Kommunalwahlen
Stichwahlen in Sachsen: Das sind die Ergebnisse der Bürgermeister- und Landratswahlen
Machtwechsel in mehreren Städten, ein Nicht-CDU Landrat als Novum und ein Wahlkrimi um 10 Stimmen in einem Landkreis - die Stichwahlen in Sachsen an diesem Sonntag hatten so einiges zu bieten. Die größte Überraschung deutete sich dabei schon vor drei Wochen an, als der sehr untribige bisherige Bürgermeister der kleinen 5000 Einwohner-Gemeinde Augustusburg, Dirk Neubauer, im ersten Wahlgang um das Amt des Landrats im Kreis Mittelsachsen deutlich vorne lag. Der parteilose Neubauer war unter anderem mit einem Appell für mehr Entscheidungsgewalt der Kommunen, aber auch mit einer offenen Flüchtlingspolitik und seinem Einsatz für Kritiker der Corona-Maßnahmen ins Licht der Öffentlichkeit geraten. Bei KOMMUNAL hatte er im vergangenen Jahr unter anderem in einem Gastbeitrag geschrieben: "Unsere Demokratie droht zu sterben. Und das hat sehr viel damit zu tun, dass die Herzkammern der Demokratie, die Kommunen, ebenfalls schwer krank sind." Nun ist Dirk Neubauer im zweiten Wahlgang mit 56 Prozent der Stimmen zum neuen Landrat gewählt worden. Seine beiden Gegenkandidaten von AfD und CDU landeten auf den Plätzen zwei und drei. Er wolle, dass die Menschen endlich wieder Vertrauen fassen, gab er dann am Abend auch als sein wichtigstes Wahlziel aus.
Neubauer war früher SPD-Mitglied, trat aber vor der Bundestagswahl 2019 wieder aus. Ansonsten ist er gelernter Journalist, volontierte bei der Mitteldeutschen Zeitung, war lange Zeit beim Hörfunk für den MDR als Marketingchef tätig und war auch Geschäftsführer eines lokalen Fernsehsenders. Bürgermeister von Augustusburg war er seit dem Jahr 2013, wurde 2020 wiedergewählt.
Den Gastbeitrag "Stärkt die Kommunen, vertraut den Kommunen" in der KOMMUNAL können Sie hier noch einmal nachlesen:
Wahlkrimi um zehn Stimmen bei den Stichwahlen in Zwickau
Am längsten dauerte die Auszählung am Abend im Landkreis Zwickau. CDU Kandidat Carsten Michaelis und Freie Wähler-Kandidatin Dorothee Obst erhielten am Ende beide exakt 35,9 Prozent der Stimmen. Drei weitere Kandidaten waren bei den Stichwahlen angetreten, lagen aber weit abgeschlagen. Und so musste mehrfach ausgezählt werden, bis feststand, dass Carsten Michaelis insgesamt 26.679 Stimmen bekam und Dorothee Obst "nur" 26.669 - also genau 10 Stimmen weniger. Er wird damit neuer Landrat. Ein Ergebnis das zumindest zeigt, dass es eben doch "auf jede Stimme" ankommt. Wobei die Wahlbeteilung bei dieser Stichwahl historisch niedrig war. Je nach Landkreis teils unter 30 Prozent, in keinem einzigen Landkreis wurde die Marke von 40 Prozent Wahlbeteiligung erreicht. Bei der engen Wahl in Zwickau waren es sogar nur 28,9 Prozent der Wähler, die an die Urnen gingen. Damit lag die Wahlbeteiligung bei die Stichwahlen noch einmal deutlich unter dem Niveau der ersten Wahlrunde Mitte Juni.
Bei den Stichwahlen konnte sich keine einzige Frau durchsetzen
Nicht nur in Zwickau unterlag eine Bewerberin den männlichen Kandidaten. Sowohl bei den Landratswahlen als auch bei den Bürgermeisterwahlen konnte keine einzige Frau ein Amt für sich gewinnen. In Borna etwa wurde die amtierende Bürgermeisterin Simone Kueddtke gar abgewählt. Oliver Urban holte das Bürgermeisteramt mit 52 Prozent der Stimmen in der Stichwahl, die amtierende Bürgermeisterin kam nach 14 Jahren im Amt auf 39 Prozent. In Wurzen gewann der Einzelbewerber Marcel Buchta deutlich vor seiner weiblichen Herausforderin Sarah Fischer, knapper war es in Radeberg, wo Einzelkandidat Frank Heinz Höhme mit rund 59 Prozent gegen die gemeinsame Kandidatin von CDU, SPD und Grünen, Katja Mulansky gewann.
In Torgau fand derweil erst die erste Runde der Bürgermeisterwahlen statt - hier sieht es für die weibliche Amtsinhaberin aber gut aus. Romina Barth holte im ersten Wahlgang 47 Prozent der Stimmen, Herausforderer Henrik Simon liegt ihr aber mit 43 Prozent dicht auf den Fersen. Die Stichwahlen finden hier am 17. Juli statt.
Bei allen anderen Landratswahlen in Sachsen gewannen die CDU Kandidaten die Stichwahlen. Teils wurden sie wiedergewählt, teils kamen Sie als Nachfolger ins Amt, wie etwa im Landkreis Bautzen. Dort wird Udo Witschas Nachfolger von Michael Harig, der nicht erneut antrat. Gerade in Bautzen hatte die AfD in der Vergangenheit hohe Ergebnisse eingefahren. Bei der Landratswahl kam ihr Kandidat in der Stichwahl nun aber "nur" auf 27 Prozent, Wahlsieger Witschas holte knapp 44 Prozent der Stimmen. Im Erzgebirgskreis, auch einer Hochburg der AfD, war es noch deutlicher. Rico Anton, CDU Landtagsabgeordneter, leitet dort künftig die Geschicke des Landkreises. Er holte gut 40 Prozent der Stimmen. Der Kandidat der Freien Wähler kam auf 33 Prozent, der AfD Bewerber landete mit 16 Prozent an dritter Stelle. Auffalend ist hier nur das Ergebnis der als rechtsextrem eingestuften Gruppe "freie Sachsen", ihr Kandidat kam auf knapp 10 Prozent der Stimmen. Im Landkreis Görlitz gewann CDU Kandidat Stephan Meyer mit 56 Prozent der Stimmen die Stichwahlen, der AfK Kandidat kam auf 36 Prozent.