Smart City Symbolbild
Smart-City-Projekte setzen auf intelligente Vernetzung.
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Studie

Smart-City-Städte stehen erst am Anfang

Immer mehr Kommunen entwickeln Digitalisierungsstrategien und setzen auf Smart-City-Vorhaben. Doch wie wirken die Smart-City-Projekte? Mit dem Thema hat sich das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) beschäftigt. Die Studie hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung in Auftrag gegeben.

Bislang wurden Monitoring und Evaluation von Smart-City-Projekten in Deutschland nicht systematisch untersucht. In diese Forschungslücke von Digitalisierungsprozessen in Kommunen will nun die Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik stoßen. Die Forscher schauten sich die Smart-City-Projekte in  den Städten Köln, München, Hamburg und Dresden auf ihre Wirkung genauer an. Die ausgewählten Kommunen waren im Rahmen der EU-Projektförderung mit dem Titel der „Lighthouse City“ - übersetzt Leuchtturmstadt-  ausgezeichnet  worden. Hinter dem Begriff Smart City verbergen sich Stadtentwicklungskonzepte, die durch den Einsatz neuartiger digitaler Lösungen und zunehmend vernetzten Infrastrukturen und Systeme geprägt sind. Städte erhoffen sich durch smarte Lösungen mehr Zukunftsfähigkeit und wollen Bereiche der Stadtentwicklung wie Energie, Gebäude und Mobilität miteinander vernetzen. Als weitere Ziele nennen die Experten Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung, eine verbesserte Lebensqualität und eine größere Wettbewerbsfähigkeit. Für die Studie sprachen die Experten mit Vertretretern der vier Smart-City-Projekte und werteten nach eigener Aussage Projektmaterialien aus.

Smart-City-Beispiel Köln

Ein Beispiel für ein Smart-City-Projekt: In Köln besteht die Initiative SmartCity-Cologne" seit 2011. Sie wurde gemeinsam mit dem lokalen Energieversorger und der Koordinierungsstelle Klimaschutz der Stadt gegründet. Köln  will die Digitalisierung und Innovationen voranzutreiben, um einen maßgeblichen Beitrag zur Energie- und Verkehrswende leisten und die Stadt lebenswerter machen. Es entsteht eine Kommunikationsplattform, um Akteure und Projekte zu Klimaschutz, Energieeffizienz und Innovation zu vernetzen. Die Initiative hat auch das Ziel, ein urbanes Labor mit Projekten in den Bereichen Energie, Mobilität, integrierte Infrastrukturen und Stadtentwicklung zu schaffen.

"GrowSmarter" im Stadtteil Mülheim

Mit dem EU-Projekt "GrowSmarter" wurde Köln die erste "Smart-City-Leuchtturmstadt Deutschlands". Ziel war es, die Luftqualität zu verbessern, den Energieverbrauch zu senken und nachhaltige Mobilität zu fördern. Von der EU erhielten Köln und die Projektpartner dafür 7,3 Millionen Euro.  Die geplanten Maßnahmen wurden im 42.000-Einwohner-Stadtteil Mülheim umgesetzt. So wurden in der Stegewaldsiedlung Gebäude energetisch saniert. Es entstand mehr Wohnraum, indem die Häuser aufgestockt wurden. Die Dächer der Mehrfamilienhäuser erhielten Photovoltaik-Anlagen. Außerdem bekamen die Häuser moderne Stromspeicheranlagen. Mithilfe von Smart Meterings - digitale Strom-, Wasser- und Gaszähler -  in den 16 Häuserblocks bekamen die Mieter genauere Informationen über ihren Stromverbrauch. Über eine Software ließen sich die Heizungsanlagen automatisiert steuern. Im Bereich Mobilität wurden sogenannte Mobilstationen ausgebaut - für Leihfahrräder und Pedelecs. Außerdem entstanden stationsgebundenes Carsharing, Ladesäulen für Elektroautos, im Voraus zu mietende Parkplätze und die Anbindung an den ÖPNV wurde verbessert.  Im Handlungsfeld Integrierte Infrastrukturen hat sich die Stadt Köln zum Ziel gesetzt, die Bereiche Mobilität und Energie intelligent zu verknüpfen. Das Ergebnis: eine App mit Nahverkehrsangeboten, Carsharing und Bikesharing.

Vorgegebenes Monitoring als Herausforderung

Die Untersuchung der vier Städte zeige unter anderem, dass sich die Ansätze bezüglich Monitoring und Evaluation in den Fallstudien stark an den Rahmenvorgaben der EU-Förderung orientieren. Da die Projekte den EU-Fördervorgaben unterliegen, ist ein mehrstufiges Monitoring und Evaluationsverfahren vorgesehen. Der Erfolg der Maßnahmen sollten danach zu verschiedenen Zeitpunkten überprüft werden."Die Studie verdeutlicht, dass diese Top-down-Vorgaben zu Indikatoren und Messweisen für die Städte oftmals eine Herausforderung darstellen, da die individuellen Rahmenbedingungen und Bedarfe der Städte nicht ausreichend berücksichtigt werden", schreiben die Forscher. Monitoring und Evaluation von Smart-City-Projekten würden von den Projektvertretern zwar als sehr wichtig erachtet, wegen der Komplexität seien sie aber schwer durchzuführen. 

Selbstinitiierte Smart-City-Projekte

Im Gegensatz zu den geförderten Projekten gehen die Forscher aber davon aus, dass bei Smart-City-Projekten, die von Städten selbst initiiert werden, Projektfortschritte und Wirkung nur teilweise oder gar nicht vorgesehen sind.

Die Verfasser geben folgende Handlungsempfehlungen, um die Wirkung von Smart-City-Projekten zu messen:

  • Kommunen sollte sich mit dem Thema Monitoring und Evaluation intensiv auseinandersetzen. In Smart-City-Projekten sollten Monitoring und Evaluation von Beginn an wichtige Bausteine sein. Es ist wichtig, frühzeitig festzulegen, welche Indikatoren dafür herangezogen werden.
  • Kommunen sollten im Rahmen von Förderinitiativen frühzeitig in die Konzipierung des Monitoring und der Evaluation einbezogen werden.
  • Über den gesamten Förderzeitraum sollte es einen interkommunalen Erfahrungsaustausch geben.

Die Studie kommt zum Fazit, dass "sich selbst die von der EU geförderten Leuchtturmstädte noch in einem relativ frühen Stadium auf dem Weg zu einer Smart City befinden". Welche langfristigen Wirkungen diese Ansätze haben, könne zum jetzigen Zeitpunkt eher prognostiziert und geschätzt als empirisch erhoben werden.

Die Smart-City-Projekte bildeten in den Städten räumlich abgegrenzte Reallabore, in denen die Umsetzung digitaler Technologien und innovativer Ansätze in der Stadtentwicklung erprobt werden. Die Städte könnten hierbei wertvolle Erfahrungen sammeln, welche Technologien, Ansätze und Prozesse Erfolg zeigen und sich eignen, langfristig auf gesamtstädtischer Ebene Wirkung zu entfalten.

Die Studie zum Downloaden!