Windräder? Im Paderborner Land sind sie überall zu finden.
Windkraft und Ackerbau: Hier existiert beides nebeneinander.
© K.H.Trachternach / Stadt Lichtenau

Erneuerbare Energie

Wenn Windräder die Kommune finanziell retten

Bis zum Jahr 2025 möchte das Land Nordrhein-Westfalen 1,8 Prozent der Landesfläche für Windkraftanlagen ausweisen. In einer Stadt im Bürener Land, Kreis Paderborn, knapp 11.000 Einwohner, ist man schon viel weiter: 180 Windräder drehen sich hier. Der frühe Ausbau der Windenergie beschert den Bürgern einen sensationellen günstigen Tarif. Und die Bürgermeisterin sagt: Ohne die Anlagen befände sich ihre Stadt in der Haushaltssicherung.

Windkraftgegner benutzen gerne ein Bild, wenn sie gegen die Energiegewinnung durch Windkraft wettern: die Landschaft werde "verspargelt". Im Paderborner Land sieht man das anders: Eine kleine Stadt lebt dort von und mit der Windkraft und das sogar ziemlich gut. Auf die Sonne mag im Paderborner Land kein Verlass sein, aber der Wind liefert eigentlich immer. Ohne die Anlagen, sagt Bürgermeisterin Ute Maria Dülfer, befände sich ihre Stadt in der Haushaltssicherung.

Windkraft? Erst einmal gab es Proteste 

In Lichtenau ist die älteste noch in Betrieb befindliche Anlage aus den 1990er Jahren und sie liefert gerade einmal 500 Kilowatt an Leistung. Die neueste Anlage kommt dagegen auf 3,5 Megawatt. Ganz ohne Proteste ging es damals aber auch hier nicht ab. "Lichtenau wird zu Grabe getragen", lautete das Motto der Gegner und sie zogen mit brennenden Grablichtern vor das Rathaus. Ute Maria Dülfer, selbst in der Stadt geboren, der sie heute als Bürgermeisterin dient: "Ich habe damals auch erst gefremdet mit dieser neuen Art der Energiegewinnung. Aber heute betrachte ich die Windräder im Winter und im Sonnenuntergang und denke: Das ist charmant, das hat was."

Gar nicht so unromantisch: Ein Windrad in der Abenddämmerung.

Strom aus Wind: alle profitieren

Der frühe Ausbau der Windenergie beschert den Lichtenauer Bürgerinnen und Bürgern einen vergleichsweise günstigen Tarif. Während anderswo der Strompreis auf 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt wird, zahlt man im Paderborner Land 31 Cent. Zwar gibt es inzwischen auch wieder günstigere Anbieter am Markt, gerade in der Zeit der extrem hohen Strompreise jedoch hatten die Bürger vor Ort trotzdem eine Sicherheit auf diese 31 Cent. Knapp 600 Bürger sind finanziell an den Anlagen beteiligt. Rund 350 als Eigentümer der Windkraft-Standorte. Sechs Windkraftanlagen sind in der Hand der Kommune. Mit den Einnahmen hat die Stadt zum Beispiel den Trinkwasserpreis gesenkt. In die Bürger- und Energiestiftung Lichtenau/Westfalen zahlen alle Investoren freiwillig Gelder ein, um Bürger- und Stiftungsprojekte rund um Energie, Klima und Soziales zu finanzieren. Etwa 200.000 Euro im Jahr kommen zusammen. Auch das, unterstreicht die Bürgermeisterin, sorge für eine breite Akzeptanz der Windkraft.

Und wo bleibt der Naturschutz?

Im April kritisierte Dirk Tornede vom Naturschutzbund NABU in Paderborn gegenüber der Westfalenpost: Der Artenschutz komme viel zu kurz, Flächen für Windräder würden oft nicht, wie versprochen, durch neue Grünflächen kompensiert. Lichtenaus Bürgermeisterin Ute Maria Dülfer wiederspricht: "Wenn Im Zuge einer Bau-Genehmigung für Windenergieanlagen Ausgleichsflächen gefordert wurden, wurden diese auch umgesetzt." Allerdings gebe dafür verschiedene Varianten. Bei Ausgleichsflächen für gefährdete Vogelarten müssten diese auch tatsächlich in der Fläche umgesetzt werden, um die Vogelarten in eine andere Fläche „zu locken“. Bei Ausgleichsflächen für den Eingriff in Natur und Landschaft, könnten auch andere Vorgehensweisen zum Tragen kommen, etwa der Ausgleich durch finanzielle Mittel.     

 

Fotocredits: Franke / Stadt Lichtenau