Das Seniorentelefon soll einsamen älteren Menschen eine Möglichkeit zu Kontakt und Austausch geben.
Das Seniorentelefon soll einsamen älteren Menschen eine Möglichkeit zu Kontakt und Austausch geben.
© stockfour/shutterstock

Seniorentelefon kämpft gegen Einsamkeit

Familienangehörige ziehen in andere Städte, Bekannte von früher sterben - viele Menschen fühlen sich im Alter einsam. Das will das Seniorentelefon ändern. Es kümmert sich um einsame Senioren, dort wo andere Seniorennetzwerke fehlen.

Es kann schon recht einsam werden, wenn man alleine lebt, die Familie weit weg wohnt und Freunde nicht mehr mobil sind. Mit Einsamkeit haben viele Senioren in Deutschland zu kämpfen. In einigen Kommunen gibt es deshalb Seniorennetzwerke, wo sich ältere Menschen treffen und gemeinsam Unternehmungen machen können. Doch was tun Senioren, die kein solches Netzwerk in ihrer Nähe haben? Da will nun der Verein Silbernetz mit einem Seniorentelefon zur Hilfe kommen. Vorbild ist das britische Projekt "Silverline", bei dem laut eigener Angaben wöchentlich bis zu 10.000 Anrufe eingehen.

240 Anrufe beim Seniorentelefon

Der Berliner Verein hat im letzten Jahr über die Weihnachtswoche einen ersten Test gestartet. Sieben Tage lang standen ehrenamtliche Mitarbeiter per Telefon zur Verfügung, um sich mit Senioren zu unterhalten, die sich einsam fühlen. In der Woche riefen 240 Menschen bei der kostenlosen Hotline an. Die jüngsten waren unter 60, die ältesten über 90 Jahre alt. Die Gespräche dauerten im Durchschnitt 45 Minuten und es riefen 60 Prozent Frauen und 40 Prozent Männer an. Die Resonanz wertete der Verein, der zum Humanistischen Verband Deutschland gehört, als Erfolg. Silbernetz will Senioren nicht nur die Möglichkeit geben, sich zu unterhalten. Die Mitarbeiter weisen Senioren auch auf passende Veranstaltungen in ihrer Umgebung hin. Und wenn die Senioren Interesse daran haben, wird ihen ein Telefonpate zur Seite gestellt, der regelmäßig bei ihnen anruft. Anders als die Krisenhilfe oder die Seelsorge geht es bei Silbernetz primär um den Kontakt zu anderen Menschen. Senioren sollen das Gefühl haben nicht nur in akuten Problemsituationen, sondern jederzeit anrufen zu können.

Verein sucht Spenden und Sponsoren

Zunächst konnte der Telefondienst jedoch nach der Weihnachtswoche nicht weitergeführt werden. Es fehlte das Geld, denn der Verein finanziert sich nur über Spenden. Deshalb hieß es zunächst Spenden und Sponsoren sammeln. Der Telefondienst hat von einer Sponsorin einen mietfreien Büroraum in Wedding bekommen und die Arbeitsagentur trägt die Lohnkosten für fünf ältere und schwerbehinderte Mitarbeiter, die für die Gesprächsführung mit Senioren geschult wurden. Die zusätzlichen 5.000 Euro, die für den Verein monatlich an Kosten anfallen, werden über Spenden finanziert. Ende September war es dann soweit. Und auch beim zweiten Start, lief das Silbernetz gut. In der ersten Woche gingen täglich etwa 100 Anrufe bei der Hotline ein.

Das Angebot richtet sich primär an Berliner Senioren, doch auch aus anderen Regionen können ältere Menschen bei Silbernetz anrufen. Doch gerade in kleineren Gemeinden wird häufig noch eine viel persönlichere Seniorenhilfe geboten. In Seniorennetzwerken treffen sich Senioren, vernetzen sich, tauschen Tipps aus und organisieren gemeinsame Unternehmungen. So etwa auch in Drensteinfurt. Hier gibt es das Stewwerter Seniorennetzwerk seit sieben Jahren und das Interesse ist ungebrochen hoch. Das Netzwerk hat ein Seniorenbüro bei dem Senioren einmal die Woche mit all ihren Fragen vorbeikommen können. Es gibt ein Mal in der Woche ein Seniorenfrühstück, ein Mal im Monat ein Seniorenmittagessen und ein Erzähl-Café, es gibt eine Seniorenmensa, eine Mal- und Kreativgruppe und unregelmäßig die besonders gefragten Seniorennachmittage bei denen von Oktoberfest bis Shanty-Chören alles vorkommen kann. Doch auch die Seniorennetzwerke leben wie das Silbernetz von ehrenamtlichem Engagement und Spenden. Nur solange sich die Einwohner einer Gemeinde für die Senioren einsetzen, können Begegnungsstätten wie diese, die die Einsamkeit älterer Menschen bekämpfen, weiter existieren.