Gastbeitrag
Anweisung eines Bürgermeisters: Schluss mit dem Gendern
Unsere Sprache ist wichtig! Täglich kommunizieren wir miteinander und nutzen dabei das Medium Sprache - ob schriftlich oder mündlich – um uns mitzuteilen. Gendern oder nicht? Ein umstrittenes Thema, das nicht ohne Grund bei einem großen Teil der Bevölkerung auf Ablehnung stößt, denn im Alltag möchten wir möglichst kurz und bündig verstanden werden. Komplizierte geschlechterneutrale Umschreibungen, Gendersternchen oder Binnen-I stören den Lesefluss und das Zuhören wird durch abgehackte Endungen oder Sprechpausen erschwert.
Zudem ist gendern in den bisher gängigen Varianten weder barrierefrei, noch leicht verständlich! Zwei großen gesellschaftlichen Gruppen wird die Teilhabe somit erschwert oder gar unmöglich gemacht: zum einen beispielsweise Menschen mit Seebeeinträchtigungen, kognitiven Einschränkungen oder Lernbehinderungen, zum anderen Menschen, für die Deutsch eine Fremdsprache ist.
Es war nur eine kleine Meldung im Amtsblatt - mit riesigem medialen Echo
Aus diesen Gründen habe ich als Erster Bürgermeister der Gemeinde Alling im Landkreis Fürstenfeldbruck/Oberbayern entschieden, dass wir als Gemeindeverwaltung zukünftig bei Berichterstattungen und Veröffentlichungen nicht mehr gendern. Wir kehren zum herkömmlichen Sprachgebrauch zurück und sprechen unsere Mitbürger wie gewohnt an, verzichten aber beispielsweise im Text auf die Nennung beider Geschlechter. Hierüber habe ich unsere rund 4200 Mitbürger in unserem gemeindlichen Mitteilungsblatt im März 2023 informiert.
Nie hätte ich gedacht, dass diese kleine Nachricht ein so großes mediales Echo hervorruft. Es wurde regional und überregional in Zeitungen, im Radio und Fernsehen über unsere Gemeinde berichtet. Offensichtlich bewegt dieses Thema uns alle mehr als angenommen.
Die Rückmeldungen auf das Verbot zum Gendern - ausschließlich positiv!
Daraufhin gingen beinahe minütlich über sämtliche Kanäle im Rathaus und bei mir persönlich hunderte Nachrichten aus ganz Deutschland, Österreich und auch der Schweiz ein. Und diese überwältigende Resonanz hat meine Entscheidung nur bekräftigt, denn 99,9 Prozent aller Rückmeldungen waren positiv.
Selbstverständlich unterliegt unsere Sprache Veränderungen und ich bin durchaus offen für Neues. Ich habe gelernt, was ein Candystorm ist, denn so nennt man eine Welle von Zuspruch in den sozialen Medien. Erzwungenes Gendern führt jedoch nicht zu mehr Gleichberechtigung oder zu größerer Akzeptanz derer, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen. Die Nennung von Berufen in der männlichen und weiblichen Form führt nicht zu geschlechtergleicher Bezahlung, und Schwierigkeiten und Probleme, mit denen sich beispielsweise queere Personen auseinandersetzen müssen, werden meiner Meinung nach nicht durch Gender-Sternchen und Sprechpausen gelöst.
Vielmehr lassen sich Toleranz, Respekt und Menschlichkeit eben nicht am Sprachgebrauch festmachen, sondern zeigen sich im täglichen Umgang miteinander. Mein Motto lautet “Taten zeigen mehr als Worte“ - und ich denke, dass sich in unserer Gemeinde die allermeisten Menschen auch ohne das Gendern akzeptiert und wertgeschätzt fühlen.
Selbstverständlich mache ich niemandem Vorschriften, ob er gendern möchte oder nicht. Und diese Freiheit gestehe ich mir ebenso zu.