Jugendliche feiern den Abschluss des Nachwuchsförderungsprojekts "feel free" im Landkreis Würzburg
Jugendliche feiern den Abschluss des Nachwuchsförderprojekts "feel free" im Landkreis Würzburg.
© Servicestelle Ehrenamt Landkreis Würzburg

Koordination

In Würzburg steht das Ehrenamt ganz oben

Der Landkreis Würzburg zeigt, wie ehrenamtliches Engagement in einer Kommune erfolgreich koordiniert werden kann. Die Servicestelle Ehrenamt vernetzt engagierte Bürger. Begonnen hat alles mit der Ehrenamtskarte.

Glücklich kann sich jede Kommune schätzen, in der sich eine Vielzahl von Bürgern ehrenamtlich engagiert. Dabei ist der Einsatz der Ehrenamtlichen aber nur die eine Seite. Die andere Seite ist die Haltung der Kommune selbst. So kann jede Gemeinde eine Menge dafür tun, dass das Engagement der Bürger vor Ort auf möglichst fruchtbaren Boden fällt und eingebettet ist in ein kommunal organisiertes Netzwerk, das trägt. Wie dies gelingen kann, ist im Landkreis Würzburg zu beobachten. Bereits seit über elf Jahren laufen dort alle Stränge in der Servicestelle Ehrenamt zusammen, die im Amt für Jugend und Familie angesiedelt ist.

Die Ehrenamtskarte - Startschuss für Servicestelle Ehrenamt

Der Startschuss für die mittlerweile weithin etablierte Stelle war die Einführung der Ehrenamtskarte. „Das hat damals eingeschlagen wie eine Bombe“, erzählt Klaus Rostek, der Fachbereichsleiter, und bis heute seien rund 9.900 Ehrenamtskarten ausgegeben und viele Akzeptanzpartner gefunden worden. Wertschätzung und Bestärkung sind für die Ehrenamtlichen enorm wichtig, das war die damalige Erkenntnis, und es wurde zudem erkannt, dass die Kommune hier eine wichtige Rolle spielt. Dies fand im Landkreis Würzburg auch ganz konkret Widerhall in der Verwaltungsstruktur. Gab es noch 2011 nur eine halbe Stelle für die Betreuung, sind heute 3,5 Stellen mit Fachkräften besetzt und für die Koordination des Ehrenamts im Landkreis verantwortlich. Dabei bewährt sich laut Rostek die Ansiedlung im Amt für Jugend und Familie. „Wir können auf viele Ressourcen und ein großes Netzwerk zurückgreifen, das ist in der Praxis sehr hilfreich“.

Großer politischer Stellenwert des Ehrenamts

„Das Ehrenamt hat bei uns politisch und in der Verwaltung großen Stellenwert und wird sehr unterstützt“, so Rostek. Dies sei auch die Voraussetzung für eine fruchtbare Arbeit der Koordinierungsstelle. Schließlich sei die Koordination der Ehrenamtlichen ja erst einmal eine freiwillige Aufgabe für die Kommune.“ Wie diese gelingt, steht und fällt damit, wie sie politisch gewollt und unterstützt wird“, stellt Rostek fest. „Bei uns ist das eines der Topthemen, die Politik steht hier voll dahinter und die Ideen sprühen.“

Beratung und Integrationsarbeit im Ehrenamtsbereich

Neben der Ausstellung und Verwaltung der Ehrenamtskarte umfasst die Arbeit der Servicestelle im Landkreis ganz unterschiedliche Bereiche. Kerninstitution ist das Zentrum für lokales Freiwilligen-Management, das intensiv mit der Beratung von Ehrenamtlichen und der Öffentlichkeitsarbeit befasst ist und ein eigenes Fortbildungsprogramm für die Ehrenamtliche anbietet. Vom Datenschutz über die Grenzen des Ehrenamts bis hin zum Zeitmanagement und zur Digitalisierung reichen die Themen der Seminare, organisiert und finanziert vom Landkreis ist das Angebot für die Ehrenamtlichen kostenfrei. Mit enormer Resonanz, wie Rostek sagt. „Bei den Ehrenamtlichen gibt es ein großes Bedürfnis, sich weiterzubilden und zu schulen. Die Nachfrage nach unserem Seminarangebot ist immens.“

Ein weiterer Tätigkeitsbereich in der Koordinierungsstelle zielt auf das Feld „Integration im Ehrenamt“ und verfolgt hier neben der Koordinierung von Nachbarschaftshilfen und Helferkreisen einen besonderen Ansatz. „Wir wollen neu Zugewanderte selbst für das Ehrenamt gewinnen“, sagt Rostek. Gelänge dies, sei das Integration im echten Sinne und würden die Ehrenamtlichen als wichtige Multiplikatoren wirken.

"feel free" - ein Projekt zur Nachwuchsarbeit im Ehrenamt

Und auch die Jugend steht im Fokus der Servicestelle. Wie lassen sich Jugendliche dazu motivieren, auch längerfristig im Ehrenamt tätig zu sein? Diese Frage war der Auslöser für das Projekt „feel free“, das die Kommune in Zusammenarbeit mit Schulen und Einsatzstellen ins Leben gerufen hat. Dabei verpflichten sich junge Leute für ein Jahr, mit mindestens 200 Stunden an einer ehrenamtlichen Einsatzstelle mitzuwirken. Ihr Einsatz wird von kommunaler Seite intensiv betreut und begleitet, es gibt ein erlebnispädagogisches Programm, eine Start- und Abschlussveranstaltung. Pro Jahr nehmen zwischen 40 und 80 Teilnehmer an dem Programm teil – mit nachhaltiger Wirkung. „Sehr viele Jugendliche bleiben über das Jahr hinaus“, so Rostek, und die Rückmeldungen seien äußerst positiv.

Logo der Servicestelle Ehrenamt im Landkreis Würzburg
Das Logo der Servicestelle Ehrenamt im Landkreis Würzburg

Win-Win-Situation: Erfolgreiches Miteinander von Ehrenamtlichen und Kommune

Dass all diese Bereiche im Landkreis Würzburg so erfolgreich Früchte tragen, liegt entscheidend an der Servicestelle Ehrenamt: „Wir sind mittlerweile im ganzen Landkreis bekannt, haben viel Laufpublikum und sind insbesondere für die vielen kleinen Organisationen und Helferkreise in der Region die Nummer 1, wenn es darum geht, sich Beratung und Unterstützung zu holen“, so Rostek. Zugleich gebe es eine enge Abstimmung mit den großen Verbänden und Trägern, die bei der Koordinierungsstelle laut Rostek auf Mitarbeiter treffen, die wüssten, wie man „mit Menschen umgeht und ihnen wertschätzend und auf Augenhöhe begegnet“. So ist im Landkreis Würzburg eine beispielhafte Win-Win-Situation entstanden: Die Kommune profitiert erheblich vom ehrenamtlichen Engagement der Bürger. Und die Ehrenamtlichen selbst werden von kommunaler Seite begleitet und gefördert. So sagt Rostek: „Jeder Verein sieht erstmal vor allem seinen eigenen Bereich. Wir vernetzen sie untereinander und liefern ihnen einen weiteren Blickwinkel, der Hoffnung und Mut macht.“

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