Verwaltungsdigitalisierung
In Sachen Verwaltungsdigitalisierung hat Deutschland noch einen langen Weg vor sich.
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Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland

„Behörden-Digimeter 2025“ – so weit ist das OZG

Inzwischen sind zwei Jahre vergangen seit das Onlinezugangsgesetz (OZG) umgesetzt sein sollte. Das Ziel bis Ende 2022 war einst: 575 staatliche Verwaltungsdienste digital verfügbar zu machen. 2025 sind davon nicht mal die Hälfte online. Was Datensilos damit zu tun haben und wie die neue Regierung auf die schleppende Entwicklung beim E-Government reagiert.

Von den 575 staatlichen Leistungen, die nach dem Onlinezugangsgesetz (OZG) für Bürgerinnen und Bürger digital verfügbar sein sollten, standen Anfang 2025 laut dem „Behörden-Digimeter 2025“ des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) lediglich 196 Leistungen flächendeckend zur Verfügung. Das sind nicht mal die Hälfte aller staatlichen Verwaltungsdienste, die bis Ende 2022 per Smartphone oder vom heimischen Computer nutzbar sein sollten. Von einem digitalen Aufbruch in der Verwaltung ist in Deutschland weiterhin wenig zu spüren.

Wie steht es um das OZG aktuell?

Die Online-Angebote in Gemeindeverwaltungen und Bürgerämtern stehen noch längst nicht bundesweit zur Verfügung. Einzelne Spitzenreiter stechen hervor:  Dank seiner Einheitsverwaltung bietet etwa Hamburg bereits 290 Online-Dienste an. Unter den Flächenländern liegt Bayern mit 276 digitalen Angeboten – bis hinunter zur kleinsten Gemeinde – vorn. Doch selbst bei diesem Tempo würde Hamburg noch rund viereinhalb Jahre benötigen, um die gesetzliche Vorgabe von 2022 vollständig umzusetzen; Nachzügler wie Hessen und Sachsen kämen erst in etwa 15 Jahren (!) ans Ziel.

Beispiel Bund ID – wie ist hier der Stand der Dinge?

Die vom Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung betriebene BundID ist die zentrale Identitätsplattform des Bundes. Sie erlaubt eine sichere und unkomplizierte Anmeldung bei digitalen Verwaltungsleistungen, die es bereits online gibt. Bescheide und Mitteilungen sind im zentralen Bürgerpostfach (ZBP) abrufbar. Aktuell können Bürgerinnen und Bürger in zehn Ländern die BundID als Nutzerkonto für alle Onlinedienste nutzen. Ein Problem: in den restlichen Bundesländern ist teilweise ein eigenes Nutzerkonto der Länder erforderlich, um die BundID zu nutzen.

BundID
Auch bei der BundID sind noch nicht alle Länder im Boot.

Was sind die Showstopper für ein gelingendes E-Government in Deutschland?

Die enge Auslegung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) mit Fokus auf Online-Formulare statt auf prozessorientierte Abläufe hat dazu geführt, dass die Modernisierung der zahlreichen Datenregister in Deutschland erst spät angegangen und nur halbherzig umgesetzt wurde. Dabei sind Register als Datengrundlage zentral für die Verwaltungsdigitalisierung. Ihr Ausbau stockt auch, weil Datenschutzbehörden die Einführung einer einheitlichen Personen-ID zur Verknüpfung der Register ablehnten – ohne die ein effizienter Datenaustausch kaum möglich ist. Insgesamt gibt es etwa 375 Datenregister von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen, die nicht miteinander verknüpft sind und als Datensilos mit zum Teil unterschiedlichen Dateiformaten existieren.

Wo steht Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern?

Die digitale Verwaltung Deutschlands fällt im europäischen Vergleich besonders zurück. Der Digital Economy and Society Index (DESI) der EU bewertet unter anderem digitale öffentliche Dienste anhand von acht Indikatoren auf einer Skala von 0 bis 100, wobei 100 den besten Wert darstellt. Deutschland liegt bei sechs von acht Indikatoren unter dem EU-Durchschnitt. Besonders auffällig ist das Ergebnis bei vorausgefüllten Formularen: Mit 30 Punkten unter dem EU-Durchschnitt belegt Deutschland Rang 26. Das liegt vor allen Dingen daran, dass in Deutschland einmal eingegebene Daten nicht automatisch wiederverwendet werden. Die Hauptursache dafür liegt in der fehlenden Verknüpfung der deutschen Register.

Mit welchen Maßnahmen möchte die neue Regierung die Umsetzung des OZG beschleunigen?

Am 6. Mai 2025 setzte Deutschland ein deutliches Signal für die digitale Transformation: Das neue Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) unter Karsten Wildberger vereint erstmals die zentralen Zuständigkeiten für Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung unter einem Dach. 

Dazu kommt die kürzlich verabschiedete Modernisierungsagenda der Bundesregierung, die konkrete Reformen formuliert und – mal wieder – für weniger Bürokratie sorgen will. Ein Beispiel dafür ist die Unternehmensgründung in 24 Stunden: Die Bundesregierung plant ein zentrales Webportal für die digitale Anmeldung von Unternehmen. Die bislang rund 6.000 unterschiedlichen kommunalen Verfahren werden so vereinheitlicht und zu einem bundesweit gültigen Prozess zusammengeführt.

Mit dem Nationalen Once-Only-Technical-System (NOOTS) bereitet die Regierung einen zentralen Schritt zur Verwaltungsmodernisierung vor. Das System soll künftig als sichere Datendrehscheibe zwischen Bund, Ländern und Kommunen dienen. Damit soll möglich werden, dass Nachweise und Verwaltungsdaten nur noch einmal bereitgestellt werden müssen und anschließend zwischen den Behörden ausgetauscht werden können. Den vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzesentwurf finden Sie hier.

Wo es bereits gut gelingt: Best-Practice-Beispiel Hamburg

Hamburg gilt als Vorbild für digitale Verwaltung in Deutschland. Der Stadtstaat hat die meisten OZG-Leistungen flächendeckend umgesetzt und führt im Bitkom-Länderindex für digitale Verwaltung. Mit der dritten Digitalstrategie will Hamburg den Zugang zu Verwaltungsleistungen standardmäßig digital gestalten. Das Once-Only-Prinzip sorgt dafür, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Daten nur einmal an eine Behörde übermitteln müssen.

Projekte wie der KI-Textassistent LLMoin, digitale Zwillinge für die Stadtplanung und die Digital-Lotsen erleichtern zusätzlich die Nutzung von Verwaltungsdiensten. Der InnoTecHH-Fonds fördert innovative Projekte, während das Verwaltungsdigitalisierungsgesetz klare Regeln für Datenschutz und automatisierte Prozesse schafft. Dazu kommt: Die kompakte Stadtstaat-Struktur ermöglicht schnelle Abstimmungen und eine einheitliche IT-Struktur.

Das Behörden-Digimeter 2025 als PDF zum Herunterladen:

Zum Dashboard über die Verwaltungsleistungen in den Ländern, Landkreisen und kreisfreien Kommunen.

Zum OZG-Änderungsgesetz.

Modernisierungsagenda- für Staat und Verwaltung (Bund) zum Herunterladen:

Fotocredits: Screenshot Dashboard Digitale Verwaltung dashboard.digitale-verwaltung.de (Stand 27.10.2025)

Auch von Monique Opetz