Wenn die Post im Ort schließt - erste Kommunen betreiben ihre Filialen selbst
Wenn die Post im Ort schließt - erste Kommunen betreiben ihre Filialen selbst
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Filiale in Eigenregie

Damit die Post im Ort bleibt

In immer mehr Kommunen gibt es keine eigene Postfiliale mehr. Zwar ist die Deutsche Post vertraglich verpflichtet, in selbstständigen Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern eine Poststelle zu betreiben. In der Praxis gibt es aber wieder Ausnahmen, es geht um ein Mindestangebot und für Ortsteile gilt das auch nur bedingt. So müssen viele Bewohner in Ortsteilen oft kilometerweit fahren um in einem anderen Ortsteil ihr Paket aufzugeben. Immer mehr Kommunen suchen nach Lösungen, so auch die hessische Stadt Laubach.

Eigentlich gibt es schon seit vielen Jahren eine Post in Laubachs Zentrum. In der Stiftstraße. Betrieben, wie in so vielen Orten, von einer selbstständigen Unternehmerin, die in der Filiale der Post noch die Postbank betreibt und andere Dinge verkauft. Doch spätestens seit dem Abzug der Postbank lohnte sich das Geschäft nicht mehr. Die Post im Zentrum der 9500 Einwohner Stadt mit seinen neun Ortsteilen musste aufgeben. Das wollte die Stadt nicht hinnehmen. Das Stadtparlament beschloss daraufhin, ein Gebäude wenige Meter entfernt für 30.000 Euro zu sanieren und anzumieten, um dort die Postfiliale zu betreiben. Das Gebäude stand zuvor zwei Jahre leer. 

Neben der Post gibt es nun auch regionale Produkte 

Offizieller Betreiber der Post im Zentrum in Laubach ist die örtliche Tourismus und Service GmbH. Die bisherige Unternehmerin aus der Stiftstraße ist bei der GmbH nun angestellt. Neben der Post wird es in dem neuen Geschäft auch eine Marktecke geben. Dort können Anbieter aus der Region ab sofort ihre Produkte verkaufen. Die Palette soll von Seifen über handgenähte Kinderkleider bis hin zu Biokartoffeln und einer Kaffeerösterei reichen, erklärt die Tourismus und Service GmbH. Geplant ist zudem noch eine "gekühlter Verkaufsautomat" etwa für Milchprodukte, wie die örtliche Lokalzeitung schreibt. Auch die Lottoannahmestelle soll in das neue Gebäude der Stadt ziehen. Bürgermeister Peter Klug erklärte den örtlichen Medien wörtlich: "Ich könnte mir vorstellen, dass dies ein Modellprojekt für andere Kommunen wird, um Innenstädte mit kreativen Ideen wieder attraktiv zu machen". 

Post in Eigenregie: Das gibt es auch anderswo

In der Tat ist das Projekt nicht ganz neu.  Georg Gelhausen, Bürgermeister von Merzenich, hatte ein ähnliches Projekt schon vor knapp 2 Jahren bei KOMMUNAL vorgestellt. „Ich wusste, dass wir die Post retten müssen! Merzenich ohne Post? Das war für mich unvorstellbar“, erzählte er damals. Merzenich ist eine kleine Gemeinde im Kreis Düren mit knapp 10.000 Einwohnern in vier Ortsteilen, also durchaus von der Größe vergleichbar mit Laubach. 



Nachdem in Merzenich kein Unternehmen bereit war, die Post zu übernehmen, musste eine kreative und innovative Lösung her. Merzenich gründete eine eigene GmbH und hat die Post selbst übernommen. Im Dezember 2017 gab der Gemeinderat einstimmig grünes Licht. Kurz darauf gründete Merzenich eine eigene Post- und Dienstleistungs GmbH, die den Postbetrieb nach einem Interimsbetrieb durch den Insolvenzverwalter fortsetzt.

„Es gab auch vereinzelte kritische Stimmen die gesagt haben, dass die Gemeinde ja auch nicht jeden Kiosk oder jeden Betrieb rettet, der vor dem Aus steht. Aber die Post ist ja nicht nur für Privatpersonen wichtig, auch die Unternehmen sind dringend auf sie angewiesen, um Waren zu verschicken und zu empfangen“, erklärte Gelhausen seinen Vorstoß.

Den kompletten Artikel über das Projekt in Merzenich können Sie HIER noch einmal nachlesen.