Kommunen können dem Leerstand etwas entgegensetzen!

Was tun gegen Leerstand?

Wie andere Kommunen auch kämpft das bayerische Hof seit Jahren gegen Leerstand. Eine Strategie hat sich dabei als besonders erfolgreich erwiesen!

Wandern im Fichtelgebirge, abschalten im Frankenwald - eigentlich ist das Hofer Land für seine atemberaubende Natur bekannt. Doch seit einigen Jahren macht die bayerische Region auch mit einem anderen Thema Schlagzeilen: nämlich Leerstand. Denn während am Stadtrand neue Häuser gebaut werden, wird die Innenstadt immer leerer und Häuser verfallen. Das ist der sogenannte Donut-Effekt. Diesen Effekt zu verringern, hat sich Fabian Höhne, der als Leerstands- und Immobilienmanager im Landkreis Hof arbeitet, zur Aufgabe gemacht.

Was ist eigentlich die Ursache für Leerstand in einer Kommune?

Zwar bringt das Wohnen in der Innenstadt viele Vorteile mit sich. Etwa, dass man in Hausschuhen zum Bäcker huschen kann, mehr Einkaufsmöglichkeiten hat und nicht zwingend auf ein eigenes Auto angewiesen ist. Doch in den Städten und Gemeinden des Landkreises Hof wurden, wie in vielen Städten, in den letzten Jahren kaum Neubauhäuser gebaut. Stattdessen stehen hier viele alte Immobilien mit Charme. "Nur leider ist Altbau nicht besonders beliebt. Denn Hauseigentümer haben Angst vor unerwarteten Kosten, weshalb sie lieber neu bauen", weiß der Leerstandsmanager des Landkreises Hof.

Das hat Konsequenzen: "Leerstand wirkt wie ein Domino-Effekt. Sobald ein Haus leer steht, kommen die nächsten dazu. Und ehe man sich versieht, hat man ein großes Problem. Häuser sind das Gesicht einer Region und prägen das Lebensgefühl. Verfallen sie, verfällt auch die Region", warnt der Experte. Diese Problematik hat die Region erkannt, weshalb der Landkreis Anfang des Jahres eine Kooperation mit den Landkreisen Wunsiedel und Bayreuth eingegangen ist. Nach zwei Jahren wurde diese auf die Nachbarregionen ausgedehnt. Die Vernetzung untereinander soll gegen den Leerstand helfen. Es wurde eine interne Datenbank erstellt, in der die Landkreise genau nachverfolgen könne, wo welches Haus leer steht. In Zukunft soll noch eine Immobilienbörse hinzu kommen, in der Mietinteressenten nach geeigneten Wohnungen oder Häusern suchen oder selbst welche inserieren können. Die Börse soll in Zukunft auf allen kommunalen Websites laufen - also auf insgesamt 79.

Mit dieser Strategie hat Hof Erfolg

Doch es soll nicht nur bei der Immobilienbörse bleiben. Hof setzt auf weitere Maßnahmen, um den Leerstand erfolgreich zu bekämpfen. So bietet der Landkreis Bürgerveranstaltungen an, zu denen Einwohner und Hauseigentümer eingeladen sind. "Hier werden verschiedene Themen rund ums Bauen angesprochen. Zum Beispiel welche Möglichkeiten sich für Erben lohnen, wie teuer Sanierungen sind, was ein barrierefreier Umbau kostet und wofür es finanzielle Zuschüsse gibt. Es gibt viele Alternativen zum Leerstand. Das Problem ist nur, dass die meisten Menschen von all den Möglichkeiten kaum Kenntnis haben und sie deshalb nicht umsetzen", verrät Höhne.

Zudem bieten die Leerstandsmanager der Landkreise persönliche Beratungen an. So kann jeder, der nicht weiß, was er mit seiner Immobilie tun soll, beim Leerstandmanagement anrufen. Neben einer ersten Beratung durch die Mitarbeiter des Landratsamtes besteht auch die Möglichkeit zu einer ausführlichen Beratung durch einen Architekten. Die Architekten begutachten zehn Stunden lang das Objekt, machen eine erste Analyse über vorhandene Schäden und entwickeln gemeinsam mit den Kaufinteressenten oder Eigentümern Nutzungskonzepte und machen eine Kostenschätzung was eine eventuelle Sanierung kosten wird. Für die zehnstündige Beratung zahlt man lediglich 100 Euro.

"Richtig gute Ergebnisse erzielen wir, wenn wir persönlichen Kontakt zu den Eigentümern herstellen", weiß Höhne. Die Mitarbeiter des Leerstandsmanagements verschicken regelmäßig Post an Hausbesitzer, deren Immobilie leer steht. "Wir fragen sie, ob sie Hilfe mit der ungenutzten Immobilie brauchen und ob wir sie unterstützen können. Wir klären sie über Fördermittel auf und sagen ihnen, dass wir gemeinsam eine Lösung finden können. Wer mir nicht antwortet, den schreib ich auch mehrmals an. Da kenne ich keine Grenzen", erklärt Höhne entschlossen. Für ihn steht außer Frage, dass vor Ort nur dann etwas erreicht werden kann, wenn Kommune und Bürger zusammenarbeiten. Und sein Engagement zahlt sich aus: "Bei dem Fragebogen haben wir eine Rücklaufquote von 60 Prozent. Meistens vereinbaren wir auch einen Termin mit dem Eigentümer und sprechen dann persönlich über das Haus. Wenn da zum Beispiel die Enkel das Haus der Oma geerbt haben, selbst aber nicht in der Region wohnen, frage ich am Ende des Termins immer: Meinen Sie nicht, dass es im Sinne Ihrer Großmutter wäre, wenn das Haus nicht verfällt, sondern an eine junge Familie vergeben wird, die sich gut um es kümmern kann? 80 Prozent sagen dann ja."

Höhnes Erfolgsstrategie heißt deshalb: Wenn man einmal ins Gespräch kommt, findet sich fast immer eine Lösung. Und diese Strategie ließe sich auch ohne weiteres in anderen Kommunen anwenden.

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