Nahversorgung
Tante-Emma-Laden im Dorf - Erfolgsbeispiele und Erfolgsfaktoren
Ein Tante Emma Laden ist eine Investition in die Zukunft von Gemeinden. Sie schaffen nachhaltige, lebendige und vernetzte Lebensräume. Ein Hauptgrund dafür ist, dass ein Tante-Emma-Laden seine Produkte oft von lokalen Lieferanten, BAuern und Handwerkern bezieht. Das stärkt die regionale Wirtschaft und schafft Arbeitsplätze vor Ort. Ein gut erreichbarer Laden erhöht die Attraktivität des Wohnorts, besonders in ländlichen Gebieten oder in Stadtteilen ohne große Supermärkte. Dies kann auch den Zuzug neuer Bewohner fördern. Darüber hinaus fungieren solche Tante-Emma-Läden als soziale Treffpunkte, fördern die Gemeinschaft und reduzieren die Isolation, besonders für ältere Menschen. Kurze Wege zum Einkaufen fördern umweltfreundliche Mobilität wie Fußgänger- und Radverkehr. Aber auch Familien mit Kindern wissen den Tante-Emma-Laden laut Marktbeobachtungen immer mehr zu schätzen, vor allem die Nähe und Bequemlichkeit. Der Einkauf wird weniger zeitaufwändig und es bleibt mehr Zeit für die Familie.
Erfolgsbeispiel für einen Tante-Emma-Laden
Der jüngste Tante-Emma-Laden eröffnet gerade im nördlichen Oberhavel, in Brandenburg. Teschendorf, 15 Kilometer vor der Landesgrenze nach Mecklenburg-Vorpommern. Ländlicher Raum, knapp 1000 Einwohner, ein verbliebenes kleines Hotel und immerhin drei Gaststätten. Und ein Supermarkt? Eröffnet gerade mit 24 Stunden Service. Digital und hochmodern. Mit ihrer vollautomatisierten Kaufhalle wollen Christian Lambeck und Susanne Scheuermann den Einwohnern, vor allem den Älteren, etwas Lebensqualität zurückgeben. Die Idee entstand Abends an der Tankstelle: Für den Grillabend fehlten noch die Bratwürste, an der Tankstelle gab es sie. Nur halt zu völlig überteuerten Preisen. "Das muss doch günstiger gehen" dachten die beiden. Gedacht, Getan - am 1. Juni eröffnete die vollautomatische Kaufhalle. Darin: 2 Smartbords zum Bestellen, ähnlich wie in Schnellrestaurants. Aus der Wand kommen Laufbänder. Über den Touchscreen legt der Kunde die Produkte dann in den virtuellen Warenkorb.
650 Produkte liegen bereit, wie in einem Vollsortimenter: Zahnbürste, Bier, Butter, Trauben, Waschmittel, Kondome, OB, Fleisch, Tabak, Champagner, Senf, Bratwurst, Friedhofskerzen. Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten, sortiert die KI das Produkt automatisch aus. Sämtliche Waren sind in mehreren, teils gekühlten Automaten hinter der Wand gelagert. Eine Künstliche Intelligenz lässt die Produkte aufs Laufband fallend zum Kunden bringen.
Das Versprechen der Betreiber drückten sie in der Lokalzeitung "Oranienburger Generalanzeiger" wie folgt aus: "innerhalb von zwei Minuten liegt der Einkauf auf dem Band". Bezahlt wird natürlich digital - ob mit Bank- oder Kreditkarte, Apple Pay, Google oder anderen Dienstleistern.
Und Inhaber Lambeck, eigentlich Geschätsführer einer Gebäudereinigungsfirma ergänzt noch: „Emmas Kaufhalle braucht kein Personal und hat deshalb rund um die Uhr geöffnet. Die Teschendorfer sollen sich mit ihrer Emma identifizieren und selbst etwas aufpassen, dass sich Vandalismus in Grenzen hält oder gar nicht erst aufkommt. Der Markt ist videoüberwacht. Wir hoffen, er wird zum geselligen Treffpunkt im Ort, wie es einst der Konsum war."
Tante-Emma-Laden mit Hilfe der Stadt Bützow
Auch in Bützow, einem knapp 8000 Einwohner-Ort in Mecklenburg-Vorpommern, ist ein Tante-Emma-Laden im Aufbau. Er funktioniert jedoch deutlich anders als Genossenschaftsmodell. Der Name dort zeigt die Grundidee: KaMa - das ist die Abkürzung für Kaffee und Marmelade. Es handelt sich hier um ein Projekt der Stadt Bützow.
Der Projektladen, bestehend aus Regionalladen und Café, soll erproben, ob es eine dauerhafte und wesentliche Nachfrage nach lokalen und regionalen Produkten gibt und ob das Café das Angebot in Bützow erweitern kann, um so die Lebendigkeit und Attraktivität der Bützower Innenstadt zu stärken. Er wird mit Landesmitteln gefördert.
Schon in der Erpobungsphase ist es laut erstem Bericht gelungen, dem KaMa einen relevanten Platz in der Innenstadt zu erarbeiten. Seit diesem Monat nun werden der Regionalladen und das Kaffee nun in eine Genossenschaft überführt, fimiert dann als KaMA eG.
Was der Laden bisher im Angebot hat, findet sich auf der Internetseite der Genossenschaft in Gründung:
Produkte & Erzeugnisse von Manufakturen & Höfen aus unserer Region:
– Gemüse & Obst, Gewürze & Essige, Liköre & besondere Säfte
– Fleisch & Wurst, Käse & Eier, gehaltvolle Öle & Nüsse
– aromatischer Kaffee & leckere Mittagssuppen
– Fruchtaufstriche & Honig, Senf, Kräutersalze und Eis
Dazu Keramik, Kindersachen, Schmuck, Makramee, Malerei, Bilder, Postkarten, Geschenkartikel – mit Liebe hergestellt und produziert in Mecklenburg-Vorpommern!
Marktschwärmer - ein Projekt in vielen Regionen Deutschlands
Schon seit dem Jahr 2014 gibt es das Projekt Marktschwärmer. Das Konzept ist einfach: Verbraucher bestellen via Internet Lebensmittel von Erzeugerbetrieben aus der Region und holen diese einmal pro Woche auf einem Markt in ihrer Nähe ab. Der Markt nennt sich in diesem Fall "Schwärmerei" und funktioniert etwas anders als der übliche Wochenmarkt. Denn die Erzeugerbetriebe bringen dorthin nämlich nur das mit, was vorher bei Ihnen bestellt wurde. Und die Käufer? Sie brauchen weder Einkaufszettel noch Bargeld oder Kreditkarte. Denn das was sie mitnehmen, haben sie zuvor online bestellt und bezahlt.
Marktschwärmer ist die deutsche Bezeichnung einer Initiative, die 2011 in Frankreich von einem Social Startup-Unternehmen unter dem Namen "La Ruche qui dit Oui" ('Der Bienenkorb, der Ja sagt') geboren wurde. In Frankreich haben sich seitdem mehr als 700 Marktschwärmereien gegründet. In Deutschland gibt es aktuell 114 Schwärmereien in 11 Bundesländern, 92 weitere sind im Aufbau.
Warum geht das Konzept so gut auf?
Marktschwärmer kommt deshalb so gut an, weil das Konzept den Bedürfnissen einer immer größer werdenden Verbrauchergruppe gerecht wird: Bestellen, wann und wo man will, möglichst schnell und unkompliziert über Handy, Tablet oder Laptop. Außerdem entspricht das Angebot dem immer größer werdenden Wunsch nach Lebensmitteln aus nachhaltiger, regionaler Erzeugung. Überzeugend für viele ist auch, dass man als Besteller bei Marktschwärmer keinerlei Verpflichtungen eingeht. Es gibt keine Mitgliedsgebühren, kein Abo und keine Mindestbestellmengen. Und da man bei der Onlinebestellung bereits bezahlt, geht es bei der Abholung nicht mehr ums Geld.
Tipps für Ihre Kommune: Das sind die 5 Erfolgsfaktoren für einen Tante-Emma-Laden:
- Gemeinschaftsunterstützung:
- Genossenschaftsmodelle oder Vereinsführung
- Freiwillige Mitarbeit und Engagement der Dorfbewohner
- Lokale Produkte:
- Regionalität und Frische als Verkaufsargument
- Zusammenarbeit mit lokalen Bauern und Produzenten
- Vielfältiges Angebot:
- Kombination aus Lebensmitteln, Haushaltswaren und Dienstleistungen
- Zusatzangebote wie Café, Postservice oder Veranstaltungen
- Flexibilität und Innovation:
- Anpassung an die Bedürfnisse der Bewohner (z.B. erweiterte Öffnungszeiten)
- Nutzung von Technologie für Bestellungen und Zahlungen
- Gemeinschaftsorientierung:
- Schaffung eines sozialen Treffpunkts
- Integration von kulturellen und sozialen Aktivitäten