Flut
Verheerende Flut - wie kann sie vermieden werden?
© Stadt Bad Homburg

Klimaschutz

Starkregen: Den Ernstfall simuliert

Starkregen waren hierzulande lange kein Thema. Spätestens seit den verheerenden Überschwemmungen im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 steht die Prävention von Extremwetterschäden in deutschen Kommunen ganz oben auf der Tagesordnung. In Bad Homburg hätte es die erschütternden Bilder aus dem Ahrtal nicht gebraucht. Die Kommune hat schon 2019 eine Risikoanalyse zu möglichen Auswirkungen von Starkregen auf ihre Gebiete in Auftrag gegeben.

„Einen wichtigen Beitrag zur Klimavorsorgeverpflichtung der Kommune gegenüber der Stadtgesellschaft“, nennt Bürgermeister Oliver Jedynak die frühzeitig in Auftrag gegebene Analyse, die nun in Karten und Videosimulationen die anzunehmenden Verläufe des Wassers im Falle eines Starkregens aufzeigt. Insgesamt wurden drei mögliche Szenarien durchgespielt und mögliche Gefährdungsbereiche identifiziert. Nachzulesen sind diese Szenarien auf der Website der Stadt:

Starkregen: Szenarien für Bad Homburg

Szenario 1 simuliert ein 100-jährliches Starkregenereignis mit 47,5 mm pro Quadratmeter in einer Stunde. Ein vergleichbares Ereignis trat in Bad Homburg letztmalig im Jahr 2003 auf. Ein Millimeter Niederschlag entspricht einem Liter pro Quadratmeter. Szenario 2 simuliert 80 mm Regen in einer Stunde. Ein solches Ereignis gab es zum Beispiel in Wiesbaden am 27. Mai 2016. Vergleichbare Regenmengen traten in den letzten Jahren auch an anderen Stellen in Hessen auf. Szenario 3 simuliert 261,7 mm Regen in drei Stunden. Es geht damit von dem größten gemessenen Regenereignis Deutschlands in den letzten Jahrzehnten aus, dem Starkregenereignis in Münster am 28. Juli 2014. Die Niederschläge im Sommer 2021 im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen lagen bei rund 200 mm und zeigen, dass diese Dimension keine Ausnahme ist. 

Grafik Starkregen Bad Homburg

Betrachten, analysieren, Maßnahmen einleiten

Einige alte Ortslagen an den Bad Homburger Bächen könnte es im Extremfall besonders hart treffen: Dornholzhausen, Kirdorf, Altstadt, Marienbader Platz, Gonzenheim, Ober-Eschbach und Ober-Erlenbach. Keine gute Aussicht für die Bürgerinnen und Bürger, die hier ihre Grundstücke haben. Eine Konzeption für diese gefährdeten Gebiete ist auf jeden Fall keine einfache Sache, unterstreicht der Bad Homburger Bürgermeister Oliver Jedynak. „Es wird im Frühjahr Begehungen an den „Wet-Spots“ mit den entsprechenden Fachleuten geben, um die Situation jeweils im Detail zu betrachten, zu analysieren und gegebenenfalls auch zeitnah erste Maßnahmen einzuleiten. Es geht auch darum zu prüfen, ob es eventuell möglich ist, an geeigneten Stellen, quasi schon im Oberlauf der Starkregen–Fließwege, Ableitungen in unproblematische Flächen zu erreichen.“ 

Aktualisierte Starkregen-Simulationen 

Wo das nicht gehen sollte, werde geprüft, ob etwa bauliche Anlagen wie Mauern oder ähnliches, die zu einem massiven Aufstau führen könnten, vielleicht mit Durchlässen versehen würden. Und er fügt an: „Natürlich wird sich auch die Frage stellen, ob große Umbaumaßnahmen erforderlich werden und ob diese dann auch verhältnismäßig sind.“ Diese eventuell neu erarbeiteten Maßnahmen werden dann in aktualisierte Simulationen einfließen, um den Nachweis ihrer Wirksamkeit zu erbringen. Ein Prozess, der also noch lange nicht abgeschlossen  ist.  

Gutes Zeugnis für die Starkregen-Vorsorge in Bad Homburg

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) hat Bad Homburg auf jeden Fall schon einmal ein gutes Zeugnis ausgestellt. Oliver Jedynak „Die DWA hat unsere Fließwegekarten für sehr gut befunden. Unser Problembewusstsein wird gesehen und die DWA erkennt an, dass wir auf fast allen Gebieten des umfangreichen Themenkataloges in der Lage sind, etwas zu bewegen und die Bereitschaft signalisiert haben, dies auch zu tun.“ 

Infoveranstaltungen für die Bürgerschaft

Mit den Ergebnissen der Erst-Simulationen arbeiten nun erst einmal der  Bau-, Planungs- und der Umweltausschuss der Stadt. Die Stadtverordnetenversammlung wurde ebenso informiert wie die Verwaltung, die Feuerwehr, die Stadtentwässerung und die Energieversorger. Gefragt sind aber nicht nur die Ausschüsse der Kommune und die Einsatzkräfte, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger selbst. Mit den veröffentlichten Simulationen, den Telefonberatungen, den geplanten Infoveranstaltungen und den ebenfalls in Planung befindlichen Aktionstagen zum Thema Hochwasser- und Starkregenschutz wird im Ernstfall niemand mehr sagen können: „Eine solche Katastrophe hatten wir nicht auf dem Schirm.“

Fotocredits: Grafik: Stadt Bad Homburg