Bauprojekte
Wohngebiete der Zukunft in den Kommunen
Beispiel 1 Wohnhöfe als
Herzschrittmacher für Altstadt
In Münnerstadt in Unterfranken soll auf einem knapp drei Hektar großen Gelände einer ehemaligen Gärtnerei ein zukunftsweisendes Wohnquartier entstehen. Klimaneutral soll es sein, ökologisch, energetisch und ressourcenschonend. Die Bewohner sollen in Wohnhöfen auf einem Areal mit parkähnlichem Charakter leben. Bürgermeister Michael Kastl erläutert: „Viele Kommunen favorisieren noch immer Einfamilienhäuser, uns dagegen war es wichtig, im Bestand Wohnungen anzubieten. In dem neuen Quartier soll es kleine Wohnungen – etwa für Auszubildende – geben und größere für Familien. Wir hoffen, dass das neue Quartier eine Art Herzschrittmacher für unsere Altstadt wird.“ Jetzt heißt es, Investoren für das innovative Wohnprojekt zu generieren. Dabei auch im Fokus: die örtlichen Arbeitgeber. Michael Kastl unterstreicht: „In Zeiten des Facharbeitermangels suchen auch unsere Unternehmen Personal. Ohne Wohnraum wird die Arbeitnehmerakquise in jeden Fall schwierig.“
Beispiel 2 Ambitioniertes Projekt in Wildpoldsried
Auf vier innerörtlichen Flächen will Wildpoldsried im Oberallgäu auf 2,7 Hektar unterschiedliche Ansätze im Projekt „Neues Wohnen Wildpoldsried“ verbinden: Wohnen und Arbeiten, Eigentum und Miete, Dichte und Freiraum, Jung und Alt, Klima und Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Mobilität. Da zwei Flächen sich in Privatbesitz befinden, wurden nicht nur die Bürger, sondern auch die Flächenbesitzer miteinbezogen. Ziel ist es, neue Lösungen für moderne Formen des Zusammenlebens anzubieten und ökologisch und flächenschonend zu bauen. Bürgermeisterin Renate Schön unterstreicht: „Wir wollen in Wildpoldsried langfristig, also in 30- bis 50-Jahres-Schritten denken. Das bedeutet auch: Landschaften und Natur erhalten, Ressourcen schonen und den Flächenverbrauch minimieren. „Das Landstadt-Projekt hat uns nun in die Lage versetzt, gemeinsam mit Profis die Stadt und ihre Potentiale ganzheitlich zu betrachten. Dazu gehörte auch eine offene Planungswerkstatt.“
Beispiel 3
Tiny House-Siedlung nachhaltig geplant
In Burgrieden in Oberschwaben mit gut 4.000 Einwohnern entsteht ein „Quartier für kleines Wohnen“. Mit 26 Parzellen auf 1,2 Hektar Land wird dort seit 2023 die bisher größte Tiny House-Siedlung in Baden-Württemberg umgesetzt. Sie besteht aus Modulhäusern, die je auf eine Grundfläche von maximal 44 Quadratmetern beschränkt sind. Eine Holzhaus-Manufaktur und ein Planungsbüro waren auf die Gemeinde Burgrieden 2019 zugegangen. Für die kleinen Häuser dürfen nur recyclebare, nachwachsende und regionale Rohstoffe verwendet werden. Die Dächer müssen begrünt werden. Beheizt werden die Tiny Houses und Modulhäuser über Wärmepumpen, PV-Anlagen sorgen für den Strom. Drei Jahre hat das Genehmigungsverfahren gedauert, so Bürgermeister Frank Högerle. Die Siedlung war zunächst als Sonderbebauungsgebiet geplant. Mitten im Prozess stellte sich heraus, dass das nicht möglich ist. So trat man in ein beschleunigtes Bebauungsplanverfahren ein. Alle 26 Parzellen sind vergeben und teilweise bereits bebaut.
Beispiel 4 Wenig Autoverkehr und serielles Bauen
Besonders vielschichtig ist das neue Projekt in Roth in Mittelfranken. Die 25.232-Einwohner-Kommune möchte ein knapp zehn Hektar großes ehemaliges Gewerbe- und Industriegebiet in der Nähe der Altstadt in ein Wohnquartier umwandeln. Im Fokus: Wohnraum für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, serielles Bauen, hohe bauliche Dichte, kurze Wege, autoarme Straßen, hohe Aufenthaltsqualität, Renaturierung, Frischluftzonen, Kühlungsfunktionen und eine klimagerechte Planung mit offenen Wasserläufen und Regenwassernutzung. Ein Teil der Fabrikstruktur soll erhalten bleiben. Stadtbaumeister Wolfgang Baier: „Unseren Wunsch, die Brache neu zu entwickeln, gab es seit 2009, aber erst 2017 konnten wir die Fläche erwerben. Mit der Förderung durch das Landstadt-Projekt konnten wir das Konzept vorantreiben. Der Siegerentwurf ist sehr anspruchsvoll.“ Erste Hochrechnungen gehen von einer Investition von etwa 280 Millionen Euro aus. Fördermittel sollen eingeworben werden.
Beispiel 5 Mehrgenerationen-Platz im
Wohngebiet
Einfach bauen wie bisher? Das ist der Gemeinde Apen in Niedersachsen zu wenig. Im Gebiet Augustfehn-Hengstforde soll „Wohnen, Arbeit und Leben gleichermaßen stattfinden“, wie Bürgermeister Matthias Huber erläutert. Kleinere Wohneinheiten für Senioren, Einfamilienhäuser, ein Mehrgenerationen-Platz und ein zentraler Treffpunkt sind geplant. Der Bebauungsplan sieht 280 Baugrundstücke vor. Das Projekt setzt die Niedersächsische Landgesellschaft mbH um, die auch die Wohnungen verlauft. Die NLG trage alle Kosten und die Gemeinde gehe kein finanzielles Risiko ein. Partner ist ein Unternehmen, das eine Straßenbeleuchtung mit mitlaufendem Licht installiert. Ein Radarsensor erfasst die sich nähernden Fahrzeuge oder Fußgänger und kommuniziert mit den benachbarten Leuchten, in Folge wird die Lichtintensität erhöht. Dabei erkennt der Sensor, ob es sich um Fahrzeuge oder Personen handelt und regelt die Beleuchtungsintensität.
Beispiel 6 Wohnen, Co-Working
und Gewerbe
In Neukirchen im Landkreis Amberg-Sulzbach steht knapp ein Hektar zur Verfügung. Die Gemeinde hat auch gerade einmal 2.472 Einwohner. Die Räume einer ehemaligen Schule sollen inklusive Sporthalle nicht abgerissen, sondern weiter genutzt werden. Eine entsprechende Studie gab es bereits vor der Bewerbung für das Projekt „LANDSTADT BAYERN“. Sie sieht vor, unterschiedliche Wohntypen anzubieten, Co-Working-Plätze und kleinere Gewerbeeinheiten. Entstehen soll ein fortschrittliches Wohnprojekt, das ganz unterschiedliche Menschen zusammenbringt und zu einer lebendigen Gemeinschaft werden lässt. Bürgermeister Peter Achatzi erläutert: „Die Diskussionen rund um das ehemalige Schulgebäude werden bei uns schon länger geführt. Wir konnten uns noch einmal vertieft damit befassen und auch die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen. Jetzt suchen wir nach einem passenden Umsetzungsmodell und möglichen Investoren.“
Beispiel 7 Modernes und
altersfreundliches Wohnen
Im brandenburgischen Senftenberg hat die Kommunale Wohnungsgesellschaft einen ehemals trist wirkenden DDR-Plattenbau aus dem Jahr 1979 umgebaut und neugestaltet. Entstanden sind vor allem altersfreundliche 1- und 2-Raum-Wohnungen. Um dem hohen Bedarf an barrierefreiem Wohnraum nachzukommen, wurden zusätzlich vier Wohnungen rollstuhlgerecht umgebaut. Das fünfgeschossige Gebäude mit farbenfroher Fassade bildet die Verbindung zwischen dem Stadtkern und dem nahen Senftenberger See. Angeboten werden unterschiedliche Wohnformen: angefangen beim Familienwohnen über barrierearmes Wohnen bis hin zu rollstuhlgerechtem Wohnen. Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden bei der Umgestaltung eingebunden. „Das hat die Identifikation mit dem Unternehmen und dem Wohnumfeld erhöht“, so Geschäftsführer Tobias Dorn. Zudem seien positive Klima-Effekte durch die energetische Ertüchtigung des Gebäudes entstanden. Investiert wurden 7,6 Millionen Euro. Mehr dazu finden Sie hier.