zur Verfügung zu stellen. Wenn es nach Schellhorn ginge, sollte es eine Verpflichtung für Open-Data in Kommunen geben und Fachverfahren standardmäßig damit ausgestattet sein. „Dann hätte die Datengenerierung einen anderen Drive“, ist er überzeugt. Grevenbroich möchte beispielsweise künftig Daten vermehrt automatisiert über Schnittstellen bereitstellen. Dabei setzt die Kommune verstärkt auf IoT-Technologien wie Sensoren und LoRaWAN.

Ansprechende Grafiken statt Excel-Tabellen

Schellhorn schwärmt von der Bedienfreundlichkeit des Portals und führt Karnevalsumzüge als Beispiel an. Eine Excel-Tabelle würde den Menschen wenig nutzen, eine Kartendarstellung, auf der ersichtlich ist, welche Strecke geplant ist, sei dagegen hilfreich. Auf dem Portal können die Informationen mit wenigen Klicks wahlweise als Diagramme, Karten oder in einer Tabelle dargestellt werden.

Außerdem lassen sich die aufbereiteten Daten problemlos auf anderen Webseiten einbinden, etwa die Anzahl gepflanzter Bäume. Die Daten zeigen den Live-Bestand und niemand müsse sie in mühsamer Handarbeit aktualisieren. Der Abruf von Datensätzen ist durch die dokumentierten Schnittstellen und die CC Zero Datenlizenz für alle Interessierten gewährleistet.

Der Lieblingsdatensatz von Schellhorn ist übrigens der Fahrzeugbestand des Straßenverkehrsamtes. Die Frage der Lokalpresse zum Valentinstag, wie viele rote Käfer zugelassen seien, lasse sich mit nur wenigen Klicks herausfinden, sagt er schmunzelnd.

Zum Open-Data-Portal des Rhein-Kreis Neuss.

Fotocredits: Andreas Baum