Forsa Chef Manfred Güllner sieht eine Verrohung der Gesellschaft

erschreckende Umfrage

Opfer einer zunehmenden Verrohung der Gesellschaft

Bürgermeister und Gemeindevertreter sind Opfer einer Werteverschiebung hin zu einer Überbetonung von Individualisierung, meint Forsa-Chef Manfred Güllner.

Die Einschätzung der Entwicklung des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft der von forsa in Kooperation mit KOMMUNAL befragten fast 2.500 Bürgermeister deckt sich völlig mit der der Bürger insgesamt: 84 Prozent der befragten Bürgermeister und 83 Prozent der von forsa im Auftrag des dbb befragten über 2.000 Bundesbürger sind der Auffassung, dass die Gesellschaft in Deutschland zunehmend verroht und der Umgang der Menschen untereinander rücksichtsloser und brutaler geworden ist.                             

Bürgermeister und andere kommunale Mandatsträger sowie Mitarbeiter der Gemeinde- und Stadtverwaltungen, die häufiger als andere politische Mandatsträger oder Bedienstete in Landes- oder Bundesbehörden unmittelbar Kontakt mit den Bürgern haben, sind in erster Linie Betroffene der zunehmenden Verrohung und Brutalisierung des Alltags. Sie sind Opfer einer Entwicklung, die mit einer Werteverschiebung weg von einer Achtung öffentlicher Tugenden hin zu einer Überbetonung von Individualisierung und einer Propagierung des Wertes von Selbstverwirklichung begann. Mit der geringen Wertschätzung von für den Zusammenhalt einer Gesellschaft wichtigen öffentlichen Tugenden – vor allem auch lange gefördert von der grünen Bewegung – war auch eine zunehmende Ächtung von staatlichen und politischen Institutionen verbunden. Heute wird diese Ächtung in extremer und radikaler Form von der AfD und ihren Anhängern betrieben. 

Verrohung hat Ursachen in der Werteverschiebung über einen langen Zeitraum 

Diese sich über Jahre hinweg vollziehende Werteverschiebung – oftmals positiv als Wandel von materialistischen zu postmaterialistischen Werten gepriesen – führt zu der heute auch von der großen Mehrheit der Bürger und Bürgermeister wahrgenommenen Situation, dass immer mehr Randgruppen mit Partikularinteressen und weniger das gesellschaftliche Gesamtinteresse Einfluss auf das politische Geschehen nehmen. Und selbsternannte, sich lautstark heute vor allem auch in sozialen Netzwerken artikulierende Advokaten finden in den Medien leider immer größere Resonanz als die Interessen der großen Mehrheit der Bürger. 

Durch den von der Politik nicht verhinderten Wegfall der Sperrklausel für die Wahl der kommunalen Vertretungen wurde diesen Minderheiten – und zum Teil Querulanten – zudem der Zugang zu den Gemeinde- und Stadtvertretungen erleichtert und teils erst ermöglicht. 

Wenn dann noch – wie etwa in Frankfurt am Main, wo auf einem Stimmzettel mit einer Breite von 1,52 Metern 93 Kandidaten gewählt werden können – Wahlverfahren so kompliziert werden, dass sie von den Bürgern als Zumutung empfunden werden, beteiligen sich viele „normale“ Bürger nicht mehr an kommunalen Wahlen und verschaffen somit den Randgruppen auch in den politischen Gremien noch mehr Resonanz. 

Das alles ermuntert die für die Verrohung und Brutalisierung verantwortlichen Gruppen der Gesellschaft, sich immer mehr so zu verhalten wie aktuell von den Bürgermeistern, aber auch der Mehrheit der Bürger beklagt.